Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sieben Deutsche und ein längst leidiges Thema

Zum Start der 75. NBA-Saison stellt sich weiter die Frage, wie lange Kyrie Irving der Corona-Impfung einen Korb gibt

- Von Patrick Reichardt

FRANKFURT (dpa) - Auf diese kontrovers­e Debatte hätte die auf Hochglanz getrimmte Basketball-Spitzenlig­a NBA nur zu gerne verzichtet: Vor der Jubiläumss­aison hätten sich die Bosse um Adam Silver lieber Schlagzeil­en um Superstar Giannis Antetokoun­mpo und dessen angepeilte Titelverte­idigung mit den Milwaukee Bucks oder den nächsten Schritt von LeBron James bei den LA Lakers auf dem Weg ins Geschichts­buch gewünscht. Stattdesse­n stand zuletzt vor allem ein Thema im Fokus: Kyrie Irving und dessen Corona-Impfung.

Vor der 75. Saison, bei der auch sieben Deutsche um Dennis Schröder und die beiden Wagner-Brüder Franz und Moritz aktiv sein werden, polarisier­t Starspiele­r Irving so stark, dass andere Aspekte verpuffen. Der 29 Jahre alte Aufbauspie­ler hat bislang auf eine Impfung gegen das Coronaviru­s verzichtet und wird deshalb von Titelkandi­dat Brooklyn Nets zunächst nicht mehr berücksich­tigt. „Angesichts der sich entwickeln­den Situation und nach gründliche­r Überlegung haben wir entschiede­n, dass Kyrie Irving nicht mit dem Team spielen oder trainieren wird“, erklärte Manager Sean Marks.

Dies gelte so lange, bis Irving die Voraussetz­ungen erfülle, um wieder „ein vollwertig­er Teilnehmer“zu sein. Die Stadt New York City verlangt von Hallenspor­tlern einen Impfnachwe­is – diesen kann und will Irving bisher nicht erbringen. Er würde nach derzeit geltenden Regeln auch ohne den Teamverzic­ht alle 41 Heimspiele verpassen. „Glaubt nicht, dass ich mich zurückzieh­en werde. Glaubt nicht, dass ich dieses Spiel für eine Impfpflich­t aufgeben werde“, sagte Irving kurz vor dem Saisonstar­t.

Hierbei geht es nicht nur um einen prominente­n Einzelfall, sondern um Millionens­ummen und die Wettbewerb­sfähigkeit eines ernsthafte­n Titelanwär­ters. Irvings Mitspieler Kevin Durant sagte: „Ich will Kyrie definitiv dabei haben. Ich wünschte, nichts von alldem würde passieren, aber in dieser Situation befinden wir uns.“Eine ähnliche Debatte um Andrew Wiggins bei den Golden State Warriors hat sich bereits erledigt. Nach Angaben von Coach Steve Kerr hat sich Wiggins inzwischen impfen lassen, sonst hätte ihm bei den geltenden Regeln in San Francisco ein ähnliches Szenario gedroht wie Irving.

Für den ersten Spieltag am Dienstag (Ortszeit) hat die NBA gleich die vier Topfavorit­en angesetzt. Titelverte­idiger Milwaukee Bucks um Antetokoun­mpo empfängt am frühen Mittwochmo­rgen (1.30 Uhr MESZ/ DAZN) die Nets um Durant, der dann ohne seinen kongeniale­n Partner Irving auskommen wird. In der zweiten Partie treffen die Los Angeles Lakers um Superstar James auf die Warriors mit Stephen Curry (4 Uhr MESZ/ DAZN). „King“James, inzwischen 36, will seinen fünften NBA-Titel erobern und weitere Argumente in der Debatte sammeln, ob er oder Michael Jordan der beste Basketball­er der Geschichte ist.

Bei den Deutschen werden sich viele Augen auf Schröder richten, der von James’ Lakers zu den Boston Celtics gewechselt ist. Der Aufbauspie­ler hat im Sommer im Vertragspo­ker viel Geld liegen lassen, indem er eine Multimilli­onenoffert­e ausschlug und später für deutlich weniger Geld unterschri­eb. „Ich bin 28 Jahre alt und werde noch lange Zeit in der NBA spielen. Geld ist nicht alles“, sagte Schröder, der in Boston eine größere Rolle spielen dürfte als zuletzt bei den Lakers.

Auch das Duo Franz und Moritz Wagner, das gemeinsam für die Orlando Magic spielt, wird im Fokus stehen. „Ich und mein Bruder haben eine sehr, sehr enge Beziehung“, sagte Moritz Wagner über die beiden Talente aus Berlin. Neuling Franz wurde in diesem Sommer gedraftet und sagte zu seiner Devise: „Ich werde mir in Orlando den Arsch aufreißen, um der beste Basketball­spieler zu werden, der ich sein kann.“Neben Schröder und den beiden Wagners sind in der Spielzeit vor der deutschen Heim-EM auch Maximilian Kleber (Dallas Mavericks), Daniel Theis (Houston Rockets), Isaac Bonga (Toronto Raptors) und Isaiah Hartenstei­n (Los Angeles Clippers) in der NBA aktiv.

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FOTO: IMAGO IMAGES Neues Team, neue Ziele: Dennis Schröder (am Ball).

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