Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mit Verboten ist es nicht getan
Es wird kräftig gestritten zwischen Berlin und Brüssel, aber auch innerhalb der Ampel-Koalition. Der Disput um das Verbrenner-Aus und die sogenannten E-Fuels zeigt einmal mehr die Uneinigkeit innerhalb der Bundesregierung in zentralen Fragen. Doch einen Punkt haben die Liberalen durchaus. Allzuoft setzen die Politiker in Brüssel und Berlin auf reine Verbotspolitik anstatt eine gewisse Technologieoffenheit zuzulassen und lediglich die Rahmenbedingungen zu setzen, damit sich die beste oder auch mehrere gute Technologien im Markt durchsetzen können. Mittlerweile herrscht eine BastaPolitik, die nicht nur bei überzeugten FDP-Wählern ein gehöriges Störgefühl zurücklässt.
Nun sind E-Fuels beileibe kein Allheilmittel und auch keinesfalls dazu in der Lage, E-Autos vollständig zu ersetzen. Zu groß sind deren Nachteile. Aber in einigen Nischen oder als Ergänzung zur reinen E-Mobilität hat diese Technologie doch ihre Berechtigung – und sei es als Brücke in eine rein elektrische Welt.
Eines ist aber völlig klar: Dem Elektroauto gehört die Zukunft des Individualverkehrs – nicht unbedingt, weil dies völlig unumstritten die beste Lösung darstellt, sondern weil dies ganz offensichtlich von der politischen Mehrheit so gewollt ist. Auch die Autoindustrie setzt voll und ganz auf das E-Auto, wie einige Statements der Hersteller zur aktuellen Debatte nochmals unterstrichen haben. Dies liegt vor allem daran, dass die Konzerne schon seit vielen Jahren mit dem E-Antrieb planen und nur eine Sache genauso sehr lieben wie sprudelnde Gewinne – nämlich Planungssicherheit.
Eine große Unsicherheit spüren dagegen die Autofahrer, weshalb sehr viele von ihnen immer noch skeptisch auf das Elektroauto blicken. Noch viel wichtiger als Enddaten für bestehende Technologien zu setzen, wäre es freilich, dass die Politik endlich auch die Rahmenbedingungen für eine Elektro-Zukunft schafft: Dies sind vor allem der Aufbau eines gigantischen europaweiten Schnellladenetzes sowie der massive Ausbau der Stromnetze – vor allem in Deutschland. Denn irgendwoher muss der Ökostrom für annähernd 50 Millionen E-Autos ja kommen. Mit Verboten ist es längst nicht getan.