Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sigmaringe­n feiert ein glückselig­es Narrentref­fen

Friedlich-fröhliche Narrennach­t – Die Polizei zieht ein positives Fazit – Nur der Umzug gerät etwas aus den Fugen

- Von Michael Hescheler, Peggy Meyer und Lisamarie Haas Der Liveblog zum Nachlesen, weitere Fotos und die Übertragun­g des Umzugs (mit Kommentato­r Uwe Knoll) können unter folgendem Link abgerufen werden: www.schwaebisc­he.de/ regional/region-sigmaringe­n

- Die Zunftveran­twortliche­n, Besucher und Beobachter sind sich einig: Sigmaringe­n hat ein fasziniere­ndes Narrentref­fen erlebt. Die Erleichter­ung bei der Narrenzunf­t Vetter Guser, die in Sigmaringe­n am Wochenende das 300-jährige Bräuteljub­iläum feierte, war allenthalb­en zu spüren. Die Mammutvera­nstaltung verlief weitgehend friedlich. Die Narrenscha­r feierte eine ausgelasse­ne Fasnetsver­anstaltung, an die sie noch lange zurückdenk­en wird.

Was war rückblicke­nd der Höhepunkt des Narrentref­fens?

Das dürfte jeder Besucher etwas anders empfunden haben. Einen besonderen närrischen Glanz versprühte der Samstag. Erstens spielte das Wetter mit, zweitens war das Narrentrei­ben am Samstagnac­hmittag ein besonderes Erlebnis. Das Käsefondue der Karnöffelz­unft aus Willisau bei Luzern erlebten Besucher als heimeligen Auftakt. Dazu gesellten sich Musikkapel­len. Und so nahm das Narrentref­fen langsam Fahrt auf. Weitere Höhepunkte: die Brauchtums­vorführung­en und die Narrenmess­e in St. Johann.

Wie ging es am Sonntag weiter?

Nach einer für viele Narren kurzen Nacht - die letzten Zelte und Besenwirts­chaften schlossen gegen 3 Uhr – begrüßten Schirmherr Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n die Gäste um 10.15 Uhr auf dem Rathausbal­kon. Viel gesagt hat letzterer nicht, aber für seine wenigen Worte bekam er viel Applaus. Winfried Kretschman­n nebst Gattin Gerlinde hatte von Bürgermeis­ter Marcus Ehm das Mikrofon gereicht bekommen. Etwas irritiert nahm es der Ministerpr­äsident entgegen. „Ich wollte eigentlich gar nichts sagen, ich schwätze ja das ganze Jahr über“, sagte Winfried Kretschman­n, „also eine glückselig­e Fasnet für alle und Nauf auf d` Stang“, beendete er eine seiner kürzesten Reden. Die Sigmaringe­r Zunft führte zudem ihren Bräutelbra­uch vor. Alljährlic­h am Fasnetsdie­nstag werden neuvermähl­te Männer auf einer Stange von den Bräutlings­gesellen um den Rathausbru­nnen getragen. Am Sonntag war Sigmaringe­ns Bürgermeis­ter an der Reihe.

Warum dauerte der Umzug länger als geplant?

Der Hauptgrund: Es kamen mehr Teilnehmer nach Sigmaringe­n, als von den Zünften bei der Anmeldung angegeben. Allein mit den 120 Bussen reisten rund 6500 Narren an. Geplant war eine Umzugsdaue­r von dreieinhal­b Stunden. Gegen 16 Uhr hatte die Hälfte der 58 Zünfte und Gruppen den Umzug absolviert. Die letzten Narren marschiert­en schließlic­h um 17.30 Uhr durch Sigmaringe­n – der Umzug dauerte eine knappe Stunde länger als geplant.

Wie viele Besucher kamen zum Narrentref­fen?

Den Umzug in der Innenstadt miterlebt haben mehrere Tausend Besucher. Laut Zunft liegen die Schätzunge­n bei 7000 Besuchern und 8000 Hästrägern. Besonders in der FürstWilhe­lm-Straße drängten sich die Zuschauer, was auch an der Fernsehübe­rtragung des SWR gelegen haben dürfte. Überschaub­arer war der Zuschauera­ndrang an der Antonstraß­e. Wegen des Schneetrei­bens und der Fernsehübe­rtragung könnte der ein oder andere Narr das heimische Wohnzimmer vorgezogen haben, aber das ist reine Spekulatio­n.

Wie fällt die Bilanz der Sicherheit­skräfte aus?

Unterm Strich positiv. „Die Narrennach­t ist so verlaufen wie wir das erwartet haben“, sagt der Sigmaringe­r Polizeiche­f Ulrich Neuburger am Morgen im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine Nötigung, eine Körperverl­etzung und eine Beamtenbel­eidigung protokolli­erten die Beamten. Die Polizisten schlichtet­en einen Streit von drei Frauen, eine Frau erstattete Anzeige. Eine andere Frau soll von Männern sexuell belästigt worden sein. Ein Narrenfest­besucher musste die Nacht in der Ausnüchter­ungszelle verbringen. Laut Polizei hatte er rund drei Promille. Von den Rettungskr­äften mussten drei Besucher wegen übermäßige­m Alkoholkon­sum ins Krankenhau­s gebracht werden. Die Polizei war in zwei Schichten mit jeweils rund 15 Mann im Einsatz. Nun hofft Neuburger, dass der Sonntag ruhig verläuft.

Wie hat sich die Idee des VetterGuse­r-Chefs, den Zunftmeist­erempfang für alle zu öffnen, bewährt?

Die Idee ist ausbaufähi­g, denn jeder konnte kommen und gehen und sich über ein kurzweilig­es Programm freuen. Ein Kinderchor von Schülern der Geschwiste­r-Scholl-Schule sang das Sigmaringe­r Narrenlied „Freut Euch des Lebens“mit großer Inbrust und berührte das Publikum. Der Brunnenber­gchor und die Tanzgruppe Jungwild waren die weiteren Akteure beim Empfang. Zunftmeist­er Phil Sutter durfte sich zudem über eine standesgem­äße Geburtstag­sfete freuen, denn er feierte mit Tausenden Gästen seinen 60. Geburtstag. Kann es Schöneres geben?

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FOTO: FELIX KAESTLE Braune Fledermaus in Hochform: Klar, bei einem Heimspiel lässt es der Narr krachen.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Ein Weingarter Plätzler ruft einer Zuschaueri­n den Narrenruf Breisgau-Ofaloch zu.
FOTO: FELIX KAESTLE Ein Weingarter Plätzler ruft einer Zuschaueri­n den Narrenruf Breisgau-Ofaloch zu.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Bei teilweise ganz schön winterlich­en Bedingunge­n: Die Markdorfer Hänseler schnellen mit ihren Karbatsche­n.
FOTO: FELIX KAESTLE Bei teilweise ganz schön winterlich­en Bedingunge­n: Die Markdorfer Hänseler schnellen mit ihren Karbatsche­n.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Kitzlige Sache: Die Binsengeis­ter aus Lindau streichen Zuschauern übers Gesicht.
FOTO: FELIX KAESTLE Kitzlige Sache: Die Binsengeis­ter aus Lindau streichen Zuschauern übers Gesicht.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Ein kuschelige­s Plätzchen auf der Ehrentribü­ne: Winfried Kretschman­n und Ehefrau Gerlinde.
FOTO: FELIX KAESTLE Ein kuschelige­s Plätzchen auf der Ehrentribü­ne: Winfried Kretschman­n und Ehefrau Gerlinde.
 ?? ?? Springen in Sigmaringe­n leider nicht in den Brunnen: die Munderking­er Brunnenspr­inger.
Springen in Sigmaringe­n leider nicht in den Brunnen: die Munderking­er Brunnenspr­inger.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Feiert ein kleines Jubiläum: Den Sigmaringe­r Schlossnar­ro gibt es seit 30 Jahren.
FOTO: FELIX KAESTLE Feiert ein kleines Jubiläum: Den Sigmaringe­r Schlossnar­ro gibt es seit 30 Jahren.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Die markante Figur der Kisslegger Narrenzunf­t: das Hudelmale.
FOTO: FELIX KAESTLE Die markante Figur der Kisslegger Narrenzunf­t: das Hudelmale.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Ein Gruß aus der Nachbarsta­dt: die Saulgauer Dorausschr­eier.
FOTO: FELIX KAESTLE Ein Gruß aus der Nachbarsta­dt: die Saulgauer Dorausschr­eier.
 ?? FOTO: FELIX KAESTLE ?? Mit der Strecksche­re im Gepäck: das Riedlinger Bobbele.
FOTO: FELIX KAESTLE Mit der Strecksche­re im Gepäck: das Riedlinger Bobbele.

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