Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir haben viele Notrufe von Tierheimen erhalten“
Eine Bergatreuterin hilft Tieren, die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal wurden
BERGATREUTE - Nicht nur Menschen leiden unter den Folgen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal, auch Tiere sind unter den Opfern. Ställe sind zerstört, Futter ist knapp, Vierbeiner sind verletzt oder krank. Eine Tierfreundin aus Bergatreute hat eine Hilfsaktion gestartet.
Bei den Unwettern mit Starkregen wurden Mitte Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ganze Landstriche verwüstet. Allein im Ahrtal kamen mindestens 134 Menschen ums Leben. Die Wassermassen rissen Gebäude und Fahrzeuge mit sich und verwüsteten ganze Ortschaften.
Dabei wurden auch Ställe und Tiergehege zerstört, Tiere wurden von den Fluten mitgerissen. Tierheime, die noch in Betrieb sind, sind inzwischen oft überfüllt oder haben kein Geld mehr für Futter.
„Und jetzt werden die armen Fellnasen auch noch alle krank. Es ist ein unaufhörlich schlimmer Leidensweg“, sagt Brigitte Ivens aus Bergatreute. Sie ist Tierfreundin und wollte das Leid der Vierbeiner in den Hochwassergebieten nicht tatenlos mitansehen. Zusammen mit einer kleinen Gruppe von Mitstreitern organisierte sie bereits kurz nach der Flutkatastrophe Futtermittel für Tierheime, kleinere Gnadenhöfe und Bauernhöfe in und um die Eifel.
„Wir haben viele Notrufe von betroffenen Tierheimen und Offenställen erhalten“, berichtet Brigitte Ivens. Die Gruppe sammelte Geldund Sachspenden und schickte unter anderem Pferdefutter, Schaffutter, Hundeleinen und Medikamente in die Eifel.
„Inzwischen ist die Not aber noch größer geworden, weil die Tiere durch das Trinken von verseuchtem Wasser alle Durchfall haben“, sagt die Bergatreuterin. Durch das Hochwasser gelangten zum Beispiel aus Batterien und Benzinkanistern Schadstoffe ins Wasser. Hinzukommt, dass sich bei vielen Pferden Arthrose entwickelt habe, weil sie so lang im Wasser standen. Auch zahlreiche Verletzungen habe es bei den Tieren gegeben, sei es durch Äste, die die Flut mit sich riss, oder durch scharfkantige Gegenstände in den Wassermassen.
Ihre Gruppe arbeite eng mit Klaudia
Skodnik vom Verein „Fortuna helping hearts Foundation“zusammen, sagt Brigitte Ivens: „Sie schaut vor Ort, wo Hilfe benötigt wird, und schreibt uns, wie und mit was wir helfen können. Des Weiteren sind wir mit einer Firma für Pferdetransporte in Verbindung. Diese lagert Silageballen bei sich ein. Betroffene Höfe können dann dort Tages- oder Wochenrationen abholen.“
Sachspenden würden im Moment nicht mehr helfen, da es in den Katastrophengebieten keine Lagermöglichkeiten mehr gebe, sagt Brigitte Ivens. Daher konzentriert sich die Gruppe jetzt auf Unterstützung durch Medikamente und Geldspenden. Damit wollen die Helfer die Tierärzte vor Ort unterstützen. „Einer Tierärztin, die seit Wochen unterwegs ist und die Tiere kostenfrei versorgt, haben wir Medikamente, Wundauflagen und Bandagen geschickt. Denn sie kann die Kosten nicht mehr alleine stemmen. Die Tierärztin sagte uns, dass die kranken und verletzten Tiere in den nächsten Monaten kontinuierlich Medikamente brauchen, da sie den Winter sonst nicht überleben.“
Wer gerne Medikamente für Tiere spenden wolle, könne dies tun, sagt die Tierfreundin aus Bergatreute.
„Wir bitten die Leute aber, uns unbedingt vorher zu kontaktieren, dann können wir genaue Informationen weitergeben, welche Medikamente wo hingeschickt werden sollen.“