Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aichstetten darf auf ein Gigabit-Netz hoffen
Privatunternehmen bietet Erschließung auf eigene Kosten an – So geht es weiter
AICHSTETTEN - Zahlreiche Haushalte in Aichstetten könnten künftig an ein Gigabit-Breitbandnetz angeschlossen werden. Ein privates Unternehmen würde auf eigene Kosten das Glasfasernetz dafür legen – so denn die Gemeinde damit einverstanden ist.
Vom Ziel, ein schnelles Internet zu bekommen, ist Aichstetten weit entfernt. Derzeit führt keine nutzbare Überlandleitung in die Gemeinde.
Paradox daran: Eine leistungsstarke, internationale Leitung der Telekom führt die Bahnlinie entlang. Die aber, so erläuterte Bürgermeister Dietmar Lohmiller nun im Gemeinderat, dürfe für private Anschlüsse nicht genutzt werden.
Gleichzeitig aber rechne der Bund diese Leitung Aichstetten zu, wodurch rein rechnerisch für jeden Haushalt die Mindestversorgung von 30 MB/Sekunde gewährleistet ist – und damit gibt es für den Ausbau eines Ortsnetzes keine Förderung.
„Der Zweckverband Breitversorgung im Landkreis Ravensburg wird daher bei uns nicht aktiv“, so Lohmiller. Aichstetten sei daher der einzige weiße Fleck im ZV-Gebiet. Und daran werde sich nichts ändern, solange die 30 MB/Sekunde als Grenzwert gelten.
Nun hat sich Unsere Grüne Glasfaser (UGG) mit Sitz in Ismaning bei München bei der Gemeinde gerührt. Dieses Unternehmen ist eine Zusammenarbeit des Versicherungskonzerns Allianz und der deutschen Tochter des spanischen Telekommunikationsunternehmens Telefonica (eine Tochter davon wiederum ist O2). Die UGG bietet an, die Gemeinde
zumindest in den dicht besiedelten Gebieten mit einem Gigabit-Netz zu erschließen. Die kompletten Kosten übernimmt die UGG. „Ein großer Teil der Bevölkerung könnte davon profitieren, auch wenn Randgebiete aus wirtschaftlichen Gründen nicht erschlossen werden“, so Lohmiller.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig bei einer Enthaltung, mit der UGG darüber zu verhandeln. Das Unternehmen werde in etwa einem halben Jahr ein Konzept auf den
Tisch legen, so Lohmiller. Bis dahin gehe die Gemeinde keinerlei Verpflichtungen ein. „Wenn das Paket von UGG auf dem Tisch liegt, können wir uns grundsätzlich damit beschäftigen, was uns baulich in den Kram passt und was nicht. Da haben wir die Hand drauf.“
Wenn die UGG bauen sollte, werde sie in der ersten Bauphase jedem Haushalt, an dem die Leitung vorbeiführt, einen kostenlosen Hausanschluss anbieten, wenn er mit einem Partner der UGG einen Vertrag eingeht, so Lohmiller. Jeder könne aber seinen bisherigen Vertrag auch behalten, müsse dann aber bei Bedarf den Hausanschluss selbst legen lassen. Die UGG wurde laut der Internetseite „golem.de“bereits in der 1500-Seelen-Gemeinde Maring-Noviand (Rheinland-Pfalz) tätig. Im Frühjahr 2021 begannen dort demnach die Bauarbeiten, im Juni wurde der erste Haushalt ans Netz angeschlossen. Laut den „Badischen Nachrichten“ist die UGG auch in den kleinen Schwarzwald-Gemeinden March und Gottenheim tätig.
Laut Lohmiller ist es die Strategie von UGG, in kleinen Gemeinden, die sonst keine schnellen Anschlüsse erhalten würden, vorstellig zu werden.