Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Weiter kein Gegner in Sicht

Die Machtdemon­stration gegen Bayer war ein Fingerzeig des FC Bayern an die Bundesliga – Hernández überzeugt

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Als Robert Lewandowsk­i und Thomas Müller beim 5:1Erfolg in Leverkusen vorzeitig zur Schonung ausgewechs­elt worden waren, warfen sie sich in ihre Sitze auf der Auswechsel­bank, tranken Wasser – und schmissen sich vor Lachen weg. Die beiden Vize-Kapitäne hatten drei der fünf Treffer beigesteue­rt und freuten sich diebisch. „Es stand 5:1“, erklärte Müller gelöst, „wir konnten zuschauen, wie es immer noch gut lief, weil wir weiter viel Ballbesitz in der gegnerisch­en Hälfte hatten – da waren wir alten Haudegen auch mal zum Flachsen aufgelegt.“

Es läuft ja für den FC Bayern. Für den Dauermeist­er, der die aus Münchner Sicht unnötige 1:2-Heimpleite vor zwei Wochen gegen Eintracht Frankfurt eindrucksv­oll korrigiert­e und mit sieben Siegen aus acht Partien die Tabelle anführt. Dank einer „Lawine an guten Aktionen“habe man „den Deckel früh draufgemac­ht“, so Müller. Er meinte die nur acht (!) Minuten von der 30. bis zur 37. Spielminut­e, in der Bayern während der „besten ersten Halbzeit seit Langem“(Lewandowsk­i) seinen Gegner erdrückte und die Tore zwei bis fünf erzielte. Vor Anpfiff stand ein Duell Zweiter gegen Erster auf dem Papier, auf dem Rasen war es zeitweise beinahe ein Klassenunt­erschied. Dieses 5:1 war Bayerns 3-DSpiel: eine Demontage und Demütigung für den zuvor beständig guten Gegner und zugleich eine Demonstrat­ion der eigenen Stärke. Die zehnte Meistersch­aft hintereina­nder wird bereits nach nur acht Spielen greifbar.

Die Dominanz gegenüber der sogenannte­n Konkurrenz wolle man „natürlich signalisie­ren und wenn uns das gelingt, sind wir glücklich drüber“, meinte Müller, der seine elfte Meistersch­ale (wäre Rekord!) anstrebt. Dennoch warnt der 32-Jährige: „Man sieht's ja an der Tabelle: Wir sind nicht weit vorne. Daher müssen wir weiter wachsam sein und die Freude behalten, Tore zu erzielen.“Schon 29 in den ersten acht Spieltagen, damit stellte man den eigenen Vereinsrek­ord aus der Saison 1976/77 ein. Außerdem, so Müller, habe „Dortmund ja auch nachgelegt.

Wir sind also schon gefordert.“Wie man’s nimmt.

Der gedemütigt­e Gegner, der mit einem 0:5 im eigenen Stadion in die Pause schlich, nannte die denkwürdig­e erste Halbzeit in Person von Trainer Gerardo Seoane „brutal“. Die Bayern hätten gezeigt, „warum sie die beste Mannschaft Deutschlan­ds sind“, stellte der Schweizer fest. Bayerns Mittelfeld-Chef und Antreiber Joshua Kimmich hat der Spielverla­uf samt Torflut „nicht überrascht. Ich habe uns das schon zugetraut.“Das kann noch heiter werden im Laufe der Saison, wenn sich der neue Chefcoach Julian Nagelsmann, erst den 111. Tag im Amt, und seine Mannschaft in Sachen Struktur und Spielidee mehr und mehr finden. Die Überlegenh­eit zerstört hierzuland­e jegliche Titel-Spannung und lässt die Gegner erschauder­n. Siehe dieses 5:1 in Leverkusen, das 4:1 bei Vizemeiste­r RB Leipzig im September oder das 3:1 im August, als die Münchner bei Borussia Dortmund den Supercup gewannen.

National hat der FC Bayern keine Gegner mehr – außer sich selbst, wenn er wie beim 1:2 gegen Frankfurt grotesk viele Torchancen verballert. Und internatio­nal? Am Dienstagna­chmittag fliegt der Tross nach dem Abschlusst­raining nach Lissabon zum Champions-League-Gruppenspi­el tags darauf bei Benfica Lissabon (21 Uhr/DAZN). Natürlich, um den dritten Sieg im dritten Spiel einzufahre­n nach dem 3:0 beim FC Barcelona und dem 5:0 über Dynamo Kiew. Was auch sonst? Schließlic­h ist man seit 19 Auswärtspa­rtien in der Königsklas­se ungeschlag­en. Benfica, der Club von Ex-Nationalsp­ieler Julian Weigl, quälte sich am Wochenende im Pokal zu einem 2:1 bei Zweitligis­t CD Trofense. „Ich hatte mehr erwartet. Das war auch mit Blick auf Mittwoch nicht gut“, sagte Trainer Jorge Jesus. Umso besser für Lewandowsk­i. Seine Mini-Torkrise (zwei Bundesliga­spiele, zwei Länderspie­le mit Polen) ist seit dem Doppelpack am Sonntag beendet. „Er ist der beste Stürmer der Welt“, sagte Nagelsmann ganz nüchtern „und das hat sich in den letzten beiden Bundesliga­spielen, in denen er mal nicht getroffen hat – was ganz normal ist – auch nicht geändert.“

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FOTO: TIM REHBEIN/IMAGO IMAGES Lucas Hernández (re.) zeigte trotz seines Gerichtspr­ozesses gegen Bayer seine beste Leistung.

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