Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
50 Jahre Berg und Tal
Landkreis Ravensburg eröffnet Jubiläumsjahr mit Neujahrsempfang
- Die Kreisreform in Baden-Württemberg liegt 50 Jahre zurück. Seit 50 Jahren läuft also die Verschmelzung von Allgäu und Schussental, der Altkreiss Ravensburg und Wangen. Und das erfolgreich, wie beim Neujahrsempfang des Landkreises einmütig betont wurde – trotz mancher Frotzelei.
Eine „Schicksals- und Verantwortungsgemeinschaft“sei der Landkreis Ravensburg geworden, sagte Landrat Harald Sievers zu Beginn des Abends im Foyer der Ravensburger Kreissparkasse. Drei Beispiele nannte Sievers, die den Kreis besonders positiv prägen: seine wirtschaftliche Stärke, ein besonderes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und vielfältiges soziales Engagement.
Der Landrat selbst machte die Bühne schnell frei. „Es sollen heute keine langen Festreden gehalten werden“, sagte er. Kern des Abends waren dann Diskussionsrunden mit mehr oder minder prominenten Kreis-Persönlichkeiten, moderiert von Wolfgang Wanner aus Amtzell.
Da war etwa Alt-Landrat Kurt Widmaier, der gestand, dass „der Altkreis Wangen halt schon ein schöner Landkreis“gewesen sei, weshalb die Kreisreform wohl keine Liebeshochzeit war. Aber bei seinem Amtsantritt hat der gebürtige Waldseer, der in Wangen zur Schule ging, gemerkt: „Die Liebe ist gewachsen.“Kleine Sticheleien zwischen Allgäu und Schussental seien „okay“, so
Widmaier. „Aber wenn’s zum Beispiel ums Krankenhaus geht, muss man damit aufhören.“Kreisrätin Gisela Müller gab zu bedenken, dass man aufpassen müsse, wenn man nur vom Allgäu und vom Schussental spricht: „Da fallen Gegenden, wie die um Wilhelmsdorf oder Aulendorf hinten runter.“
Insgesamt stehe der Kreis aber prima da, hieß es von allen Seiten: Vogts Bürgermeister Peter Smigoc stellte ihm für seine Entwicklung die Note „eins bis zwei“aus. Dass der Kreis „von allen im Land beneidet wird“, sagte Daniel Gallasch, Kreisrat und Professor an einer Verwaltungshochschule. Dass der Landkreis der viel zitierte „Bauernhof Baden-Württembergs“
sei, bestätigte Christa Fuchs, Landfrauen-Vorsitzende aus dem Allgäu: „Die jungen Landwirte hier sind innovative Überzeugungstäter.“
Als anstehende Herausforderungen wurden unter anderem der demographische Wandel, eine gute digitale Infrastruktur und die anhaltende Migration in den Landkreis genannt. Auf dem Podium herrschte Einigkeit, dass hier die „kommunale Familie“aus Kreis, Städten und Gemeinden nur gemeinsam erfolgreich sein kann – auch in Zukunft.
Den Blick in die Vergangenheit warf der Kultur-Chef des Kreises, Max Eiben. Er habe feststellen müssen, dass es kaum eine Veröffentlichung
über die Jahrzehnte zwischen der Nachkriegszeit und heute gibt. Deshalb befasse sich damit die Jubiläumsausstellung des Kreises – sie wird im April in Altshausen eröffnet und wandert dann durch den Kreis. Unter dem Titel „hier leben“geben unter anderem Zeitzeugen-Interviews Aufschluss darüber, wie Menschen aus dem ganzen Landkreis über seine Entwicklung denken.
Den ganzen Landkreis hat auch Wolfgang Heyer besucht: Im Film, der am Ende des Festabends gezeigt wurde, ging er auf eine Poetry-SlamReise durch jede der 39 Gemeinden im Kreis. Und das im ganzen Landkreis. Das kurzweilige Ergebnis ist auf schwäbische.de zu sehen.