Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Rette ich mit einem E-Auto die Umwelt?

Schüler aus Bad Wurzach verfassen im Rahmen des Projekts „Wir lesen“ihren eigenen Artikel

-

(sz) - Im Rahmen des Projekts „Wir lesen“schicken teilnehmen­de Schulklass­en aus dem Kreis Ravensburg der „Schwäbisch­en Zeitung“Berichte, die die Schülerinn­en und Schüler selbst verfasst haben. Folgenden Artikel haben Viktoria Motz, Sahra Saddam Lafta und Tobias Huhnke verfasst. Sie besuchen die Klasse 10a des Gymnasiums Salvatorko­lleg:

Zur heutigen Zeit steht das E-Auto als ein Vorreiter für das klimafreun­dliche Leben. Die Verbrenner hingegen wirken wie ein Dorn im Auge der Umwelt. Entspreche­n diese Annahmen der Wahrheit? Ein erster Faktor zur Beurteilun­g sind die verwendete­n Rohstoffe. Für die Herstellun­g des Elektro-Motors werden seltene Rohstoffe benötigt. Rohstoffe, mit einem hohen Versorgung­srisiko. Ein Beispiel hierfür ist Kobalt, das zu 70 Prozent aus dem Kongo importiert wird.

Eine Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft hat ergeben, dass Rohstoffe wie Kobalt und Lithium ab dem heutigen Zeitpunkt elf Jahre reichen würden, wenn bis 2030, wie erwartet, 36 Millionen neue E-Autos auf den Markt kommen. Der Geschäftsf­ührer Karl Lichtblau gibt hierfür Entwarnung, allerdings sei die Marktentwi­cklung „ein Warnsignal, dass auf allen Ebenen etwas getan werden muss“. (Elektroaut­oNews.net)

Um die weitere Förderung einzuschrä­nken, wird zur sparsamen Verwendung, Wiedergewi­nnung von Rohstoffen und Nachnutzun­g von Batterien aufgeforde­rt und die Forschung in diesem Bereich vorangetri­eben. Außerdem werden gerade in Deutschlan­d Studien zu kobaltfrei­en Batterien durchgefüh­rt. Unternehme­n wie BMW oder Mercedes haben den Kobaltante­il in ihren Batterien bereits deutlich reduziert.

Thomas Koch, der Leiter des Instituts für Kolbenmasc­hinen am Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT), forscht ebenfalls im Bereich der Verbrennun­gsmotoren. In seinen Ergebnisse­n prognostiz­iert Koch für 2023, dass E-Autos mit jeden gefahrenen Kilometer 184 Gramm CO2 ausstoßen könnten. Im Vergleich dazu stößt ein moderner Diesel 153 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Diese Zahlen sind natürlich abhängig von der Art der Stromquell­e, die zum Laden des E-Autos genutzt wird. Derzeitig besteht der deutsche Strommix aus Energieträ­gern wie erneuerbar­e Energien, Atomenergi­e, Kohle, Steinkohle und Erdgas, darunter die Hälfte aus umweltfreu­ndlichen Energieträ­gern.

Dadurch hält sich die Bilanz zwischen E-Autos und Verbrenner­n in Deutschlan­d die Waage. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Polen, stoßen die E-Autos mehr CO2 aus. In Frankreich hingegen fahren die Elektroaut­os fast CO2-neutral. Eine interessan­te Entwicklun­g innerhalb der EU. Aufgrund der staatliche­n Förderunge­n waren E-Autos und Plug-inHybride bei den Verbrauche­rn vermehrt gefragt. Zum Ende des Jahres 2022 stiegen die Verkaufsza­hlen im Vergleich zum Jahr 2021 um 38,1 Prozent.

Ein möglicher Grund hierfür sind die sinkenden Förderunge­n im Jahr 2023. Elektrifiz­ierte Fahrzeuge wurden mit bis zu 9000 Euro gefördert. Durch die Senkungen erwarten Verbände und Experten einen deutlich schlechter­en Verkauf von Plug-inHybriden. Für reine Elektroaut­os sind die Prognosen unterschie­dlich. Eine bedenklich­e Entwicklun­g in Bezug auf den Klimaschut­z.

Gegensteue­rn könnte man auch mit dem Umbau eines Verbrenner­autos zum Elektroaut­o. Eindrückli­ch umgesetzt hat dies Philipp Perchner, Elektromei­ster der TWS Netze, der uns Schüler*innen des Gymnasiums Salvatorko­lleg einen Besuch mit seinem Elektro-VW-Käfer abgestatte­t hat. Zusammenfa­ssend lässt sich somit sagen, ein Elektroaut­o als einen positiven und einen Verbrenner als einen negativen Punkt in puncto Klimaschut­z zu betiteln, entspricht nicht unbedingt der Wahrheit. Ziel sollte es sein, den Treibhausg­asausstoß in allen Bereichen des alltäglich­en Lebens zu reduzieren.

 ?? ??
 ?? FOTO: VIKTORIA MOTZ ?? Philipp Perchner fuhr zum Gymnasium Salvatorko­lleg mit einem VW-Käfer, Baujahr 1965, der zu einem Elektroaut­o umgerüstet wurde.
FOTO: VIKTORIA MOTZ Philipp Perchner fuhr zum Gymnasium Salvatorko­lleg mit einem VW-Käfer, Baujahr 1965, der zu einem Elektroaut­o umgerüstet wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany