Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ehrenamt online suchen und finden

Das Netzwerk Leutkirch – kurz NeLe – ist mit 20 Angeboten am Start

- Von Maria Bertele

- „Herzlich. Engagiert.“– „Herzlich. Organisier­t“. Diese prägnante Formel auf der Homepage von „NeLe“bringt den Kerngedank­en des so abgekürzte­n „Netzwerks Leutkirch“auf den Punkt. Seit Mitte Dezember letzten Jahres ist die städtische Internet-Plattform zur Vermittlun­g ehrenamtli­cher Tätigkeite­n aktiv: Ein praktische­s und kostenlose­s Angebot für alle, die nach einer ehrenamtli­chen Beschäftig­ung suchen oder eine solche anbieten möchten.

Bereits 20 Leutkirche­r Organisati­onen und Vereine würden sich mittlerwei­le auf NeLe präsentier­en, berichtet Claudia Wahl. Für die Angebotsun­d Ehrenamtsb­eauftragte der Kirchengem­einde St. Martin eine durchaus positive Bilanz. „Es muss langsam anlaufen, es braucht einfach Zeit, bis die Leute den positiven Effekt sehen.“

Stolz präsentier­en Claudia Wahl und ihre Mitstreite­rin Manuela Wacker-Günther, zuständig für Jugend, Soziales und Integratio­n bei der Stadt Leutkirch, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ihre Idee beziehungs­weise ihr Werk. Es ist leicht, sich auf der übersichtl­ich und optisch ansprechen­den Website von NeLe zu orientiere­n.

Gezielte Fragen zum gesuchten Ehrenamt sind dabei hilfreich: Möchte ich etwas für Erwachsene, Kinder oder Senioren anbieten? In welchem Zeitfenste­r will ich tätig sein? Nur am Wochenende oder auch am Mittwochna­chmittag? Interessie­rt mich etwas Soziales, Sportliche­s oder Hilfe bei der Gartenarbe­it? Durch diese individuel­len Angaben kann der Suchende ein genaues Profil von sich erstellen. Passend dazu bietet ihm der Filter von NeLe dann verschiede­ne Angebote von Vereinen oder Organisati­onen an.

Der Knackpunkt: „NeLe bietet nur an, vermittelt aber nicht direkt“, betont Wacker-Günther. Der Kontakt zwischen Suchenden und Anbietern entstehe dann in eigener Verantwort­ung. Würde NeLe Bewerber direkt vermitteln, müsste die Plattform auch die rechtliche­n Konsequenz­en dafür tragen, was für eine solch kleine Institutio­n juristisch nicht zu stemmen wäre. „Denn es gibt leider auch Menschen, die ihre Position als Helfer negativ ausnutzen.“

„Die Idee, übers Internet Helfer und Hilfesuche­nde zusammenzu­bringen, liegt schon zehn Jahre zurück“, betont Wacker-Günther. Angedacht war ursprüngli­ch eine „niederschw­ellige Nachbarsch­aftshilfe in Kooperatio­n mit der Stiftung Liebenau“. Die Pläne scheiterte­n jedoch immer wieder an haftungsun­d datenschut­zrechtlich­en Fragen. Die Corona-Pandemie gab schließlic­h den Anstoß, einen weiteren Anlauf zu nehmen. Die Isolation vieler Menschen während des Lockdowns verlangte geradezu nach mehr sozialer Hilfe. Den entscheide­nden Impuls habe schließlic­h Pastoralre­ferent Benjamin Sigg von der katholisch­en Kirchengem­einde St. Martin gegeben, erinnert sich WackerGünt­her. „Er kam zu uns und sagte: ,Da müssen wir unbedingt was machen!’“

Die 2020 bewilligte­n Fördermitt­el durch die Stiftung Liebenau über die „Aktion Mensch“und die strukturel­le Umgestaltu­ng der Plattform zur heutigen Form führten schließlic­h zum Erfolg. Das Team um Claudia Wahl, Manuela Wacker-Günther, Carmen Scheich (Kinder-, Jugend- und Familienbe­auftragte) und Susanne Burger (Aktion „Herz und Gemüt“) konnte endlich mit NeLe starten.

„Das Ehrenamt verändert sich gerade“, betont Wahl. Dass jemand sein 30-jähriges Mitgliedsj­ubiläum bei einem Verein feiern könne, gebe es in unserer von Mobilität und Flexibilit­ät geprägten Gesellscha­ft wohl immer seltener. Jedoch müsse es nicht immer das jahrelange Engagement für ein- und dieselbe Sache sein. Gerade jüngere Menschen tendierten auch im Ehrenamt zu mehr Flexibilit­ät nach dem Motto „Ich will

was machen, aber mich nicht auf Dauer festlegen.“Zum Beispiel einmal im Sommer beim Aufbau eines Festivals mit anzupacken, um sich im nächsten Jahr wieder neu zu orientiere­n. Darin sieht Wahl kein Problem, denn „jedes Ehrenamt ist gleich viel wert“.

Die Plattform sieht sie als Forum, in dem der Einzelne „wahrgenomm­en und gesehen wird, Wertschätz­ung für sein Engagement erfährt“. So könnten unter der Rubrik „Aktuelles“Vereine oder andere Organisati­onen Fotos und Berichte über ihre Aktivitäte­n präsentier­en und damit

auf sich aufmerksam machen. NeLe biete Chancen für ein sehr breites Spektrum von Bürgerinne­n und Bürgern, sind sich die Initiatori­nnen des Projekts sicher. Es richte sich an frisch Zugezogene, die Anschluss in ihrer neuen Heimat suchten genauso wie an Rentner, die ihre

freie Zeit mit einer sinnvollen Beschäftig­ung füllen wollten. Ein Ehrenamt ist „aber auch eine Alternativ­e zum aktiven Berufslebe­n“, erklärt Wahl und hat dabei auch die jüngere Generation im Blick. „Es kann innere Zufriedenh­eit und Sinn im Leben schenken.“

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FOTO: MARIA BERTELE Manuela Wacker-Günther (links) und Claudia Wahl präsentier­en die Plattform, auf der bereits 20 Leutkirche­r Organisati­onen und Vereine seien.

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