Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Entsetzen über Kosten des Gymnasium-Anbaus in Bad Waldsee
Laut städtischer Schätzung wird die Erweiterung 6,65 Millionen Euro kosten
BAD WALDSEE - Rund 6,65 Millionen Euro wird die Erweiterung des Bad Waldseer Gymnasiums laut Schätzung der Stadtverwaltung kosten. Diese hohen Kosten haben für Erstaunen und Entsetzen im Verwaltungsausschuss gesorgt. Wer die Baumaßnahme umsetzen darf, soll mithilfe eines Realisierungswettbewerbs bestimmt werden.
„Die hohen Kosten haben mich richtig erschrocken“, sagte Bernhard Schultes (FW). Mehrere Stadträte waren irritiert über den Millionenbetrag, der für die Erweiterung angesetzt wurde. Hochbauabteilungsleiter Andreas Heine machte deutlich, dass in der Kostenschätzung bereits Preissteigerungen, Nebenkosten, Möblierung samt digitaler Ausstattung sowie die Außenanlage inklusive des Schulhofs beinhaltet seien. Und zwei Anträge auf Zuschüsse des Landes würden gestellt.
Andreas Hepp (CDU) betonte, dass ihm der hohe Preis ebenfalls Magenschmerzen bereitet. Bürgermeister Henne räumte ein, dass „mit dieser Summe für den Erweiterungsbau wohl niemand gerechnet hat“. Es aber in Anbetracht der Rohstoff- und Baupreise schwierig werde, ein kostengünstigeres Angebot zu finden.
Nicht nur diese Kosten sorgten für Unmut. „Mich stört, dass wir fast 100 000 Euro ausgeben, bevor es richtig losgeht“, sagte Schultes. Schließlich hatte die Verwaltung einen Realisierungswettbewerb vorgeschlagen, der die Stadt rund 100 000 Euro kosten würde. Schultes fragte deshalb, ob die Ausschreibung wirklich auf diese Weise durchgeführt werden müsste. Die Stadtspitze entgegnete, dass Kommunen zu derartigen Verfahren angehalten seien.
Zum Verständnis: Der Realisierungswettbewerb umfasst zwei getrennte, nacheinander durchzuführende Verfahren. Im ersten Schritt wird ein öffentlicher TeilnahmeWettbewerb durchgeführt. Das ist die Auswahlphase. Dabei übernimmt ein Architekturbüro die Erstellung der Bewerbungsunterlagen in Abstimmung mit der Verwaltung. Abgefragt werden dabei Fachkunde, Leistungsfähigkeit, Erfahrung und
Zuverlässigkeit der Bewerber sowie Referenzen zu öffentlichen Gebäuden, Holzbauweise und Erfahrung im Schulbau. Es soll also herausgefunden werden, ob der Bewerber geeignet und kompetent ist. Die Ausschreibung erfolgt EU-weit. Die Vorprüfung der Teilnahmeanträge übernimmt das Architekturbüro Thomas Hirthe in Friedrichshafen.
Maximal zehn Büros bleiben nach dieser ersten Bewertung im Rennen. Es folgt der eigentliche Wettbewerbsteil, und die Entwürfe werden eingereicht. Ein unabhängiges Preisgericht
bewertet die Wettbewerbsbeiträge dann.
Weiter geht es mit der Auftragsverhandlung. Hierbei könnte der Gemeinderat den Gewinner oder einen Preisträger mit der Erweiterung des Gymnasiums beauftragen.
Voraussichtlich im Februar oder März könnte der Gemeinderat über die Vergabe entscheiden. Der Gemeinderat nimmt sich der Sache in seiner Sitzung am 4. Oktober nochmals an. Der Verwaltungsausschuss empfiehlt dem Gemeinderat den Beschluss mehrheitlich.