Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Mutmacher-Spiel
Stuttgart nimmt gegen Bayern positive Erkentnisse mit
- Nach der Pressekonferenz in den provisorischen Räumlichkeiten der MercedesBenz Arena in Stuttgart, deren Haupttribüne für die Heim-EM 2024 modernisiert wird, hielt Bruno Labbadia seinen Trainerkollegen Julian Nagelsmann noch ein wenig auf. Draußen wartete der Bus der Münchner abfahrbereit auf den Chefcoach, er war der Letzte, der fehlte. Doch Labbadia redete neben dem Pult stehend weiter auf den 22 Jahre jüngeren Nagelsmann ein, man tauschte sich über kommende Gegner sowie deren Spielerpersonal aus. Geduldig hörte Nagelsmann zu, dann verabschiedete man sich herzlich. Die Wege trennen sich.
Der Eine soll möglichst das Triple mit den Bayern holen, die Meisterschaft als Selbstverständlichkeit. Der andere wurde im Dezember als Feuerwehrmann geholt, um auch in seiner zweiten Tätigkeit beim VfB den Traditionsverein vor dem Abstieg zu bewahren. 2011 war ihm das ein halbes Jahr nach Amtsantritt gelungen. Und diesmal?
Nach dem 15. Spieltag lag der VfB mit 14 Punkten auf Rang 16, dem zittrigen Relegationsplatz. Acht Spieltage später haben sich die Schwaben um einen Rang verbessert, sind aktuell 15. Unter Labbadia holte man nach der Winterpause in der Liga fünf Punkte (ein Sieg), qualifizierte sich für das Viertelfinale des DFBPokals. Doch dank der Renaissance des bis zu diesem Spieltag Tabellenletzten Schalke 04 und des totalen Einbruchs der TSG Hoffenheim stehen nun fünf Teams nahezu punktgleich im Keller. Bochum, Schalke, Hoffenheim und der VfB mit 19 Punkten, Hertha BSC nach dem 1:4 bei Leverkusen mit lediglich einem Zähler mehr. „Es ist erst mal gut, dass so viele Mannschaften unten dabei sind“, sagte Labbadia nach dem couragierten Auftritt seines Teams und ergänzte: „Wir haben gesagt, unser Ziel ist es, drei Mannschaften hinter uns zu lassen – die Chance ist da, definitiv.“Kopf und Körper sind im Frühjahr zu gleichen Teilen
gefordert, weiß Labbadia. „Der Abstiegskampf macht etwas mit dir – und da ist es wichtig, einen klaren Kopf zu bewahren.“
Die Spieler scheinen zu wissen, was die Stunde geschlagen hat. „Wir wollten mit 100 Prozent rausgehen und jeden Zweikampf annehmen und das haben wir vom Anfang bis zum Ende gemacht. Es war wichtig, dass wir das den Fans noch zeigen konnten“, sagte Verteidiger Waldemar Anton und fügte hinzu: „Wir wissen auf was es in den nächsten Spielen ankommt und dass wir in jedem Spiel 100 Prozent geben. Letzte Woche haben wir eine Lehrstunde bekommen und das darf nur einmal pro Saison passieren.“Der Leistungseinbruch vor allem in der ersten Hälfte beim 1:2 auf Schalke soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben.
Mit dem für die Schwaben mutmachenden 1:2 im Südderby haderte Labbadia, der ehemalige Mittelstürmer der Bayern (1991 bis 1994), nur kurz. „Wir hätten das 2:2 noch machen können, aber Bayern hat nicht unverdient gewonnen“, meinte Labbadia, „und mit einem Quäntchen Glück holst du hier noch einen Punkt.“So verpasste man eine mögliche Belohnung in einem Spiel, das ohnehin nicht auf der Rechnung stand, was die zu erwartende Punkteausbeute betrifft.