Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Monument voller Mythen und Rätsel
Neue Kammer in der Cheopspyramide von Gizeh entdeckt – Münchner Forscherteam beteiligt
(dpa) - Ein internationales Forschungsteam in Ägypten hat in der berühmten Cheopspyramide von Gizeh eine neue Kammer entdeckt. Bereits vor Jahren hatten Messungen auf einen verborgenen Hohlraum hingewiesen. Durch ein Endoskop, das durch einen schmalen Spalt zwischen zwei giebelartig angeordneten Steinen geführt wurde, sei nun die Existenz einer erstaunlich großen Kammer bestätigt worden. Das teilte Ende vergangener Woche die Technische Universität München (TUM) mit, die mit einem Team an der Entdeckung beteiligt war.
Die Cheops-Pyramide zählt zu einem der Sieben Weltwunder der Antike. Ihre Entdeckung ist teils von Mythen begleitet, der Bau gibt bis heute Rätsel auf. Der Fund sei nicht zuletzt besonders bedeutsam, weil die Pyramide als eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt gelte, erläuterten die TUM-Wissenschaftler. Im Inneren der Kammer seien keine Fußspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu sehen. Daher nimmt die Forschungsgruppe laut TUM an, dass diesen Raum seit rund 4500 Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat. Die Kammer befindet sich oberhalb des eigentlichen Zugangs an der Nordseite der Pyramide. Laut ägyptischem Antikenministerium soll der Korridor neun Meter lang und 2,10 Meter breit sein.
„Einen Hohlraum in einer Pyramide zu entdecken, ist schon etwas Besonderes. Aber dass diese Kammer groß genug ist, um mehrere Menschen aufzunehmen, das macht es noch viel bedeutender“, sagt Christian Große vom Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung an der TUM. Die Münchner sind seit 2019 an dem internationalen Forscherteam namens ScanPyramids beteiligt, das die ägyptischen Pyramiden untersucht. Ägyptologen werten den Fund als außergewöhnlich. „Es ist spektakulär, denn die Kammer ist wirklich groß“, sagte der Ägyptologe Alexander Schütze von der Ludwig-Maximilians-Universität. Allerdings ist die Bedeutung der Kammer womöglich nur eine technische. „Es sieht für mich sehr danach aus, dass es sich um eine weitere Entlastungskammer handelt, die den immensen Druck der Steine von der Eingangskonstruktion nehmen sollte“, sagte Schütze. „Der Fund wird auch das Verständnis der Bauweise vorantreiben.“
Bis heute gibt es Rätsel auf, wie die alten Ägypter vor rund 4500 Jahren die immensen Pyramiden mit den viele Tonnen schweren Blöcken bauten. Weitere Forschungen sei nötig, hieß es bei der TUM. Die genaue Funktion des Kammer- und Schachtsystems im Innern der monumentalen Pyramide, die rund 140 Meter aufragt, ist nicht vollständig geklärt.
Spekuliert wurde sogar, ob in einer der Kammern die Mumie des Pharao Cheops liegen könnte. Der Sarkophag in der Königskammer war leer vorgefunden worden. Doch Forscher gehen eher davon aus, dass die Mumie nicht in der Pyramide ist. „Es gibt meines Erachtens keinen Grund, eine Art Versteck zu vermuten, wo man die Überreste beigesetzt hat“, sagte Schütze. Die Pyramide war geplündert worden, wahrscheinlich bereits in der Antike.