Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bogen-Attentäter ist wohl psychisch krank
OSLO (AFP) - Wenige Tage nach dem Anschlag in Norwegen mit fünf Toten haben die Behörden große Zweifel an der geistigen Zurechnungsfähigkeit des mutmaßlichen Bogen-Attentäters von Kongsberg. Polizeiinspektor Per Thomas Omholt sagte am Samstag, dass die laufenden Ermittlungen den Verdacht erhärtet hätten, dass der Festgenommene psychische Probleme hat. Er wurde deshalb für die Untersuchungshaft in einer medizinischen Einrichtung untergebracht. Wie das Auswärtige Amt bestätigte, war unter den Opfern eine 52-jährige Deutsche.
Immer „weniger glaubwürdig“erschien den Ermittlern der Übertritt des Verdächtigen zum Islam. Der 37jährige Däne habe sich „nicht an die in dieser Kultur und Religion üblichen Traditionen“gehalten, sagte Omholt. Die Ermittler glauben deshalb nicht mehr, dass es sich um einen islamistisch motivierten „Terrorakt“gehandelt hat. Eine psychische Erkrankung hätte Folgen auf die Schuldfähigkeit des Angreifers. Die psychiatrische Begutachtung könnte mehrere Monate dauern.
Der 37-Jährige hatte zugegeben, am Mittwoch in Kongsberg im Südosten Norwegens fünf Menschen getötet und drei weitere verletzt zu haben. Dabei schoss er unter anderem mit Pfeil und Bogen um sich. Die Polizei nahm den Verdächtigen fest. Nach Polizeiangaben gab er die Tat zu, seine Schuld gestand er aber nicht ein.
„Alles deutet darauf hin, dass er seine Opfer willkürlich auswählte“und allein handelte, sagte Omholt weiter. Der 37-Jährige war dem Geheimdienst als möglicher radikalisierter Muslim bekannt. Eine entsprechende erste Warnung erhielt der Geheimdienst Medienberichten zufolge bereits 2015. Drei Jahre später warnte der Geheimdienst davor, dass der Verdächtige „einen kleinen Anschlag“begehen könnte. Die Behörden seien den Hinweisen damals nachgegangen. Den Berichten zufolge ergingen zudem bereits zwei Urteile gegen B.: Im vergangenen Jahr wurde ihm wegen einer Morddrohung gegen seinen Vater der Besuch seiner Eltern untersagt, und 2012 war er wegen Einbruchs und des Kaufs von Haschisch verurteilt worden.
Die Polizei gab auch die Identität der Verstorbenen bekannt: Demnach handelte es sich um vier Frauen im Alter von 52, 56, 75 und 78 Jahren sowie um einen 75-jährigen Mann. Zur Identität der drei Verletzten machten die Ermittler keine Angaben. Sie wurden mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen.