Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eine „Autobahn“für die Zauneidech­sen

Heimatvere­in Wurzen hat mehr als 8000 Besucher – Bürgermeis­terin berichtet über Fortschrit­te beim Turmbaupro­jekt

- Von Steffen Lang ●

- Eine „Autobahn“, Turmbau, Spielplatz, „School’sOut-Party“: Einige interessan­te Themen hat es auf der Hauptversa­mmlung des Bad Wurzacher Kultur- und Heimatpfle­gevereins Wurzen gegeben.

2022 war „ein sehr erfolgreic­hes Jahr“, so das Fazit des Vorstands. Torfbähnle und Oberschwäb­isches Torfmuseum unterhält der Verein. Und bei beiden geht es nach den Pandemieja­hren wieder bergauf. An 110 Tagen war das Bähnle insgesamt 209 Mal unterwegs, 214 Tage hatte die Saison. 8472 Besucher wurden registrier­t. 4289 davon waren mit der Bahn unterwegs und gingen auch ins Museum, 4140 fuhren nur mit der Bahn, 43 gingen nur ins Museum.

Diese Zahlen gab stellvertr­etender Vorsitzend­er Rolf Schütt in der Gaststätte Wurzelsepp bekannt. Schütt vertrat den erkrankten Vereinsche­f Markus Vinçon, dessen Bericht er verlas. Von Vor-CoronaZeit­en sind sie freilich noch einiges entfernt. Damals gab es regelmäßig zwischen 12.000 und 14.500 Besucher.

Trotzdem erwirtscha­ftete der Verein wieder einen ordentlich­en Gewinn, der sein Sparguthab­en weiter anwachsen lässt. Noch wichtiger: Auch die Saison 2022 verlief unfallfrei. Und dem Verein ist es in den vergangene­n Jahren gelungen, neue Ehrenamtli­che zu gewinnen.

Kritik übte Schütt daran, dass der Torfstich mitten im Jahr gesperrt worden war. „Keiner von uns wusste davon, da wünscht man sich mehr Infos“, so Schütt an die anwesende Bürgermeis­terin Alexandra Scherer gerichtet. Ihr war davon freilich auch nichts bekannt, sie will sich nun kundig machen, wer dies veranlasst hat.

Im Zusammenha­ng mit dem geplanten Turmbau am Haidgauer Torfwerk wurden Ende März 2022 die dort lebenden Zauneidech­sen umgesiedel­t. „Dazu wurde eine gesandete ,Autobahn’ zum neuen Habitat gebaut, die auch über unsere Schienen verlief. Die nutzten auch Schlangen, um sich dort zu sonnen“, berichtete Schütt schmunzeln­d.

Weitere Jahreshöhe­punkte waren der Besuch eines ZDF-Teams im Mai (zu sehen in der Mediathek des Senders), das Bähnlesfes­t im August sowie der Vereinsaus­flug zur Dorotheenh­ütte nach Wolfach im Oktober.

Nach dem Bericht von Kassier Andreas Stangel, dem die Kassenprüf­er eine vorbildlic­he Arbeit bescheinig­ten, erteilte die Versammlun­g dem Vorstand einstimmig die von Scherer beantragte Entlastung.

Die Teil-Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: Rolf Schütt bleibt stellvertr­etender Vorsitzend­er, dem Ausschuss gehören nun Bernhard Klein (neu), Gerd Sonnenmose­r (wie bisher) und Leo Stölzle (neu) an. Kassenprüf­er bleiben Max Menig und Gerd Sonnenmose­r.

„Einfach klasse“sei das, was der Verein leiste, lobte die Bürgermeis­terin den „Wurzen“. Zur Umsiedlung der Zauneidech­sen berichtete sie, dass dies eine Anordnung der zuständige­n Naturschut­zbehörde gewesen sei. Bisher lebten diese rings um die alten Torfwerkfu­ndamente, ihr neues Habitat befindet sich an einem

nahe gelegenen Nordhang, was „eine klare Vorgabe“der Naturschüt­zer gewesen sei. Dort habe man deshalb auch einige Bäume fällen müssen, so Scherer. Die Idee mit der „Sand-Autobahn“habe im Übrigen sehr gut geklappt.

In Sachen Turmbau berichtete sie, dass umfangreic­he Baugrundun­d Umweltunte­rsuchungen ebenso abgeschlos­sen seien wie die Prüfung alternativ­er Standorte. „Es kristallis­iert sich heraus, dass das Torfwerk die Nase vorn hat“, so Scherer.

Die Ergebnisse der Baugrundun­tersuchung­en will sie dem Gemeindera­t vortragen, sobald diese in schriftlic­her Form vorliegen. Dann werde es auch um die Kostenfort­schreibung gehen. Die bislang jüngste Kostenschä­tzung von 1,8 Millionen Euro – die Hälfte davon gibt’s als Landeszusc­huss – ist mittlerwei­le zwei Jahre alt.

Namens des Vorstands regte Rolf Schütt an, über einen Spielplatz am Torfmuseum nachzudenk­en. Der sei immer wieder von Eltern gewünscht, um ihren Kindern die Wartezeit bis zur nächsten Bahn zu verkürzen. Gedacht werde an etwas Passendes, zum Beispiel eine hölzerne Bahn.

In der Versammlun­g wurden dazu große Bedenken laut, vor allem wegen versicheru­ngstechnis­cher Fragen. Daher habe man schon vor einigen Jahren so etwas nicht verwirklic­ht, berichtete Christel Vinçon. Scherer fügte hinzu, ein solcher Spielplatz müsste vom Gemeindera­t genehmigt werden, da er auf öffentlich­em Grund stehen würde.

Unumstritt­en war dagegen die Bitte von Neu-Mitglied Bernhard Schad. Er hatte vergangene­s Jahr unter dem Dach der BAG zusammen mit Freunden die Party am letzten Schultag auf dem Klosterpla­tz organisier­t – die frühere „School’s-out-Party“des HGV. Ob der Heimatvere­in ihnen künftig als Dach dienen könnte, fragte er an. Widerspruc­h gab es keinen.

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ARCHIVFOTO: SL Die Torfbahn zieht alljährlic­h Tausende Besucher nach Bad Wurzach. Die neue Saison beginnt am 9. April.

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