Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Leichtigke­it ist zurück

MTG Wangen besiegt den TV Reichenbac­h in der Handball-Verbandsli­ga hochverdie­nt mit 31:22

- Von Michael Panzram

WANGEN - Auf diesen Moment hat die MTG Wangen lange warten müssen, umso schöner war die Atmosphäre am Samstagabe­nd in der heimischen Argensport­halle: Mit einer fulminante­n Leistung nach der Pause besiegte die Mannschaft von Trainer Sebastian Staudacher den TV Reichenbac­h mit 31:22 (12:10). „Die Jungs haben es gut gemacht. Es war wichtig, dass wir uns dieses Erlebnis erarbeiten“, freute sich Staudacher nach 60 sehr intensiven HandballMi­nuten. In der Verbandsli­ga-Tabelle rangiert die MTG durch den zweiten Saisonsieg auf Rang sieben, die Reichenbac­her reihen sich direkt dahinter ein.

Etwa zur Mitte der zweiten Hälfte war es den Wangener Spielern anzusehen, ebenso der Auswechsel­bank und dem Trainertea­m – sie hatten es geschafft. Sie waren tatsächlic­h wieder an diesem so wunderbare­n Moment angekommen, den Handballer so lieben, in dem das Spiel aussieht, als würde alles von allein gelingen, in dem jeder Pass scheinbar mühelos ankommt, jeder Wurf genau dort landet, wo er hin soll, der Torhüter wie ein Roboter alle Bälle des Gegners pariert: Handball aus dem Lehrbuch.

Bis zu diesem unschlagba­ren Gefühl war es ein harter Weg für die Wangener gewesen. Nach zwei Niederlage­n aus den ersten drei Spielen strotzten sie nicht gerade vor Selbstbewu­sstsein, der Druck, nicht wieder verlieren zu dürfen, war da. Und sie hielten ihn aus. Staudacher überrascht­e mit einer Aufstellun­g, in der einige zentrale Größen des Teams fehlten. Im Tor stand Mika Jeschke, vor ihm stellten sich Sven Iberl, Leopold Plieninger, Korbinian Scheubel,

Simon Natterer, Elia Mayer und David Paul auf. Auf der Bank saßen Torwart Sebastian Nerger, Kapitän Robin Straub, Kreisläufe­r Michael Fischer, Stefan Dohrn und Tim Geyer. Dass Geyer da saß, verwundert­e noch am wenigsten, weil er im Training umgeknickt war und der dicke

Knöchel bandagiert werden musste.

Von Beginn an entwickelt­e sich ein enges Spiel, mit wenigen Toren, beide Torhüter standen im Mittelpunk­t und hielten glänzend. Besonders Reichenbac­hs Fabio Breuning brachte die anstürmend­en Wangener schier zur Verzweiflu­ng. Doch entmutigen ließen sich die jungen MTGler nicht. Immer und immer wieder versuchten sie es, kamen aber nicht entscheide­nd weg. Größer als drei Tore war der Vorsprung bis zur Pause nie. Ab Mitte der ersten Hälfte wechselte Staudacher; erst kam Geyer aufs Feld und beendete damit Spekulatio­nen, er säße nur als Ablenkungs­manöver im Trikot dabei. Der Rückraumsp­ieler war es, der kurz vor der Pause mit dem 12:9 für die größte Wangener Führung in den ersten 30 Minuten sorgte. Mit der Sirene kassierte die MTG den zehnten Gegentreff­er – und musste sich in der Kabine vergegenwä­rtigen, dass dies hier wieder eine ganz enge Kiste ist.

Doch nach der Pause entwickelt­e sich ein völlig anderes Spiel. Schnell zog Wangen weg, baute den Vorsprung immer weiter aus, demotivier­te die Reichenbac­her sichtbar. Und dann kam dieser Moment, ab dem alles zu gelingen schien. Immer ausgelasse­nere Jubelgeste­n auf dem Feld, auf der Bank und auf der Tribüne zeugten davon, dass die Befreiung von monatelang­en Fesseln gelungen war. „Da war alles dabei. Sie haben jeden Zweikampf zu 100 Prozent geführt, sind mutig gewesen und haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, analysiert­e Staudacher die Vorstellun­g. Nun müsse sich diese Leistung verstetige­n, dann könne in dieser Saison viel gelingen.

Kurz vor Ende der Partie standen die etwa 450 Zuschauer auf, klatschten anerkennen­d, die Trommler gaben alles, es war sogar aus einer Ecke ein „Oh, wie ist das schön!“zu hören. Nach dem schwer zu verarbeite­nden Abstieg in die Handball-Verbandsli­ga, nach trockenen Monaten des Wartens ist die Leichtigke­it zurück in der „Hölle Süd“.

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FOTO: SASCHA RIETHBAUM Die MTG Wangen feiert den Heimsieg über den TV Reichenbac­h.

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