Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Südwesten lockert Maskenpflicht in Schulen
Ab diesem Montag können Kinder die Mund-Nasen-Bedeckung am Tisch abnehmen
STUTTGART (lsw) - Trotz zahlreicher Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen hält Baden-Württemberg an den Lockerungen der Maskenpflicht in Schulen ab Montag fest. Das Kultusministerium in Stuttgart twitterte am Sonntag: „Gestern haben wir die Corona-Verordnung #Schule notverkündet. Die Änderungen, wie die Lockerung der #Maskenpflicht treten damit wie geplant in Kraft.“
Die Pläne waren schon seit vergangener Woche bekannt: Schülerinnen und Schüler müssen am Platz keine Maske mehr tragen. „Auf den sogenannten Begegnungsflächen gilt die Maskenpflicht aber weiterhin – sie bleibt dort als Sicherheitszaun erhalten“, erläuterte das Ministerium. Das heißt: In Gängen und beispielsweise auf der Toilette gilt die Tragepflicht weiter. Auch Lehrer und Lehrerinnen können die Maske ablegen, wenn sie 1,5 Meter Abstand einhalten. „Selbstverständlich verbieten wir das Tragen der Maske nicht. Wer will, kann also im Klassenzimmer weiterhin freiwillig eine Maske tragen“, so Ministerin Theresa Schopper (Grüne). Sollte sich die CoronaLage verschärfen, greift wieder die Maskenpflicht.
Das Robert-Koch-Institut hatte am Freitag berichtet, in den vergangenen vier Wochen seien bundesweit 636 Ausbrüche in Schulen übermittelt worden – wegen möglicher Nachmeldungen sind demnach aber insbesondere die vergangenen beiden Wochen noch nicht zu bewerten.
Schon seit einiger Zeit werden zahlreiche Corona-Infektionen insbesondere bei Kindern ab dem Schulalter und bei Jugendlichen festgestellt. An Kitas und Schulen wird jedoch in der Regel auch zweimal in der Woche auf das Virus getestet. Die Covid-19-Impfstoffe sind bislang ab zwölf Jahren zugelassen. Kinder und Jugendliche erkranken zwar deutlich seltener schwer an Covid-19 als ältere Menschen, es gibt aber noch offene Fragen rund um Langzeitfolgen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rief Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Er werbe dafür „so dringlich wie bei Erwachsenen“und empfehle die Impfung „uneingeschränkt“, nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der „Passauer Neuen Presse“: „Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter.“Ein Licht am Ende des Tunnels sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige.
Der Philologenverband BadenWürttemberg, der die Gymnasiallehrer vertritt, hatte ebenfalls Bedenken geäußert: „Ich halte einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht“, erklärte Verbandschef Ralf Scholl im Bezug auf die Lockerungen. Thüringen habe vor einigen Wochen die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben – dort seien die Inzidenzwerte bei den Fünf- bis 14-Jährigen explodiert. „Wenn die Schulen offengehalten werden sollen, sind möglichst umfangreiche Schutzmaßnahmen unumgänglich“, sagte Scholl. Dazu gehörten neben den geforderten Raumluftreinigungsgeräten „auch und gerade Masken“.
Stand Freitag waren in BadenWürttemberg nach Angaben des Ministeriums 20 von landesweit ungefähr 67 500 Klassen wegen CoronaFällen aus dem Präsenzbetrieb genommen worden. In weiteren Fällen seien nur einzelne Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrkräfte infiziert oder in Quarantäne, beziehungsweise Isolation. 0,07 Prozent aller Lehrkräfte in Baden-Württemberg und 0,13 Prozent der Schülerschaft seien derzeit positiv auf das Coronavirus getestet.