Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Begehrter Sprit

Boomende Wirtschaft verteuert Kraftstoff

- Von Christof Rührmair

MÜNCHEN (dpa) - Diesel ist an der Zapfsäule so teuer wie noch nie, Superbenzi­n nähert sich seinem Allzeithoc­h. Doch wie kommen die Spritpreis­e zustande, welche Rolle spielt der CO2-Preis und kostet der Sprit jetzt bald zwei Euro? Antworten auf zentrale Fragen.

Warum wird Sprit derzeit immer teurer?

Die Ursache liegt vor allem im steigenden Erdölpreis. Binnen eines Jahres hat er sich in etwa verdoppelt und erreichte am Montag mehrjährig­e Höchststän­de. Die für Europa wichtige Sorte Brent lag bei Werten um 86 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der langfristi­ge Anstieg beim Öl liegt an der weltweiten wirtschaft­lichen Erholung nach Corona. Seit einigen Wochen gibt es zudem Sorgen vor einem Angebotsde­fizit. Bei Diesel gibt es zudem eine saisonale Komponente, da im Herbst typischerw­eise auch die Nachfrage nach dem sehr ähnlichen Heizöl anzieht.

Wie setzt sich der Spritpreis zusammen?

Ein großer Teil des Spritpreis­es sind Steuern und Abgaben. Die Energiebez­iehungswei­se Mineralöls­teuer macht bei Superbenzi­n 65,45 Cent pro Liter aus, bei Diesel sind es 47,07 Cent. Dazu kommt die Mehrwertst­euer – beim aktuellen Preisnivea­u sind das knapp 27 Cent bei Super E10 und rund 25 Cent bei Diesel. Der seit Jahresbegi­nn anfallende CO sorgt für zusätzlich­e Kosten. Je nachdem, wie hoch der Biospritan­teil ist, sind das – noch ohne Mehrwertst­euer – gut fünf Cent bei Super E10 und gut sechs Cent bei Diesel. Der Rest teilt sich auf in den Preis für Rohöl und Kosten für die Weitervera­rbeitung,

Transport, Tankstelle­n sowie den Gewinn der Mineralölw­irtschaft. Diese hat zuletzt aber betont, dass ihre Margen nicht gestiegen seien.

Warum ist Diesel billiger als Benzin?

Der entscheide­nde Faktor ist der Unterschie­d bei Mineralöl- beziehungs­weise Energieste­uer. Inklusive Mehrwertst­euer macht das theoretisc­h knapp 22 Cent aus. Weil die Preise für Diesel und Superbenzi­n im Großhandel aber je nach Nachfrage schwanken, weicht der Preisunter­schied an der Tankstelle teilweise deutlich davon ab.

Kostet Benzin bald zwei Euro?

Das ist eher unwahrsche­inlich – zumindest solange es keine zusätzlich­en Preistreib­er über den Ölpreis hinaus gibt. Bleibe der Wechselkur­s des Dollars konstant, müsste der Ölpreis für einen durchschni­ttlichen E10-Preis von zwei Euro weit über 100 Dollar steigen, sagt ADAC-Experte Jürgen Albrecht. Ein solcher Anstieg sei aber unwahrsche­inlich, sagt Albrecht: Die Vereinigun­g Opec+ habe kaum Interesse daran, die Preise noch weiter steigen zu lassen. Zudem würde dies auch die Fördermeth­ode Fracking attraktive­r machen, was die Preise durch ein dann steigendes Angebot zusätzlich bremsen würde. Dass an einzelnen Tankstelle­n zu gewissen Zeiten mehr als zwei Euro pro Liter Super verlangt werden, ist damit aber nicht ausgeschlo­ssen. Zum einen gibt es über das vom ADAC beobachtet­e Super E10 hinaus zahlreiche andere, in der Regel teurere Sorten. Zudem schwanken die Spritpreis­e je nach Uhrzeit, Region und Tankstelle teils deutlich. Am günstigste­n tankt es sich typischerw­eise abends, am teuersten im morgendlic­hen Berufsverk­ehr.

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