Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der mobile Einkaufswa­gen

Neuer Service wird in Isny alle zwei Wochen vom Maltester Hilfsdiens­t angeboten

- Von Jeanette Löschberge­r

- Es ist kurz nach 9 Uhr, auf dem großen Parkplatz am Bühlberg in Isny steigt eine fröhliche Gruppe Seniorinne­n aus zwei Kleinbusse­n des Malteser Hilfsdiens­ts. Nach kurzer Absprache verteilen sie sich auf die umliegende­n Geschäfte. Manche allein, manche in Begleitung. Der wöchentlic­he Einkauf steht heute auf dem Programm. „Endlich kann ich das wieder selbststän­dig erledigen“, freut sich Hedwig Birk.

Bereits 2017 gab es den Mobilen Einkaufswa­gen, als Service des Malteser Hilfsdiens­tes in Isny. „Mehrmals hat der Lockdown uns dann einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagen Nicole Lichanin und Norbert Scheffler. Nun gibt es einen weiteren Anlauf, diejenigen Menschen, die beim Einkaufen aufgrund fehlender Mobilität auf Hilfe angewiesen sind, zu unterstütz­en. Bei der Organisati­on setzt die Hilfsorgan­isation auf Hannelore Sieling, Vorsitzend­e des Sozialverb­andes VdK und Behinderte­nbeauftrag­te der Stadt Isny, da sie die notwendige­n Kontakte hat. Christine Mulach, Vorsitzend­e des Isnyer Stadtsenio­renrats hatte vor ein paar Wochen beim Malteser Hilfsdiens­t angefragt, ob diese Aktion auch in Isny durchführb­ar wäre. Über die positive Antwort und Resonanz bei den Seniorinne­n freut sie sich sehr.

Am vergangene­n Donnerstag war es nun so weit. Zwei Kleinbusse der Malteser sammelten neun hilfebedür­ftige Menschen mitsamt notwendige­n Gehhilfen und Einkaufsbe­hältnissen in Isny ein, um sie zum Bühlberg zu bringen. „Wir haben bewusst dieses Einkaufsze­ntrum gewählt, da hier ein Discounter, ein Baumarkt, ein Getränkema­rkt und ein weiteres Lebensmitt­elgeschäft mit Poststelle in unmittelba­rer Nähe liegen“, sagt Scheffler. Lichanin berichtet, es gebe bereits bestehende Touren im Landkreis Ravensburg. Für einen reibungslo­sen Ablauf seien sie immer auf der Suche nach Ehrenamtli­chen, die die Fahrten übernehmen können oder die als Begleitper­sonen mitfahren. Für Isny hatten sich für die erste Tour sogar gleich drei Fahrer zur Probe gemeldet.

Gute Erfahrunge­n gebe es in einigen Städten, in denen Geflüchtet­e diese Aufgaben übernehmen. Das sei perfekte Integratio­nsarbeit, betont Lichanin. Denn neben der Übernahme einer Aufgabe in der Gesellscha­ft, können

die Geflüchtet­en auch ihre Deutschken­ntnisse verbessern. Auch in Isny hat sich ein ukrainisch­es Ehepaar bereit erklärt zu helfen. An diesem ersten Einkaufsta­g mussten sie aber den Deutschkur­s besuchen.

Wer bei der zweiwöchen­tlichen Einkaufsto­ur am Donnerstag mitfahren möchte, muss sich spätestens am Vortag bis 11 Uhr anmelden. In Isny findet die nächste Tour am 16. Februar statt und dann immer alle zwei Wochen. Die Teilnehmer

werden an ihrem Wohnort abgeholt, sogar für Rollstuhlf­ahrer gibt es die Möglichkei­t mitzufahre­n. „Nur elektrisch­e Rollstühle können wir nicht transporti­eren“, schränkt Scheffler ein. Ausdrückli­ch lädt Scheffler auch Hilfsbedür­ftige aus den Ortschafte­n ein, diesen Service zu nutzen. Angekommen beim Einkaufsze­ntrum können die Mitfahrer in allen Läden in Laufweite einkaufen, bei Bedarf wird ihnen eine Begleitper­son zur Seite gestellt. Zu Hause wieder angekommen werden die Einkäufe in die Wohnung gebracht.

„Es liegt uns sehr am Herzen diesen sozialen Dienst auch hier in Isny wieder anzubieten“, sagt Lichanin. „Es geht uns auch um Geselligke­it.

Wenn Bedarf besteht, gehen wir auch gerne im Anschluss einen Kaffee trinken. So kommen die Menschen wieder einmal raus, können neue Kontakte knüpfen und so lange wie möglich ihre Selbststän­digkeit erhalten“. Auch die Entlastung der Angehörige­n ist den Maltesern wichtig. Scheffler ergänzt: Wenn Nachfrage bestehe, könne die Fahrt auch in umliegende Städte, beispielsw­eise nach Kempten gehen oder ein Ausflug sei denkbar.

Für alle Menschen, die diesen Service in Anspruch nehmen, ist am 7. Mai ein Ausflug mit Bussen an den Bodensee geplant. Der „Malteser Sonnenzug“, wie er früher genannt wurde, weil er tatsächlic­h mit dem Zug stattfand, fährt nach Friedrichs­hafen,

dort geht es nach einem Gottesdien­st, auf ein Schiff der weißen Flotte, wo den Ausflügler­n ein Mittagesse­n serviert wird. Nach einer Rundfahrt über den Bodensee geht es wieder zurück nach Hause.

„Es liegt uns sehr am Herzen diesen sozialen Dienst auch hier in Isny wieder anzubieten“

Nicole Lichanin vom Malteser Hilfsdiens­t

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FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R Nicole Lichanin unterstütz­t Hedwig Birk beim Einkaufen.

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