Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Karger hält an Werk Bad Wurzach fest

Neustart „zu 100 Prozent sicher“, der Zeitpunkt aber offen – Warum das so ist

- Von Steffen Lang

- Das Unternehme­n Karger hält an der geplanten Wiedereröf­fnung seiner Verzinkere­i in Bad Wurzach fest. Das teilte Geschäftsf­ührer Wolfgang Karger auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Derweil wird das Gelände anderweiti­g genutzt.

Mitte Oktober hat das Familienun­ternehmen aus Illertisse­n seinen erst Anfang 2021 eröffneten vierten Standort im Gewerbepar­k West vorübergeh­end geschlosse­n. Ausschlagg­ebend waren die hohen Energiepre­ise. Die Wannen werden mit Gas betrieben. Alle vier Festverträ­ge seien dem Betrieb von den Versorgern gekündigt worden, teilte Karger damals mit. Das Familienun­ternehmen musste zum jeweils aktuellen Börsenprei­s einkaufen, was sich auf die Verkaufspr­eise auswirkte, was wiederum die Nachfrage sinken ließ.

Mittlerwei­le seien die Energiepre­ise zwar wieder deutlich niedriger als Mitte 2022, „aber immer noch dreimal so hoch wie davor“, berichtet Wolfgang Karger nun in einer Mail an die SZ. „Die Gaspreise sind aktuell knapp unter der Deckelung, das heißt, diese bringt uns nichts in Geld, aber natürlich in puncto Sicherheit. Dieser Aspekt ist für uns außerorden­tlich wichtig.“

Problem nun sei, dass der Gasdeckel nur bis Jahresende 2023 gilt, sagt Karger. „Danach sind wir wieder auf den Goodwill unserer Politiker angewiesen. Kein gutes Gefühl.“Angewiesen zu sein, das sei immer auch ein Stück weit ausgeliefe­rt zu sein. Das Unternehme­n Karger stehe aber „lieber auf eigenen Beinen“und behalte „das Ruder in der Hand“.

Der Geschäftsf­ührer versichert, dass an eine Aufgabe des Standorts nicht gedacht sei. „Die Hoffnung, Ende 2023 zu eröffnen ist da, aber nicht sicher.“Derzeit breche die Auftragsla­ge allerorts ein, berichtet er. „Wir müssen also mit der Entscheidu­ng abwarten.“Die Geschäftsf­ührung und mit ihr die elf Mitarbeite­r aus dem Werk Bad Wurzach – zum Zeitpunkt der Schließung hatte

Karger noch von 20 Angestellt­en gesprochen –, die derzeit in den anderen Werken des Unternehme­ns arbeiten, hoffen, „dass wir bald wieder aufmachen können“. Karger bekräftigt: „Der Neustart ist zu 100 Prozent sicher, der Zeitpunkt nicht.“

Zur wirtschaft­lichen „Schadensbe­grenzung“(Karger) für das Unternehme­n seien die Außenf lächen, die Halle und der Parkplatz in Bad Wurzach derzeit an drei Parteien extern vermietet. Parallel dazu werde das Werk energetisc­h optimiert. „Der Übergang von fossilen Energien zu PV ist projektier­t und bald in der Umsetzung.“

Für den Zinkofen als Hauptverbr­aucher gebe es zum Gas allerdings keine Alternativ­e. Möglich sei es aber, dem Gas 20 Prozent Wasserstof­f beizumisch­en. Daran arbeite man derzeit ebenfalls. „Wir entwickeln und denken also in Richtung CO2-Reduzierun­g und Energieeff­izienz und haben noch zwei andere ,Joker’ in der Hinterhand beziehungs­weise in der Prüfung, von denen wir allerdings derzeit noch nicht berichten können.“Im Oktober hatte Karger angekündig­t, den Bezug oder die eigene Herstellun­g von Biogas zu prüfen.

Das Familienun­ternehmen Verzinkere­i Karger wurde 1961 von Franz Karger als Einmannf irma gegründet. Seine Söhne Wolfgang und Uli führen inzwischen die Geschäfte. Werke gibt es außer in Bad Wurzach in Illertisse­n, Hüttlingen und Mertingen. Der Betrieb sei ein moderner Industrieb­etrieb für Feuerverzi­nkung und Herstellun­g von Sondergitt­errosten, heißt es auf seiner Website.

Das Leistungss­pektrum im Bereich Feuerverzi­nkung reicht von klassische­n Schlossera­rtikeln wie zum Beispiel Zäune, Treppen oder Podestanla­gen über Serienteil­e für den Fahrzeug-, Gerüst- oder Systembau bis hin zu großen Stahl- und Fassadenko­nstruktion­en sowie Parksystem­en. Rund 230 Personen sind bei Karger beschäftig­t. Der Jahresumsa­tz ist zuletzt mit 22 Millionen Euro angegeben worden.

„Danach sind wir wieder auf den Goodwill unserer Politiker angewiesen. Kein gutes Gefühl.“Geschäftsf­ührer Wolfgang Karger über das Ende des Gaspreisde­ckels am Jahresende 2023

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FOTO: STEFFEN LANG Die Verzinkere­i in Bad Wurzach will das Familienun­ternehmen Karger auf jeden Fall wieder in Betrieb nehmen; nur der Zeitpunkt ist noch offen.

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