Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stadt widerspricht der Hochschule
Kein neuer Campus in der Ravensburger Weststadt – Wer ist verantwortlich, dass das nicht klappt?
- Die Ravensburger Stadtverwaltung widerspricht den Aussagen der Internationalen Hochschule (IU), sie hätte die Einrichtung eines Campus in der Weststadt aus baurechtlichen Gründen verhindert. Im Gegenteil, so die Stadt: Man habe versucht, der IU goldene Brücken zu bauen.
Die IU ist die größte Hochschule Deutschlands. Es gibt sie seit 2000 mit derzeit 28 Dependancen. Sie bietet Studien in Präsenz, in dualer Form oder als Fernuniversität an. Über 100.000 junge Frauen und Männer lernen dort. Die private IU ist staatlich anerkannt und hat ihren Hauptsitz seit 2019 in Erfurt.
Mit großem Werbeaufwand kündigte die IU im vergangenen Sommer an, auch in Ravensburg einen Campus zu eröffnen, rechtzeitig zum Wintersemester 2022/ 2023. Hier, am Standort in der Zuppingerstraße 5 in der Weststadt, sollte wahlweise in Präsenz oder virtuell ein duales Studium in Marketing- und Tourismusmanagement,
Sozialer Arbeit und Mediendesign angeboten werden.
Wegen Problemen mit den Räumlichkeiten kam es jedoch nie zu einem Präsenzunterricht. Die rund 60 Erstsemester, zahlreiche davon eigens nach Ravensburg gezogen, mussten in ihrer neuen Bude zu Hause büffeln – und das, obwohl die Hoch-Zeit der Corona-Einschränkungen damals schon vorbei war.
Diese Gegebenheiten sollten sich auf Dauer ändern. Umso schockierter reagierten zahllose Studenten, als sie Ende Januar 2023 die Mitteilung erreichte, dass es keinen IU-Campus in der Weststadt geben wird. Der Grund: Ein Präsenzunterricht in Ravensburg sei aufgrund der Gebäudesituation nicht möglich. IU-Sprecherin Susanne EichholzLegrand sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „Der IU wurde vom Vermieter der Campusräumlichkeiten mitgeteilt, dass das Bauamt die baurechtliche Umnutzung / Schulungsgenehmigung nicht erteilt. Aufgrund der Unsicherheit in dieser Frage hat sich die IU entschieden, den Standort nicht zu eröffnen.“Die IU bedauere das.
Die Ravensburger Stadtverwaltung widerspricht dieser Aussage. Von Anfang an sei klar gewesen, dass baurechtlich nichts gegen eine Umnutzung zu einem Schulungsgebäude stehe. Das sei auch so kommuniziert worden. Timo Hartmann, Sprecher der Stadt, sagte der SZ: „Unser Interesse an einer Ansiedlung war stets sehr hoch. Daher haben wir auch gerne bei der Vermittlung des Standortes in der Zuppingerstraße 5 mitgewirkt. Letzten Endes kam er dann auch auf unsere Vermittlung hin zustande.“
Der Bauantrag für die Umsetzung sei schnellstmöglich bearbeitet worden. Um einen rechtzeitigen Semesterbeginn zu ermöglichen, habe die Stadt sogar einer Nutzungsaufnahme des Gebäudes Zuppingerstraße 5 durch die IU zugestimmt, obwohl zu diesem Zeitpunkt „noch nicht alle Fragen des Verfahrens seitens des Bauherrn abgearbeitet waren“.
Hartmann: „Insofern können wir die Aussage, dass die Stadt Ravensburg dieser Umnutzung nicht zustimmt, nicht nachvollziehen und stellen hiermit klar, dass es keine rechtlichen Hürden aus unserer Sicht gegeben hat, und wir auch auf der Zeitschiene der Genehmigung passend unterwegs waren.“
Nach dem ersten SZ-Bericht über das Thema habe Bürgermeister Dirk Bastin Kontakt mit der IU aufgenommen. Ein vereinbarter Gesprächstermin sei seitens der Internationalen Hochschule dann aber abgesagt worden.