Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Eine „Autobahn“für die Zauneidechsen
Heimatverein Wurzen hat mehr als 8000 Besucher – Bürgermeisterin berichtet über Fortschritte beim Turmbauprojekt
- Eine „Autobahn“, Turmbau, Spielplatz, „School’sOut-Party“: Einige interessante Themen hat es auf der Hauptversammlung des Bad Wurzacher Kultur- und Heimatpflegevereins Wurzen gegeben.
2022 war „ein sehr erfolgreiches Jahr“, so das Fazit des Vorstands. Torfbähnle und Oberschwäbisches Torfmuseum unterhält der Verein. Und bei beiden geht es nach den Pandemiejahren wieder bergauf. An 110 Tagen war das Bähnle insgesamt 209 Mal unterwegs, 214 Tage hatte die Saison. 8472 Besucher wurden registriert. 4289 davon waren mit der Bahn unterwegs und gingen auch ins Museum, 4140 fuhren nur mit der Bahn, 43 gingen nur ins Museum.
Diese Zahlen gab stellvertretender Vorsitzender Rolf Schütt in der Gaststätte Wurzelsepp bekannt. Schütt vertrat den erkrankten Vereinschef Markus Vinçon, dessen Bericht er verlas. Von Vor-CoronaZeiten sind sie freilich noch einiges entfernt. Damals gab es regelmäßig zwischen 12.000 und 14.500 Besucher.
Trotzdem erwirtschaftete der Verein wieder einen ordentlichen Gewinn, der sein Sparguthaben weiter anwachsen lässt. Noch wichtiger: Auch die Saison 2022 verlief unfallfrei. Und dem Verein ist es in den vergangenen Jahren gelungen, neue Ehrenamtliche zu gewinnen.
Kritik übte Schütt daran, dass der Torfstich mitten im Jahr gesperrt worden war. „Keiner von uns wusste davon, da wünscht man sich mehr Infos“, so Schütt an die anwesende Bürgermeisterin Alexandra Scherer gerichtet. Ihr war davon freilich auch nichts bekannt, sie will sich nun kundig machen, wer dies veranlasst hat.
Im Zusammenhang mit dem geplanten Turmbau am Haidgauer Torfwerk wurden Ende März 2022 die dort lebenden Zauneidechsen umgesiedelt. „Dazu wurde eine gesandete ,Autobahn’ zum neuen Habitat gebaut, die auch über unsere Schienen verlief. Die nutzten auch Schlangen, um sich dort zu sonnen“, berichtete Schütt schmunzelnd.
Weitere Jahreshöhepunkte waren der Besuch eines ZDF-Teams im Mai (zu sehen in der Mediathek des Senders), das Bähnlesfest im August sowie der Vereinsausflug zur Dorotheenhütte nach Wolfach im Oktober.
Nach dem Bericht von Kassier Andreas Stangel, dem die Kassenprüfer eine vorbildliche Arbeit bescheinigten, erteilte die Versammlung dem Vorstand einstimmig die von Scherer beantragte Entlastung.
Die Teil-Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: Rolf Schütt bleibt stellvertretender Vorsitzender, dem Ausschuss gehören nun Bernhard Klein (neu), Gerd Sonnenmoser (wie bisher) und Leo Stölzle (neu) an. Kassenprüfer bleiben Max Menig und Gerd Sonnenmoser.
„Einfach klasse“sei das, was der Verein leiste, lobte die Bürgermeisterin den „Wurzen“. Zur Umsiedlung der Zauneidechsen berichtete sie, dass dies eine Anordnung der zuständigen Naturschutzbehörde gewesen sei. Bisher lebten diese rings um die alten Torfwerkfundamente, ihr neues Habitat befindet sich an einem
nahe gelegenen Nordhang, was „eine klare Vorgabe“der Naturschützer gewesen sei. Dort habe man deshalb auch einige Bäume fällen müssen, so Scherer. Die Idee mit der „Sand-Autobahn“habe im Übrigen sehr gut geklappt.
In Sachen Turmbau berichtete sie, dass umfangreiche Baugrundund Umweltuntersuchungen ebenso abgeschlossen seien wie die Prüfung alternativer Standorte. „Es kristallisiert sich heraus, dass das Torfwerk die Nase vorn hat“, so Scherer.
Die Ergebnisse der Baugrunduntersuchungen will sie dem Gemeinderat vortragen, sobald diese in schriftlicher Form vorliegen. Dann werde es auch um die Kostenfortschreibung gehen. Die bislang jüngste Kostenschätzung von 1,8 Millionen Euro – die Hälfte davon gibt’s als Landeszuschuss – ist mittlerweile zwei Jahre alt.
Namens des Vorstands regte Rolf Schütt an, über einen Spielplatz am Torfmuseum nachzudenken. Der sei immer wieder von Eltern gewünscht, um ihren Kindern die Wartezeit bis zur nächsten Bahn zu verkürzen. Gedacht werde an etwas Passendes, zum Beispiel eine hölzerne Bahn.
In der Versammlung wurden dazu große Bedenken laut, vor allem wegen versicherungstechnischer Fragen. Daher habe man schon vor einigen Jahren so etwas nicht verwirklicht, berichtete Christel Vinçon. Scherer fügte hinzu, ein solcher Spielplatz müsste vom Gemeinderat genehmigt werden, da er auf öffentlichem Grund stehen würde.
Unumstritten war dagegen die Bitte von Neu-Mitglied Bernhard Schad. Er hatte vergangenes Jahr unter dem Dach der BAG zusammen mit Freunden die Party am letzten Schultag auf dem Klosterplatz organisiert – die frühere „School’s-out-Party“des HGV. Ob der Heimatverein ihnen künftig als Dach dienen könnte, fragte er an. Widerspruch gab es keinen.