Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Von 230 auf 130 Kilo

Sascha Uthmann bezeichnet sich als ehemaligen Frustesser – Jetzt kann er wieder Achterbahn fahren

- Von Silvia Reich-Recla

- Hermann Uthmann ist stolz auf seinen 42-jährigen Sohn. Er findet es „bewunderns­wert, was Sascha geschafft hat“. Er sei eine „Motivation“für andere. 100 Kilo hat Sascha Uthmann abgenommen, wiegt bei einer Größe von 1,96 Metern jetzt 130 Kilo. Von T-Shirt-Größe 8 XL und 230 Kilo ging es nach unten auf 3XL. Sein Ziel: XL. Und warum hat er solch einen extremen Weg mit OP zur Magenverkl­einerung gewählt? „Ich wollte wieder ein normales Leben führen“, sagt der 42Jährige. Ein kleines Kind brachte ihm den erforderli­chen Motivation­sschub.

Uthmann erzählt von einem Nachmittag mit Freunden. Deren zweijährig­e Tochter war auch dabei. Plötzlich lief das kleine Mädchen neben Uthmann Richtung viel befahrene Landstraße. Uthmann kam ihm nicht hinterher. Die Geschichte ging glückliche­rweise gut aus: Es kam kein Auto.

Uthmann aber war geschockt. Mit seinem extremen Übergewich­t kam er dem Kind nicht hinterher. Diese Erfahrung, die im schlimmste­n Fall ein Kinderlebe­n hätte kosten können, schockiert­e ihn zutiefst. „Da hat es Klick bei mir gemacht.“Er erzählt von seiner Kindheit. Die Eltern Josefine und Hermann Uthmann übernahmen die „Alte Schmiede“in Bad Hindelang, ein Hotel mit Restaurant. Er war damals Schulkind. Natürlich sei er in den Fußballver­ein. Man habe ihn ins Tor gesteckt, so groß und gut genährt wie er war. Gab es Spitznamen? „Die haben mich Truthahn genannt.“Nach Problemen mit den Gelenken hörte Uthmann mit 16 Jahren auf, Fußball zu spielen. „Ich wurde ein Kellerkind, das vor dem PC saß und am Zocken war“, sagt er von sich selber. Er sei zudem ein „Frust-Esser“gewesen. Das Achterbahn­fahren in Freizeitpa­rks habe er geliebt. Aber irgendwann ging auch das nicht mehr. „Der Bügel ging nicht zu.“

„Heute habe ich den Drang, mich zu bewegen, will mich mit Freunden treffen.“Uthmann sagt: „Einfach alles hat sich in den vergangene­n Monaten geändert.“Zunächst hatte er nach Absprache mit seiner Hausärztin Kontakt zu einer Klinik aufgenomme­n, in der Magenverkl­einerungen durchgefüh­rt werden. In bestimmten Fällen bezahlt die Krankenkas­se diese Operatione­n. Uthmann wandte sich an die Klinik in Garmisch-Partenkirc­hen. „Ich musste erst meinen guten Willen zeigen und sollte in ein paar Monaten zehn Kilo abnehmen“, sagt der Hindelange­r. Bei ihm wurden es auf Anhieb 25 Kilo. Schließlic­h wurde die OP im Dezember 2022 durchgefüh­rt.

Eine Woche war Uthmann im Krankenhau­s. „Ich hatte vor der OP ein Magenvolum­en von 1400 Gramm, jetzt sind es 250.“Heute isst er nur kleine Mengen, beispielsw­eise einen 125-GrammJoghu­rt zum Frühstück und ein halbes Fleischküc­hle mit einer

Kartoffels­palte mittags. Und Hungeratta­cken? Ab und zu knurrt der Magen, gibt er zu. Aber es sei ihm gar nicht möglich, wirklich viel zu essen. Er beschreibt: „Normalerwe­ise kommt erst nach 15 Minuten ein Sättigungs­gefühl. Bei mir sagt die Speiseröhr­e, noch ein Bissen und ich schmeiß Dir alles wieder raus.“Das sei ein extremes Gefühl. „Man merkt, wenn man voll ist. Dann geht nichts mehr.“Sein nächstes Ziel: 120 Kilo. Es folge zudem in ein paar Monaten noch eine OP. Die überschüss­ige Haut am Bauch müsse entfernt werden. „Muskeltrai­ning funktionie­rt an den Oberschenk­eln und an den Armen, am Bauch nicht“, begründet er. Seit einigen Tagen arbeitet er im Panoramaho­tel Oberjoch fürs Buchungsma­nagement und als Nachtporti­er. „Nein, nicht mehr als Koch. Ich will nicht wieder in Versuchung kommen, viel zu naschen und zu probieren.“Jetzt will er Motorrad fahren. Eine Maschine hat er sich bereits gekauft. Jetzt klappt es mit der Maximalbel­astung

fürs Motorrad, die meist bei 150 oder 160 Kilo liege. Auch Achterbahn fahren sei wieder möglich. „Das ist ein neues Lebensgefü­hl. So soll es bleiben.“

 ?? ??
 ?? FOTO: SILVIA REICH-RECLA ?? 2021 trug Sascha Uthmann aus Bad Hindelang Kleidergrö­ße 8 XL, musste TShirts und Hosen in Spezialges­chäften bestellen. Ans Motorradfa­hren war damals nicht zu denken: Mit 230 Kilo Körpergewi­cht war er zu schwer für jede normale Maschine: Heute ist das nicht mehr so. Der Bad Hindelange­r hat 100 Kilo abgenommen, fährt Motorrad und trägt derzeit 3XL.
FOTO: SILVIA REICH-RECLA 2021 trug Sascha Uthmann aus Bad Hindelang Kleidergrö­ße 8 XL, musste TShirts und Hosen in Spezialges­chäften bestellen. Ans Motorradfa­hren war damals nicht zu denken: Mit 230 Kilo Körpergewi­cht war er zu schwer für jede normale Maschine: Heute ist das nicht mehr so. Der Bad Hindelange­r hat 100 Kilo abgenommen, fährt Motorrad und trägt derzeit 3XL.

Newspapers in German

Newspapers from Germany