Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stadtgespräch zu „bezahlbarem Wohnraum“
Interessierte und Bürgermeister diskutieren ein Isnyer Dauerthema
ISNY - Nach langer pandemiebedingter Pause hat die Isnyer SPD wieder zum Stadtgespräch eingeladen. In der Begegnungsstätte „Untere Mühle“wurden Möglichkeiten diskutiert, wie in Isny mehr „bezahlbarer Wohnraum“geschaffen werden könnte.
Als Gast begrüßte Ortsvereinsvorsitzender Jan Rübsam Bürgermeister Rainer Magenreuter, der umfänglich ins Thema einführte: In Isny stünden so viele Baukräne wie selten zuvor, was bedeute, dass sehr viel gebaut werde, da die Stadt rundherum ein attraktiver Wohnort sei – bei Bauzinsen so günstig wie nie. Den meisten hiesigen Firmen gehe es gut, sie stellten neue Mitarbeiter ein, die aber alle irgendwo wohnen müssten.
Eine eigentlich erfreuliche Nachricht sei, dass derzeit über 500 Wohnungen in Isny fertiggestellt würden, größtenteils im Mittelösch und auf dem ehemaligen Gelände der Evangelischen Heimstiftung entlang der Lohbauerstraße.
Doch Rübsam und Edwin Stöckle, Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion, betonten, dass das Augenmerk oft nicht auf bezahlbarem Wohnraum liege, was „nach dem Willen der SPD endlich anders werden soll“. Magenreuter bemerkte, auch die Stadtverwaltung habe großes Interesse, dass die Mieten nicht immer weiter steigen. Doch die Ursachen hierfür seien vielfältig, die Herstellung von bezahlbarem Wohnraum schon aufgrund der Bauvorschriften sehr schwer, ein „bunter Strauß an Maßnahmen“sei nötig, sagte Magenreuter.
Seine Ausführungen wurden rege diskutiert. Stöckle monierte zuvorderst, dass es dem Wohnbau-Eigenbetrieb der Stadt „nicht schnell genug voran“gehe. Dabei gebe es „in der näheren Umgebung viele sehr gute Beispiele, wie so etwas gelingen könne: „Eine Kommune, die im größeren Stil günstigen Wohnraum anbieten will, muss selber bauen“, unterstrich Stöckle, räumte zugleich aber ein: „Die Limitationen sind vielfältig, das ist klar.“
Magenreuter listete die Hemmnisse im Einzelnen auf: Auch wenn er und die Verwaltung sehr daran interessiert seien, sowohl die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als auch den Eigenbetrieb zu unterstützen, liege „der Teufel im Detail“– allzu oft in Form eines teils sehr komplizierten Baurechts oder an schwierigen Verhandlungen mit Anwohnern.
Das Projekt „Herein“der Caritas sei ein gutes Beispiel: Hier würden Eigentümer gesucht, die lange leerstehende Objekte zur Vermietung anbieten würden, die Caritas übernehme das Risiko und bezahle die
Mieten direkt an den Vermieter. „Leider konnte seit dem Start vor drei Jahren nur eine einzige Wohnung des Projektes dem Wohnungsmarkt in Isny zugeführt werden“, bedauerte Magenreuter.
Aber auch Brandschutz- und Denkmalschutzauflagen seien oftmals Hinderungsgründe, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es immer teurer werde, einen Quadratmeter umbauten Wohnraum überhaupt zu schaffen.
So vielfältig wie die Hindernisse sind aber auch die Ideen, wie die angeregte Diskussion der Stadtgespräch-Teilnehmer und eigene Berichte zeigten: So stößt die vielzitierte und nötige Nachverdichtung im innerstädtischen Raum nicht immer auf Gegenliebe, wie die kontroverse Debatte über die sehr enge und massiv wirkende Bebauung an der Lohbauerstraße zeigte. Einig war sich die Runde, dass „verdichtetes Bauen viel mit bezahlbarem Wohnraum zu tun hat“– aber „muss es gleich so dicht sein?“, wurde gefragt.
Auch das ehemalige Schwesternwohnheim am früheren Krankenhaus wurde angesprochen. „Die SPD ist dringend für den Erhalt, es gibt eine große Zielgruppe für dieses Gebäude“, waren sich Ortsvereinsmitglieder und SPD-Gemeinderäte einig. Generell sei wichtig, das Krankenhausgelände in städtische Hand zu bekommen und in Eigenregie zu überplanen. „Hier muss die Stadt die Hand drauf haben“, fasste Stöckle zusammen.
Rübsam dankte Magenreuter und den Anwesenden für viele gute und engagierte Ideen, wenngleich an einem Abend nicht mehr als eine Bestandsaufnahme zu erreichen sei, was aus seiner Sicht indes gelungen war. „Die Genossen werden am Thema dranbleiben, weitere Gespräche und Informationsrunden folgen lassen und verschiedene Akteure an einen Tisch holen“, versprach Stöckle.