Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ausstellung zur Bronzezeit in Leutkirch geplant
Neues Konzept in Schmidsfelden, Zeitungsschau, Pumphaus – Heimatpflege hat 2023 viel vor
- Zeitungen aus aller Welt zu bestaunen gibt es derzeit im Museum im Bock: Die aktuelle Ausstellung, die Einblicke in das Kapitel der „Schwäbischen Zeitung“in Leutkirch gibt, wurde von der Heimatpflege ergänzt. Wie deren Vorsitzender Martin Waizenegger kürzlich bei der Jahreshauptversammlung berichtete, sind daneben weitere Projekte im Entstehen. Unter anderem soll es im Herbst eine neue Archäologie-Ausstellung geben, und in Schmidsfelden soll das Museum modernisiert und das Ausstellungskonzept überarbeitet werden.
„Man schrieb das Jahr 1605, als der Drucker und Buchbinder Johann Carolus im damals deutschen Straßburg die erste Ausgabe seiner ,Relation aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien' als Wochenblatt auf den Markt brachte“– so beginnt die neue Sonderausstellung zur Zeitungsgeschichte im Museum in Bock. Aufgezeigt wird in der Ausstellung die Entwicklung von Deutschland über ganz Europa und die Welt.
Ein kleiner Exkurs beleuchtet die Frage, warum das Trikot bei der Tour de France gelb, beim Giro d’Italia rosafarben ist – auch das hat etwas mit der Zeitung zu tun. Abschließend zeigt, so die Beschreibung des Museums, eine kleine Schau an Karikaturen der „Schwäbischen Zeitung“. Diese leiten über zum zweiten Ausstellungsteil im ersten Obergeschoss, welcher sich der 100-jährigen Geschichte der „Schwäbischen Zeitung“
und seiner Vorgängerzeitung widmet.
Wie Dieterich – ehemaliger Leiter der Wirtschaftsredaktion und stellvertretender Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“– kürzlich bei einem Rundgang mit dem Landtagsabgeordneten Raimund Haser (CDU) erklärte, habe er die internationalen Zeitungen fast alle von Dienstreisen mitgebracht. Mit diesen sowie dem Blick auf die Zeitungsgeschichte solle die aktuelle Jahresausstellung nochmals aufgewertet werden.
Außerdem, so Dieterich: „Die Zeitung ist neben dem Automobil die deutsche Erfindung, die die Welt maßgeblich geprägt hat.“Nur wisse das leider kaum ein Mensch. Das soll die Ausstellungserweiterung ändern. Mit Haser traf Dieterich an diesem Tag übrigens auf einen besonders interessierten Zuhörer: Der Abgeordnete hat als ehemaliger Wirtschaftsredakteur der „Schwäbischen Zeitung“eine enge Beziehung zum Medium Zeitung. Wer jetzt Lust bekommen hat: Jeweils am ersten Sonntag im Monat werden von der Heimatpflege Führungen angeboten.
Neben dieser Ausstellungserweiterung hat die Heimatpflege im laufenden Jahr aber noch viel mehr vor. Für den Oktober geplant ist die Eröffnung der Ausstellung über die Frühgeschichte von Leutkirch. Wie Jürgen Waizenegger in der Jahreshauptversammlung erklärte, handelt es sich dabei um eine Erweiterung der Ausstellung zur Leutkircher Stadtgeschichte. Zu sehen sein werden dann auch frühzeitliche
Artefakte aus Leutkirch, die sich derzeit noch im Museum in Unteruhldingen befinden. Dazu kommen unter anderem Funde aus der Bronzezeit, auf die man im Urlauer Tann gestoßen ist. Dazu arbeite die Heimatpflege mit der Uni Tübingen zusammen.
In einer Publikation der Gesellschaft für Archäologie Württemberg und Hohenzollern heißt es 2020 zu den Funden im Urlauer Tann: „Im Raum Leutkirch konnte das Teilprojekt in einer archäologisch bislang relativ wenig bekannten Fundlandschaft eine bronzezeitliche Höhensiedlung im Urlauer Tann untersuchen, die mit einem unmittelbar benachbarten Hügelgräberfeld und einer Niederungssiedlung Teil eines auch im überregionalen Maßstab außergewöhnlichen Fundstellenensembles ist.“
Viel vorgenommen hat sich die Heimatpf lege außerdem für Schmidsfelden, wie Martin Waizenegger berichtete: „In Schmidsfelden sind wir im zweiten Bauabschnitt daran, das Museum zu modernisieren und das Ausstellungskonzept zu überarbeiten. Mit Unterstützung von Leader und Verallia Bad Wurzach starten
wir 2023 mit größeren Umbaumaßnahmen in der Glashütte und erweitern unser Museumskonzept“. Mit einer Investitionssumme von rund 100.000 Euro sei das derzeit das größte anstehende Projekt, so Waizenegger. „Das wird ein spannendes Projekt für Schmidsfelden“, sagte der Vereinsvorsitzende.
Ein weiteres Projekt, an dem im laufenden Jahr weiter gearbeitet werde, ist das Pumphaus am Stadtweiher-Zulauf. Die Pumpstation mit einer Wasserturbine aus dem Jahr 1946 steht seit 1970 still. „Unser Ziel ist es, eines der wenigen Industriedenkmale zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen“, erklärte Martin Waizenegger. Hier arbeite der Verein mit der Hochschule RavensburgWeingarten (RWU) zusammen.
Schon jetzt seien immer wieder Studenten der Hochschule vor Ort. „Die RWU möchte sich verstärkt in der Raumschaft einbringen“, so Martin Waizenegger. Im vergangenen Herbst seien unter anderem bereits die Zuläufe analysiert worden. Geprüft werde das mögliche Potenzial für die Reaktivierung des Wasserkraftwerks. Laut Zeitplan der RWU sollen
bis Juni 2023 Ergebnisse vorliegen, ab dem Herbst soll dann ein Gesamt-Energiekonzept für das Projekt entwickelt werden.
Offiziell eröffnet werden soll Ende April außerdem die Druckwerkstatt im Museum im Bock, die bereits seit rund einem Jahr im Probebetrieb läuft. „Eine Mischung aus Workshops, Führungen und offener Druckwerkstatt zu den Museumsöffnungszeiten hat sich sehr gut bewährt und kommt bei den Besuchern gut an“, so Martin Waizenegger zum erfolgreichen Start im Probebetrieb.
„Ein Volltreffer“seien auch im vergangenen Jahr wieder die Veranstaltungen beim Kinderprogramm „Anna und Paul“gewesen, berichtete der Vereinsvorsitzende bei der Versammlung. Wie Sylvia Hess erklärte, kommen zu den regelmäßigen Terminen im Schnitt zwischen 25 und 30 Kinder. Für die Leistung, so bereits Kinder für Museumsthemen zu begeistern, gab es auch von Leutkirchs Oberbürgermeister HansJörg Henle in dessen Grußwort ein großes Lob. Generell sei die Arbeit der Heimatpflege „unbezahlbar“.