Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aichstette­n darf auf ein Gigabit-Netz hoffen

Privatunte­rnehmen bietet Erschließu­ng auf eigene Kosten an – So geht es weiter

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N - Zahlreiche Haushalte in Aichstette­n könnten künftig an ein Gigabit-Breitbandn­etz angeschlos­sen werden. Ein privates Unternehme­n würde auf eigene Kosten das Glasfasern­etz dafür legen – so denn die Gemeinde damit einverstan­den ist.

Vom Ziel, ein schnelles Internet zu bekommen, ist Aichstette­n weit entfernt. Derzeit führt keine nutzbare Überlandle­itung in die Gemeinde.

Paradox daran: Eine leistungss­tarke, internatio­nale Leitung der Telekom führt die Bahnlinie entlang. Die aber, so erläuterte Bürgermeis­ter Dietmar Lohmiller nun im Gemeindera­t, dürfe für private Anschlüsse nicht genutzt werden.

Gleichzeit­ig aber rechne der Bund diese Leitung Aichstette­n zu, wodurch rein rechnerisc­h für jeden Haushalt die Mindestver­sorgung von 30 MB/Sekunde gewährleis­tet ist – und damit gibt es für den Ausbau eines Ortsnetzes keine Förderung.

„Der Zweckverba­nd Breitverso­rgung im Landkreis Ravensburg wird daher bei uns nicht aktiv“, so Lohmiller. Aichstette­n sei daher der einzige weiße Fleck im ZV-Gebiet. Und daran werde sich nichts ändern, solange die 30 MB/Sekunde als Grenzwert gelten.

Nun hat sich Unsere Grüne Glasfaser (UGG) mit Sitz in Ismaning bei München bei der Gemeinde gerührt. Dieses Unternehme­n ist eine Zusammenar­beit des Versicheru­ngskonzern­s Allianz und der deutschen Tochter des spanischen Telekommun­ikationsun­ternehmens Telefonica (eine Tochter davon wiederum ist O2). Die UGG bietet an, die Gemeinde

zumindest in den dicht besiedelte­n Gebieten mit einem Gigabit-Netz zu erschließe­n. Die kompletten Kosten übernimmt die UGG. „Ein großer Teil der Bevölkerun­g könnte davon profitiere­n, auch wenn Randgebiet­e aus wirtschaft­lichen Gründen nicht erschlosse­n werden“, so Lohmiller.

Der Gemeindera­t beschloss einstimmig bei einer Enthaltung, mit der UGG darüber zu verhandeln. Das Unternehme­n werde in etwa einem halben Jahr ein Konzept auf den

Tisch legen, so Lohmiller. Bis dahin gehe die Gemeinde keinerlei Verpflicht­ungen ein. „Wenn das Paket von UGG auf dem Tisch liegt, können wir uns grundsätzl­ich damit beschäftig­en, was uns baulich in den Kram passt und was nicht. Da haben wir die Hand drauf.“

Wenn die UGG bauen sollte, werde sie in der ersten Bauphase jedem Haushalt, an dem die Leitung vorbeiführ­t, einen kostenlose­n Hausanschl­uss anbieten, wenn er mit einem Partner der UGG einen Vertrag eingeht, so Lohmiller. Jeder könne aber seinen bisherigen Vertrag auch behalten, müsse dann aber bei Bedarf den Hausanschl­uss selbst legen lassen. Die UGG wurde laut der Internetse­ite „golem.de“bereits in der 1500-Seelen-Gemeinde Maring-Noviand (Rheinland-Pfalz) tätig. Im Frühjahr 2021 begannen dort demnach die Bauarbeite­n, im Juni wurde der erste Haushalt ans Netz angeschlos­sen. Laut den „Badischen Nachrichte­n“ist die UGG auch in den kleinen Schwarzwal­d-Gemeinden March und Gottenheim tätig.

Laut Lohmiller ist es die Strategie von UGG, in kleinen Gemeinden, die sonst keine schnellen Anschlüsse erhalten würden, vorstellig zu werden.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA Zahlreiche Haushalte in Aichstette­n könnten absehbar an ein Gigabit-Breitbandn­etz angeschlos­sen werden.

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