Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwei völlig unterschiedliche Monatshälften im Januar
Rekordtemperaturen an Neujahr und wärmste erste zwei Wochen seit Messbeginn
- Auf die mit Abstand wärmste, jemals verzeichnete erste Januarhälfte folgte mit Winddrehung auf Ost recht kaltes Wetter, doch so richtige Winterstimmung wollte nicht aufkommen. Es mangelte an Schnee. Selbst auf den Alb- und Allgäuhöhen waren die Schneeverhältnisse äußerst bescheiden.
Zum Jahresbeginn wurden nicht nur vom Rhein mit teils über 20 Grad schier unglaubliche Rekordwerte gemeldet, auch hierzulande kletterte das Quecksilber auf zuvor nie geahnte Höhen. Mit Föhnunterstützung verbuchten Friedrichshafen 19,2°C und Lindau (Insel) 18,8°C. Vielerorts gab es zudem neue Wärmerekorde für einen Januar. In Bad Schussenried, am Sitz der Wetterwarte Süd, wurde mit 16,7°C die bisherige Spitzenmarke für einen Neujahrstag von 12,8°C aus dem Vorjahr regelrecht pulverisiert und gleichzeitig noch ein absoluter Januarhöchstwert aufgestellt (bisher: 15,6°C, am 12. Januar 1993). Es herrschten Temperaturen tagsüber wie sonst Ende April oder Anfang Mai.
Auch danach bestimmte subtropische Luft aus dem Norden Afrikas unser Wettergeschehen, allerdings auf einem etwas niedrigeren Temperaturniveau. Bis zur Monatsmitte war es im Durchschnitt sechs Grad wärmer als im Januarmittel der letzten 30 Jahre. Frost war überhaupt kein Thema.
Am 16. machte sich aus dem Nordosten Europas kalte Winterluft auf den Weg zu uns. Der von den Wintersportlern sehnsüchtig erwartete Schnee fiel zwar in den Alpen, bei uns hingegen nur in homöopathischer Form.
Trotz der kalten zweiten Monatshälfte liegt dieser Januar mit einer Durchschnittstemperatur von plus 2,2 Grad Celsius mehr als zweieinhalb Grad über der Norm der Jahre 1991 bis 2020. Im Vergleich zur Standardreferenzperiode der Jahre 1961 bis 1990, dem Bezugszeitraum zur Betrachtung langfristiger Klimaveränderungen, war er sogar beinahe vier Grad zu warm. Damit reiht er sich noch auf Platz fünf der wärmsten Januarmonate seit 1968 ein.
Obwohl häufig Tiefdruckgebiete wetterbestimmend waren, liegen die Niederschlagssummen deutlich unter den Mittelwerten. An den meisten der 267 Beobachtungsstationen im Messnetz der Wetterwarte Süd registrierte man ungefähr die Hälfte der sonst üblichen Mengen. Von ein paar Ausreißern abgesehen. In Albbruck bei Otto Wiesmann, an der Station von Fritz Klotz in Vöhringen bei Oberndorf am Neckar und generell am Westabhang des Schwarzwaldes wurde in etwa das Soll erreicht. Christian Müller und Wilfried Ballarin notierten in Hohentengen in der Göge über den gesamten Monat hinweg dagegen gerade mal 14 bzw. 17 Liter/m2.
Ein einziges Trauerspiel waren die Sonnenscheinverhältnisse. Ganz im Gegensatz zum vergangenen Jahr war dieser Januar einer der sonnenscheinärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. In der Summe um die 30 Stunden Sonnenblicke und damit statistisch gesehen lediglich eine Stunde am Tag. Ab dem 18. bis zum Monatsende versank die Region im Einheitsgrau. Im Februar werden die Tage länger und endlich auch wieder heller.
Zusätzliches Zahlenmaterial zur Monatsstatistik und jede Menge Informationen rund ums Wetter erhalten Sie unter