Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Man muss nicht alles zentralisieren“
Politiker zu Fusionen von Kliniken und Sparkassen
ALLGÄU (hku/raf) - Er war lange erklärtes Ziel führender Politiker im Allgäu: Ein Klinikverbund, der alle wichtigen Häuser in der Region bündelt und durch strategische Spezialisierungen dafür sorgt, dass Patienten wegen besonderer Eingriffe nicht nach Augsburg oder München müssen. Dieser Großverbund ist nicht in Sicht – und das sei auch kein Nachteil, findet die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller: „Man muss nicht alles zentralisieren“, sagt sie in einer Gesprächsrunde
der Allgäuer Zeitung mit den Landrätinnen und Oberbürgermeistern.
Schon jetzt gebe es im Krankenhausbereich ein starkes Miteinander in der Region, verweist Baier-Müller etwa auf den Verbund der Häuser in Kempten, dem Oberund Unterallgäu. Die entscheidende Frage sei hier: „Wann wird ein Verbund zu groß und unbeweglich?“
Wirklich hilfreich für Bürger seien statt weiterer Fusionen die Vernetzung und Kooperation der Kliniken. Ihr Lindauer Kollege Elmar
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle
Stegmann bestätigt das: „Dem Bürger ist nicht wichtig, wie ein Krankenhausverbund heißt. Dem geht es um die wohnortnahe Versorgung.“So könne man einem SchlaganfallPatienten aus Lindau nicht vermitteln, dass er wegen der Klinikstruktur nach Kempten müsse, wenn er in Bregenz gut versorgt werde. Die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker hält ebenfalls nichts von möglichst großen Gebilden oder einer übermäßigen Zentralisierung in Kempten.
Laut Elmar Stegmann ist es auch kein Beinbruch, dass es bei den Sparkassen nicht zur großen AllgäuLösung, sondern zur Fusion der Häuser in Memmingen und Augsburg kam. Hier habe die Allgäuer Politik verschiedene Varianten sondiert. Das habe man aber nicht an die große Glocke gehängt, um den Diskurs nicht frühzeitig abzuwürgen. Der OB von Kaufbeuren, Stefan Bosse, ergänzt: „Wir prüfen ständig, wie wir in der Region noch besser zusammenarbeiten können.“Das trage aber nicht immer Früchte.
„Im Prinzip ist es egal, ob ein Unternehmen in Kempten oder andernorts steht.“
„Wir sind häufig Partner, aber in manchen Fällen auch Wettbewerber.“
Kaufbeurens OB Stefan Bosse