Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Leichtigkeit ist zurück
MTG Wangen besiegt den TV Reichenbach in der Handball-Verbandsliga hochverdient mit 31:22
WANGEN - Auf diesen Moment hat die MTG Wangen lange warten müssen, umso schöner war die Atmosphäre am Samstagabend in der heimischen Argensporthalle: Mit einer fulminanten Leistung nach der Pause besiegte die Mannschaft von Trainer Sebastian Staudacher den TV Reichenbach mit 31:22 (12:10). „Die Jungs haben es gut gemacht. Es war wichtig, dass wir uns dieses Erlebnis erarbeiten“, freute sich Staudacher nach 60 sehr intensiven HandballMinuten. In der Verbandsliga-Tabelle rangiert die MTG durch den zweiten Saisonsieg auf Rang sieben, die Reichenbacher reihen sich direkt dahinter ein.
Etwa zur Mitte der zweiten Hälfte war es den Wangener Spielern anzusehen, ebenso der Auswechselbank und dem Trainerteam – sie hatten es geschafft. Sie waren tatsächlich wieder an diesem so wunderbaren Moment angekommen, den Handballer so lieben, in dem das Spiel aussieht, als würde alles von allein gelingen, in dem jeder Pass scheinbar mühelos ankommt, jeder Wurf genau dort landet, wo er hin soll, der Torhüter wie ein Roboter alle Bälle des Gegners pariert: Handball aus dem Lehrbuch.
Bis zu diesem unschlagbaren Gefühl war es ein harter Weg für die Wangener gewesen. Nach zwei Niederlagen aus den ersten drei Spielen strotzten sie nicht gerade vor Selbstbewusstsein, der Druck, nicht wieder verlieren zu dürfen, war da. Und sie hielten ihn aus. Staudacher überraschte mit einer Aufstellung, in der einige zentrale Größen des Teams fehlten. Im Tor stand Mika Jeschke, vor ihm stellten sich Sven Iberl, Leopold Plieninger, Korbinian Scheubel,
Simon Natterer, Elia Mayer und David Paul auf. Auf der Bank saßen Torwart Sebastian Nerger, Kapitän Robin Straub, Kreisläufer Michael Fischer, Stefan Dohrn und Tim Geyer. Dass Geyer da saß, verwunderte noch am wenigsten, weil er im Training umgeknickt war und der dicke
Knöchel bandagiert werden musste.
Von Beginn an entwickelte sich ein enges Spiel, mit wenigen Toren, beide Torhüter standen im Mittelpunkt und hielten glänzend. Besonders Reichenbachs Fabio Breuning brachte die anstürmenden Wangener schier zur Verzweiflung. Doch entmutigen ließen sich die jungen MTGler nicht. Immer und immer wieder versuchten sie es, kamen aber nicht entscheidend weg. Größer als drei Tore war der Vorsprung bis zur Pause nie. Ab Mitte der ersten Hälfte wechselte Staudacher; erst kam Geyer aufs Feld und beendete damit Spekulationen, er säße nur als Ablenkungsmanöver im Trikot dabei. Der Rückraumspieler war es, der kurz vor der Pause mit dem 12:9 für die größte Wangener Führung in den ersten 30 Minuten sorgte. Mit der Sirene kassierte die MTG den zehnten Gegentreffer – und musste sich in der Kabine vergegenwärtigen, dass dies hier wieder eine ganz enge Kiste ist.
Doch nach der Pause entwickelte sich ein völlig anderes Spiel. Schnell zog Wangen weg, baute den Vorsprung immer weiter aus, demotivierte die Reichenbacher sichtbar. Und dann kam dieser Moment, ab dem alles zu gelingen schien. Immer ausgelassenere Jubelgesten auf dem Feld, auf der Bank und auf der Tribüne zeugten davon, dass die Befreiung von monatelangen Fesseln gelungen war. „Da war alles dabei. Sie haben jeden Zweikampf zu 100 Prozent geführt, sind mutig gewesen und haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, analysierte Staudacher die Vorstellung. Nun müsse sich diese Leistung verstetigen, dann könne in dieser Saison viel gelingen.
Kurz vor Ende der Partie standen die etwa 450 Zuschauer auf, klatschten anerkennend, die Trommler gaben alles, es war sogar aus einer Ecke ein „Oh, wie ist das schön!“zu hören. Nach dem schwer zu verarbeitenden Abstieg in die Handball-Verbandsliga, nach trockenen Monaten des Wartens ist die Leichtigkeit zurück in der „Hölle Süd“.