Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Karger hält an Werk Bad Wurzach fest
Neustart „zu 100 Prozent sicher“, der Zeitpunkt aber offen – Warum das so ist
- Das Unternehmen Karger hält an der geplanten Wiedereröffnung seiner Verzinkerei in Bad Wurzach fest. Das teilte Geschäftsführer Wolfgang Karger auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Derweil wird das Gelände anderweitig genutzt.
Mitte Oktober hat das Familienunternehmen aus Illertissen seinen erst Anfang 2021 eröffneten vierten Standort im Gewerbepark West vorübergehend geschlossen. Ausschlaggebend waren die hohen Energiepreise. Die Wannen werden mit Gas betrieben. Alle vier Festverträge seien dem Betrieb von den Versorgern gekündigt worden, teilte Karger damals mit. Das Familienunternehmen musste zum jeweils aktuellen Börsenpreis einkaufen, was sich auf die Verkaufspreise auswirkte, was wiederum die Nachfrage sinken ließ.
Mittlerweile seien die Energiepreise zwar wieder deutlich niedriger als Mitte 2022, „aber immer noch dreimal so hoch wie davor“, berichtet Wolfgang Karger nun in einer Mail an die SZ. „Die Gaspreise sind aktuell knapp unter der Deckelung, das heißt, diese bringt uns nichts in Geld, aber natürlich in puncto Sicherheit. Dieser Aspekt ist für uns außerordentlich wichtig.“
Problem nun sei, dass der Gasdeckel nur bis Jahresende 2023 gilt, sagt Karger. „Danach sind wir wieder auf den Goodwill unserer Politiker angewiesen. Kein gutes Gefühl.“Angewiesen zu sein, das sei immer auch ein Stück weit ausgeliefert zu sein. Das Unternehmen Karger stehe aber „lieber auf eigenen Beinen“und behalte „das Ruder in der Hand“.
Der Geschäftsführer versichert, dass an eine Aufgabe des Standorts nicht gedacht sei. „Die Hoffnung, Ende 2023 zu eröffnen ist da, aber nicht sicher.“Derzeit breche die Auftragslage allerorts ein, berichtet er. „Wir müssen also mit der Entscheidung abwarten.“Die Geschäftsführung und mit ihr die elf Mitarbeiter aus dem Werk Bad Wurzach – zum Zeitpunkt der Schließung hatte
Karger noch von 20 Angestellten gesprochen –, die derzeit in den anderen Werken des Unternehmens arbeiten, hoffen, „dass wir bald wieder aufmachen können“. Karger bekräftigt: „Der Neustart ist zu 100 Prozent sicher, der Zeitpunkt nicht.“
Zur wirtschaftlichen „Schadensbegrenzung“(Karger) für das Unternehmen seien die Außenf lächen, die Halle und der Parkplatz in Bad Wurzach derzeit an drei Parteien extern vermietet. Parallel dazu werde das Werk energetisch optimiert. „Der Übergang von fossilen Energien zu PV ist projektiert und bald in der Umsetzung.“
Für den Zinkofen als Hauptverbraucher gebe es zum Gas allerdings keine Alternative. Möglich sei es aber, dem Gas 20 Prozent Wasserstoff beizumischen. Daran arbeite man derzeit ebenfalls. „Wir entwickeln und denken also in Richtung CO2-Reduzierung und Energieeffizienz und haben noch zwei andere ,Joker’ in der Hinterhand beziehungsweise in der Prüfung, von denen wir allerdings derzeit noch nicht berichten können.“Im Oktober hatte Karger angekündigt, den Bezug oder die eigene Herstellung von Biogas zu prüfen.
Das Familienunternehmen Verzinkerei Karger wurde 1961 von Franz Karger als Einmannf irma gegründet. Seine Söhne Wolfgang und Uli führen inzwischen die Geschäfte. Werke gibt es außer in Bad Wurzach in Illertissen, Hüttlingen und Mertingen. Der Betrieb sei ein moderner Industriebetrieb für Feuerverzinkung und Herstellung von Sondergitterrosten, heißt es auf seiner Website.
Das Leistungsspektrum im Bereich Feuerverzinkung reicht von klassischen Schlosserartikeln wie zum Beispiel Zäune, Treppen oder Podestanlagen über Serienteile für den Fahrzeug-, Gerüst- oder Systembau bis hin zu großen Stahl- und Fassadenkonstruktionen sowie Parksystemen. Rund 230 Personen sind bei Karger beschäftigt. Der Jahresumsatz ist zuletzt mit 22 Millionen Euro angegeben worden.
„Danach sind wir wieder auf den Goodwill unserer Politiker angewiesen. Kein gutes Gefühl.“Geschäftsführer Wolfgang Karger über das Ende des Gaspreisdeckels am Jahresende 2023