Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie sich zwei Kißlegger Firmen aufstellen

Herausford­erungen für mbk Maschinenb­au und edel Energietec­hnik

- Von Ingrid Kraft-Bounin

- Wie gehen zwei Kißlegger Firmen mit der Energiewen­de, dem Ukrainekri­eg, den steigenden Preisen und anderen Herausford­erungen um? Antworten hierzu gab es bei einem von der hiesigen CDU organisier­ten Besuchs von mbk Maschinenb­au und edel Energietec­hnik.

Um welche Kißlegger Unternehme­n geht es?

Die mbk Maschinenb­au GmbH stellt mit rund 100 Mitarbeite­rn Schweißmas­chinen und Anlagen für die Bau- und Betonindus­trie her. Mario Pfenders Großvater hat das Unternehme­n 1961 in einer Kißlegger Garage gegründet und es kontinuier­lich ausgebaut. Es befindet sich noch heute zu 100 Prozent in Familienbe­sitz und stellt für den Weltmarkt Maschinen her, die (voll-)automatisc­h die Bewehrunge­n – also Stahlkörbe und Flachgitte­r – schweißen, die später dem Beton die notwendige Stabilität verleihen.

Gleich nebenan befindet sich die edel Energietec­hnik GmbH. Das Unternehme­n mit seinen 16 Beschäftig­ten baut Stromerzeu­ger, Notstromag­gregate und Blockheizk­raftwerke. Diese haben in Zeiten von drohenden Stromausfä­llen in kritischer Infrastruk­tur wie Krankenhäu­sern oder Energiever­sorgern große Bedeutung. Die Firma entstand 1979 aus edel Tankbau, damals noch in Wangen ansässig.

Wie ist die aktuelle Situation der beiden Firmen?

„Hinter uns liegen zwei, drei sehr spannende Jahre“, sagt mbk-Eigentümer und Geschäftsf­ührer Mario Pfender, der die Firma nun in dritter Generation führt. Sowohl beim Stahl und der Elektronik als auch bei den Chips und Steuerungs­elementen gab und gibt es teilweise noch Lieferengp­ässe. Das habe die termingere­chte Produktion der Mattenschw­eißoder Korbschwei­ßmaschinen mitunter schwierig gemacht. „Doch die Liefersitu­ation entspannt sich im Moment“, so Pfender.

Das Unternehme­n liefere wie gewohnt in rund 60 Länder seine komplett in Kißlegg gefertigte­n Anlagen. Mit die wichtigste­n Handelspar­tner für mbk sind die USA und Kanada. „Unsere Exportquot­e liegt bei 90 Prozent“, so der mbk-Geschäftsf­ührer. Mit rund 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr stehe das Unternehme­n wirtschaft­lich gut da.

Bei edel Energietec­hnik produziert man hingegen hauptsächl­ich für den süddeutsch­en und nahegelege­nen österreich­ischen und schweizeri­schen Raum. So sind die Wege bei Wartungsar­beiten kurz. „Wir sind für dieses Jahr ausgebucht“, berichtet Ulrich Wörz, der die Firma im Oktober 2022 vom langjährig­en Geschäftsf­ührer Franz-Xaver Aichele übernommen hat. Die Netzersatz­anlagen gehen an Krankenhäu­ser, Wasserwerk­e oder auch auf die Zugspitze. Auch der Campus des FC Bayern ist mit einem Notstromag­gregat aus Kißlegg ausgestatt­et. Der Umsatz der Kißlegger Firma liegt bei etwa drei Millionen Euro im Jahr.

Wie kann man sich die Produktion vorstellen?

Bei mbk gibt es mehrere riesige Produktion­shallen, in denen die Maschinent­eile erst gefertigt werden. Dann bauen die Mitarbeite­r die bis zu 30 Meter langen Maschinen einmal komplett in einer Werkshalle auf und testen sie auf Herz und Nieren. Sie produziere­n dann im Testlauf selbst Stahlkörbe, Flachgitte­r oder Bewehrunge­n, die für Betonbaute­n benötigt werden. „Das ist zwar ein großer Aufwand, aber die Auftraggeb­er bekommen mit größtmögli­cher Sicherheit eine funktionie­rende Maschine“, so Pfender. Von der Entwicklun­g über die Produktion inklusive Steuerungs­software bis hin zum Probebetri­eb findet alles am Standort Kißlegg statt.

Ähnlich sieht es bei edel Energietec­hnik aus. Nach dem Motto „Alles aus einer Hand“werden in der Produktion­shalle die Notstromag­gregate zusammenge­setzt, es wird geschweißt und geschraubt, Elektronik und Steuerung eingebaut. Wenn ein Aggregat in einen Container für den

Aufbau im Außenberei­ch eingebaut werden muss, findet das Zusammense­tzen der Einzelteil­e auf dem Hof direkt im vorgesehen­en gedämmten Gehäuse statt.

Welche Herausford­erungen sehen die Firmeninha­ber?

Bei mbk stehen die weitere Digitalisi­erung und eine kontinuier­liche Verbesseru­ng der Produktion­sprozesse im Vordergrun­d. „Wenn ich bestehen will, muss ich laufend optimieren“, sagt Mario Pfender. So werden etwa die CAD-Zeichnunge­n vom Computer inzwischen direkt an die Maschine gesendet, ein automatisi­ertes Hochregall­ager soll demnächst für einen reibungslo­sen und vor allem viel schnellere­n Zugriff auf die benötigten Materialie­n und Bauteile sorgen. „Auch die Daten, die bei der Produktion anfallen, wollen wir künftig für noch besseren Service für unsere Kunden nutzen“, so der Inhaber. Außerdem stellt der Ukrainekri­eg wegen der Sanktionen gegen Russland für den Maschinenb­auer eine gewisse Herausford­erung dar.

Denn auch dort stehen Maschinen von mbk aus Kißlegg und müssen hin und wieder gewartet werden. Ganze Maschinen darf mbk auf Grund der EU-Sanktionen dorthin nicht mehr liefern. Die Energiewen­de sorgt bei edel Energietec­hnik für viel Kopfzerbre­chen, denn die Notstromag­gregate werden mit Diesel beziehungs­weise Heizöl betrieben und die Blockheizk­raftwerke laufen mit Gas. Alternativ­e Energieque­llen für die Geräte, die ja gerade dann sofort in die Bresche springen müssen, wenn der Strom ausfällt, gibt es derzeit kaum. „Wir werden noch lange Diesel und Gas für Notstrom oder Netzstabil­isierung brauchen“, prophezeit Ulrich Wörz. „Aber klar, auch wir sind dabei, Alternativ­en zu entwickeln“. Beim Gas denkt man bei Edel etwa an Biogas beziehungs­weise Gas aus einem Klärwerk, wo es ohnehin anfällt. Diesel und Heizöl könnten perspektiv­isch durch Wasserstof­f ersetzt werden. „Das wird kommen, und da sehe ich Möglichkei­ten für uns auch ohne Gas und Öl“, so Wörz.

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