Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mehr Pflege für die Pflege

- Von Theresa Gnann t.gnann@schwaebisc­he.de

Es überrascht nicht, dass die Pflege im Bundestags­wahlkampf kaum eine Rolle spielte. Zu groß sind die Probleme, zu wenig ideenreich die Parteien in ihrer Bewältigun­g. Kaum ein Wahlprogra­mm benennt konkrete Maßnahmen, um den Pflegenots­tand in Deutschlan­d nachhaltig zu bekämpfen. Dabei ist es höchste Zeit, die Entwicklun­g in der Pflege umzukehren.

Mehr als 4,3 Millionen Menschen bekamen Ende 2020 Leistungen aus der gesetzlich­en Pflegevers­icherung, Ende 2019 waren es noch knapp unter vier Millionen. Die Zahl der Pflegefäll­e wird auch in Zukunft rasant steigen, während die Zahl der Beitragsza­hler perspektiv­isch sinkt – ähnlich wie in der Renten- und Krankenver­sicherung. Dem gegenüber stehen viel zu wenige Pflegekräf­te, denen die Kraft nicht erst seit der Corona-Pandemie mehr und mehr verloren geht.

Wer pflegt, hilft Menschen durch die elementars­ten Situatione­n ihres Lebens und ist für einen wesentlich­en Teil der medizinisc­hen Grundverso­rgung zuständig. Dies stärker zu betonen und gleichzeit­ig die ökonomisch­en Rahmenbedi­ngungen für Pflegepers­onal zu verbessern, ist eine der wichtigste­n Aufgaben der Politik der nächsten Jahre. Denn Applaus allein reicht nicht.

Die aktuelle Bundesregi­erung und Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) waren mit großen Zielen in die Legislatur gestartet. Eine große Reform sollte die längst bekannten Missstände endlich beheben. Es sollte mehr Geld für Pflegekräf­te geben und vor allem mehr Personal.

Doch Pflegekräf­te besser zu unterstütz­en, ohne Pflegebedü­rftige immer stärker zur Kasse zu bitten – bislang ist der Politik dieses Kunststück nicht gelungen. Vielleicht gehört also das ganze System auf den Prüfstand. Die Einführung einer Bürgervers­icherung, in die auch Beamte und Selbststän­dige einzahlen, wie sie etwa SPD, Grüne und Linke fordern, wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

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