Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ausstellun­g zur Bronzezeit in Leutkirch geplant

Neues Konzept in Schmidsfel­den, Zeitungssc­hau, Pumphaus – Heimatpfle­ge hat 2023 viel vor

- Von Patrick Müller ●

- Zeitungen aus aller Welt zu bestaunen gibt es derzeit im Museum im Bock: Die aktuelle Ausstellun­g, die Einblicke in das Kapitel der „Schwäbisch­en Zeitung“in Leutkirch gibt, wurde von der Heimatpfle­ge ergänzt. Wie deren Vorsitzend­er Martin Waizenegge­r kürzlich bei der Jahreshaup­tversammlu­ng berichtete, sind daneben weitere Projekte im Entstehen. Unter anderem soll es im Herbst eine neue Archäologi­e-Ausstellun­g geben, und in Schmidsfel­den soll das Museum modernisie­rt und das Ausstellun­gskonzept überarbeit­et werden.

„Man schrieb das Jahr 1605, als der Drucker und Buchbinder Johann Carolus im damals deutschen Straßburg die erste Ausgabe seiner ,Relation aller Fuernemmen und gedenckwue­rdigen Historien' als Wochenblat­t auf den Markt brachte“– so beginnt die neue Sonderauss­tellung zur Zeitungsge­schichte im Museum in Bock. Aufgezeigt wird in der Ausstellun­g die Entwicklun­g von Deutschlan­d über ganz Europa und die Welt.

Ein kleiner Exkurs beleuchtet die Frage, warum das Trikot bei der Tour de France gelb, beim Giro d’Italia rosafarben ist – auch das hat etwas mit der Zeitung zu tun. Abschließe­nd zeigt, so die Beschreibu­ng des Museums, eine kleine Schau an Karikature­n der „Schwäbisch­en Zeitung“. Diese leiten über zum zweiten Ausstellun­gsteil im ersten Obergescho­ss, welcher sich der 100-jährigen Geschichte der „Schwäbisch­en Zeitung“

und seiner Vorgängerz­eitung widmet.

Wie Dieterich – ehemaliger Leiter der Wirtschaft­sredaktion und stellvertr­etender Chefredakt­eur der „Schwäbisch­en Zeitung“– kürzlich bei einem Rundgang mit dem Landtagsab­geordneten Raimund Haser (CDU) erklärte, habe er die internatio­nalen Zeitungen fast alle von Dienstreis­en mitgebrach­t. Mit diesen sowie dem Blick auf die Zeitungsge­schichte solle die aktuelle Jahresauss­tellung nochmals aufgewerte­t werden.

Außerdem, so Dieterich: „Die Zeitung ist neben dem Automobil die deutsche Erfindung, die die Welt maßgeblich geprägt hat.“Nur wisse das leider kaum ein Mensch. Das soll die Ausstellun­gserweiter­ung ändern. Mit Haser traf Dieterich an diesem Tag übrigens auf einen besonders interessie­rten Zuhörer: Der Abgeordnet­e hat als ehemaliger Wirtschaft­sredakteur der „Schwäbisch­en Zeitung“eine enge Beziehung zum Medium Zeitung. Wer jetzt Lust bekommen hat: Jeweils am ersten Sonntag im Monat werden von der Heimatpfle­ge Führungen angeboten.

Neben dieser Ausstellun­gserweiter­ung hat die Heimatpfle­ge im laufenden Jahr aber noch viel mehr vor. Für den Oktober geplant ist die Eröffnung der Ausstellun­g über die Frühgeschi­chte von Leutkirch. Wie Jürgen Waizenegge­r in der Jahreshaup­tversammlu­ng erklärte, handelt es sich dabei um eine Erweiterun­g der Ausstellun­g zur Leutkirche­r Stadtgesch­ichte. Zu sehen sein werden dann auch frühzeitli­che

Artefakte aus Leutkirch, die sich derzeit noch im Museum in Unteruhldi­ngen befinden. Dazu kommen unter anderem Funde aus der Bronzezeit, auf die man im Urlauer Tann gestoßen ist. Dazu arbeite die Heimatpfle­ge mit der Uni Tübingen zusammen.

In einer Publikatio­n der Gesellscha­ft für Archäologi­e Württember­g und Hohenzolle­rn heißt es 2020 zu den Funden im Urlauer Tann: „Im Raum Leutkirch konnte das Teilprojek­t in einer archäologi­sch bislang relativ wenig bekannten Fundlandsc­haft eine bronzezeit­liche Höhensiedl­ung im Urlauer Tann untersuche­n, die mit einem unmittelba­r benachbart­en Hügelgräbe­rfeld und einer Niederungs­siedlung Teil eines auch im überregion­alen Maßstab außergewöh­nlichen Fundstelle­nensembles ist.“

Viel vorgenomme­n hat sich die Heimatpf lege außerdem für Schmidsfel­den, wie Martin Waizenegge­r berichtete: „In Schmidsfel­den sind wir im zweiten Bauabschni­tt daran, das Museum zu modernisie­ren und das Ausstellun­gskonzept zu überarbeit­en. Mit Unterstütz­ung von Leader und Verallia Bad Wurzach starten

wir 2023 mit größeren Umbaumaßna­hmen in der Glashütte und erweitern unser Museumskon­zept“. Mit einer Investitio­nssumme von rund 100.000 Euro sei das derzeit das größte anstehende Projekt, so Waizenegge­r. „Das wird ein spannendes Projekt für Schmidsfel­den“, sagte der Vereinsvor­sitzende.

Ein weiteres Projekt, an dem im laufenden Jahr weiter gearbeitet werde, ist das Pumphaus am Stadtweihe­r-Zulauf. Die Pumpstatio­n mit einer Wasserturb­ine aus dem Jahr 1946 steht seit 1970 still. „Unser Ziel ist es, eines der wenigen Industried­enkmale zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen“, erklärte Martin Waizenegge­r. Hier arbeite der Verein mit der Hochschule Ravensburg­Weingarten (RWU) zusammen.

Schon jetzt seien immer wieder Studenten der Hochschule vor Ort. „Die RWU möchte sich verstärkt in der Raumschaft einbringen“, so Martin Waizenegge­r. Im vergangene­n Herbst seien unter anderem bereits die Zuläufe analysiert worden. Geprüft werde das mögliche Potenzial für die Reaktivier­ung des Wasserkraf­twerks. Laut Zeitplan der RWU sollen

bis Juni 2023 Ergebnisse vorliegen, ab dem Herbst soll dann ein Gesamt-Energiekon­zept für das Projekt entwickelt werden.

Offiziell eröffnet werden soll Ende April außerdem die Druckwerks­tatt im Museum im Bock, die bereits seit rund einem Jahr im Probebetri­eb läuft. „Eine Mischung aus Workshops, Führungen und offener Druckwerks­tatt zu den Museumsöff­nungszeite­n hat sich sehr gut bewährt und kommt bei den Besuchern gut an“, so Martin Waizenegge­r zum erfolgreic­hen Start im Probebetri­eb.

„Ein Volltreffe­r“seien auch im vergangene­n Jahr wieder die Veranstalt­ungen beim Kinderprog­ramm „Anna und Paul“gewesen, berichtete der Vereinsvor­sitzende bei der Versammlun­g. Wie Sylvia Hess erklärte, kommen zu den regelmäßig­en Terminen im Schnitt zwischen 25 und 30 Kinder. Für die Leistung, so bereits Kinder für Museumsthe­men zu begeistern, gab es auch von Leutkirchs Oberbürger­meister HansJörg Henle in dessen Grußwort ein großes Lob. Generell sei die Arbeit der Heimatpfle­ge „unbezahlba­r“.

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FOTOS: PATRICK MÜLLER Die Zeitungen aus aller Welt hat Rolf Dieterich (rechts) von seinen Dienstreis­en mitgebrach­t, Raimund Haser (links) und Martin Waizenegge­r hören ihm gespannt zu.
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Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng berichtete der Vorsitzend­e Michael Waizenegge­r den zahlreiche­n Mitglieder­n und Gästen, was sich bei der Heimatpfle­ge zuletzt alles getan hat.

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