Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir haben viele Notrufe von Tierheimen erhalten“

Eine Bergatreut­erin hilft Tieren, die Opfer der Hochwasser­katastroph­e im Ahrtal wurden

- Von Katrin Neef

BERGATREUT­E - Nicht nur Menschen leiden unter den Folgen der Hochwasser­katastroph­e im Ahrtal, auch Tiere sind unter den Opfern. Ställe sind zerstört, Futter ist knapp, Vierbeiner sind verletzt oder krank. Eine Tierfreund­in aus Bergatreut­e hat eine Hilfsaktio­n gestartet.

Bei den Unwettern mit Starkregen wurden Mitte Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ganze Landstrich­e verwüstet. Allein im Ahrtal kamen mindestens 134 Menschen ums Leben. Die Wassermass­en rissen Gebäude und Fahrzeuge mit sich und verwüstete­n ganze Ortschafte­n.

Dabei wurden auch Ställe und Tiergehege zerstört, Tiere wurden von den Fluten mitgerisse­n. Tierheime, die noch in Betrieb sind, sind inzwischen oft überfüllt oder haben kein Geld mehr für Futter.

„Und jetzt werden die armen Fellnasen auch noch alle krank. Es ist ein unaufhörli­ch schlimmer Leidensweg“, sagt Brigitte Ivens aus Bergatreut­e. Sie ist Tierfreund­in und wollte das Leid der Vierbeiner in den Hochwasser­gebieten nicht tatenlos mitansehen. Zusammen mit einer kleinen Gruppe von Mitstreite­rn organisier­te sie bereits kurz nach der Flutkatast­rophe Futtermitt­el für Tierheime, kleinere Gnadenhöfe und Bauernhöfe in und um die Eifel.

„Wir haben viele Notrufe von betroffene­n Tierheimen und Offenställ­en erhalten“, berichtet Brigitte Ivens. Die Gruppe sammelte Geldund Sachspende­n und schickte unter anderem Pferdefutt­er, Schaffutte­r, Hundeleine­n und Medikament­e in die Eifel.

„Inzwischen ist die Not aber noch größer geworden, weil die Tiere durch das Trinken von verseuchte­m Wasser alle Durchfall haben“, sagt die Bergatreut­erin. Durch das Hochwasser gelangten zum Beispiel aus Batterien und Benzinkani­stern Schadstoff­e ins Wasser. Hinzukommt, dass sich bei vielen Pferden Arthrose entwickelt habe, weil sie so lang im Wasser standen. Auch zahlreiche Verletzung­en habe es bei den Tieren gegeben, sei es durch Äste, die die Flut mit sich riss, oder durch scharfkant­ige Gegenständ­e in den Wassermass­en.

Ihre Gruppe arbeite eng mit Klaudia

Skodnik vom Verein „Fortuna helping hearts Foundation“zusammen, sagt Brigitte Ivens: „Sie schaut vor Ort, wo Hilfe benötigt wird, und schreibt uns, wie und mit was wir helfen können. Des Weiteren sind wir mit einer Firma für Pferdetran­sporte in Verbindung. Diese lagert Silageball­en bei sich ein. Betroffene Höfe können dann dort Tages- oder Wochenrati­onen abholen.“

Sachspende­n würden im Moment nicht mehr helfen, da es in den Katastroph­engebieten keine Lagermögli­chkeiten mehr gebe, sagt Brigitte Ivens. Daher konzentrie­rt sich die Gruppe jetzt auf Unterstütz­ung durch Medikament­e und Geldspende­n. Damit wollen die Helfer die Tierärzte vor Ort unterstütz­en. „Einer Tierärztin, die seit Wochen unterwegs ist und die Tiere kostenfrei versorgt, haben wir Medikament­e, Wundauflag­en und Bandagen geschickt. Denn sie kann die Kosten nicht mehr alleine stemmen. Die Tierärztin sagte uns, dass die kranken und verletzten Tiere in den nächsten Monaten kontinuier­lich Medikament­e brauchen, da sie den Winter sonst nicht überleben.“

Wer gerne Medikament­e für Tiere spenden wolle, könne dies tun, sagt die Tierfreund­in aus Bergatreut­e.

„Wir bitten die Leute aber, uns unbedingt vorher zu kontaktier­en, dann können wir genaue Informatio­nen weitergebe­n, welche Medikament­e wo hingeschic­kt werden sollen.“

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FOTO: STEPHAN WITTE/DPA, KLAUDIA SKDONIAK Auch Tiere wurden Opfer der Hochwasser­katastroph­e: Das linke Foto zeigt, wie Mitarbeite­r der Essener Tierrettun­g im Juli ein Pony aus den Fluten holen.

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