Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Viele Deutsche würden keinen Kandidaten wählen
Kurz vor der Bundestagswahl haben sich noch immer 25 Prozent der Wähler nicht entschieden
BERLIN (dpa) - Für die meisten Wähler sind die Würfel zur Bundestagswahl gefallen – welche Koalition nach Sonntag rauskommen könnte, ist dagegen völlig offen. Kurz vor der Abstimmung haben sich drei von vier Wahlberechtigten einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge inzwischen für eine Partei entschieden. Derzeit sind den Umfragen zufolge verschiedene Dreier-Bündnisse möglich, neben einer Ampelkoalition auch ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken sowie eine CDU-geführte Koalition mit Grünen und FDP. Zuletzt rückte die Union in den Erhebungen wieder etwas näher an die SPD heran.
In den am Donnerstag veröffentlichten Umfragen von YouGov und dem Institut Kantar für das Magazin „Focus“liegt die SPD mit 25 Prozent vor der Union, die auf 21 Prozent kommt. An dritter Stelle liegen die Grünen mit 14 beziehungsweise 16 Prozent, gefolgt von der AfD mit elf bis zwölf Prozent und der FDP mit elf Prozent. Die Linke käme auf sieben Prozent. Könnten die Wähler den Kanzler direkt wählen, läge Scholz laut YouGov deutlich vorn. Er bekäme 31 Prozent der Stimmen, Laschet und die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock nur elf Prozent. 38 Prozent würden keinen der drei wählen. Klar ist aber auch: Wahlumfragen sind immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Demoskopen die Gewichtung. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider.
Umfragen wie diese sind allerdings keine Prognosen für den Wahlausgang, sondern nur ein aktuelles Stimmungsbild.
Übersehen wird oft auch, dass die Institute selbst immer auf einen Fehlerbereich hinweisen. Dieser liegt zwischen etwa ein bis drei Prozentpunkten für die jeweiligen Werte. Dass Umfragen daneben liegen können, zeigte sich zuletzt etwa bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im Juni, bei der die CDU sehr viel stärker abschnitt als alle Umfragen vermuten ließen.
Die am Wahlsonntag um Punkt 18.00 Uhr veröffentlichten Prognosen basieren auf sogenannten ExitPolls: Dabei werden Menschen direkt nach ihrer Wahl befragt.