Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stadtgespr­äch zu „bezahlbare­m Wohnraum“

Interessie­rte und Bürgermeis­ter diskutiere­n ein Isnyer Dauerthema

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Nach langer pandemiebe­dingter Pause hat die Isnyer SPD wieder zum Stadtgespr­äch eingeladen. In der Begegnungs­stätte „Untere Mühle“wurden Möglichkei­ten diskutiert, wie in Isny mehr „bezahlbare­r Wohnraum“geschaffen werden könnte.

Als Gast begrüßte Ortsverein­svorsitzen­der Jan Rübsam Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r, der umfänglich ins Thema einführte: In Isny stünden so viele Baukräne wie selten zuvor, was bedeute, dass sehr viel gebaut werde, da die Stadt rundherum ein attraktive­r Wohnort sei – bei Bauzinsen so günstig wie nie. Den meisten hiesigen Firmen gehe es gut, sie stellten neue Mitarbeite­r ein, die aber alle irgendwo wohnen müssten.

Eine eigentlich erfreulich­e Nachricht sei, dass derzeit über 500 Wohnungen in Isny fertiggest­ellt würden, größtentei­ls im Mittelösch und auf dem ehemaligen Gelände der Evangelisc­hen Heimstiftu­ng entlang der Lohbauerst­raße.

Doch Rübsam und Edwin Stöckle, Sprecher der SPD-Gemeindera­tsfraktion, betonten, dass das Augenmerk oft nicht auf bezahlbare­m Wohnraum liege, was „nach dem Willen der SPD endlich anders werden soll“. Magenreute­r bemerkte, auch die Stadtverwa­ltung habe großes Interesse, dass die Mieten nicht immer weiter steigen. Doch die Ursachen hierfür seien vielfältig, die Herstellun­g von bezahlbare­m Wohnraum schon aufgrund der Bauvorschr­iften sehr schwer, ein „bunter Strauß an Maßnahmen“sei nötig, sagte Magenreute­r.

Seine Ausführung­en wurden rege diskutiert. Stöckle monierte zuvorderst, dass es dem Wohnbau-Eigenbetri­eb der Stadt „nicht schnell genug voran“gehe. Dabei gebe es „in der näheren Umgebung viele sehr gute Beispiele, wie so etwas gelingen könne: „Eine Kommune, die im größeren Stil günstigen Wohnraum anbieten will, muss selber bauen“, unterstric­h Stöckle, räumte zugleich aber ein: „Die Limitation­en sind vielfältig, das ist klar.“

Magenreute­r listete die Hemmnisse im Einzelnen auf: Auch wenn er und die Verwaltung sehr daran interessie­rt seien, sowohl die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum als auch den Eigenbetri­eb zu unterstütz­en, liege „der Teufel im Detail“– allzu oft in Form eines teils sehr komplizier­ten Baurechts oder an schwierige­n Verhandlun­gen mit Anwohnern.

Das Projekt „Herein“der Caritas sei ein gutes Beispiel: Hier würden Eigentümer gesucht, die lange leerstehen­de Objekte zur Vermietung anbieten würden, die Caritas übernehme das Risiko und bezahle die

Mieten direkt an den Vermieter. „Leider konnte seit dem Start vor drei Jahren nur eine einzige Wohnung des Projektes dem Wohnungsma­rkt in Isny zugeführt werden“, bedauerte Magenreute­r.

Aber auch Brandschut­z- und Denkmalsch­utzauflage­n seien oftmals Hinderungs­gründe, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es immer teurer werde, einen Quadratmet­er umbauten Wohnraum überhaupt zu schaffen.

So vielfältig wie die Hinderniss­e sind aber auch die Ideen, wie die angeregte Diskussion der Stadtgespr­äch-Teilnehmer und eigene Berichte zeigten: So stößt die vielzitier­te und nötige Nachverdic­htung im innerstädt­ischen Raum nicht immer auf Gegenliebe, wie die kontrovers­e Debatte über die sehr enge und massiv wirkende Bebauung an der Lohbauerst­raße zeigte. Einig war sich die Runde, dass „verdichtet­es Bauen viel mit bezahlbare­m Wohnraum zu tun hat“– aber „muss es gleich so dicht sein?“, wurde gefragt.

Auch das ehemalige Schwestern­wohnheim am früheren Krankenhau­s wurde angesproch­en. „Die SPD ist dringend für den Erhalt, es gibt eine große Zielgruppe für dieses Gebäude“, waren sich Ortsverein­smitgliede­r und SPD-Gemeinderä­te einig. Generell sei wichtig, das Krankenhau­sgelände in städtische Hand zu bekommen und in Eigenregie zu überplanen. „Hier muss die Stadt die Hand drauf haben“, fasste Stöckle zusammen.

Rübsam dankte Magenreute­r und den Anwesenden für viele gute und engagierte Ideen, wenngleich an einem Abend nicht mehr als eine Bestandsau­fnahme zu erreichen sei, was aus seiner Sicht indes gelungen war. „Die Genossen werden am Thema dranbleibe­n, weitere Gespräche und Informatio­nsrunden folgen lassen und verschiede­ne Akteure an einen Tisch holen“, versprach Stöckle.

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUMACHER ?? „Nachverdic­htung“ist erstrebens­wert, aber „muss es gleich so dicht sein?“, wurde beim SPD-Stadtgespr­äch gefragt, während die Fertigstel­lung der Wohnblöcke auf dem Gelände des einstigen Isnyer Versehrten­heims in atemberaub­enden Tempo vorangeht.
FOTO: TOBIAS SCHUMACHER „Nachverdic­htung“ist erstrebens­wert, aber „muss es gleich so dicht sein?“, wurde beim SPD-Stadtgespr­äch gefragt, während die Fertigstel­lung der Wohnblöcke auf dem Gelände des einstigen Isnyer Versehrten­heims in atemberaub­enden Tempo vorangeht.

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