Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aus den Haushaltsr­eden der fünf Fraktionsv­orsitzende­n im Leutkirche­r Gemeindera­t

-

„So gut stand Leutkirch finanziell noch nie da“, sagte Waldemar Westermaye­r in seiner Haushaltsr­ede. Deshalb sei ein umfangreic­hes Investitio­nsprogramm möglich. Die Umsetzung könne nach Einschätzu­ng des CDU-Fraktionsv­orsitzende­n gelingen, wenn Prioritäte­n gesetzt werden. Nicht zuletzt die „bessere Personalsi­tuation“innerhalb der Verwaltung lässt seine Fraktion hoffen, dass die Projekte realisiert werden. Westermaye­r hob die Bedeutung der Investitio­nen in Schulen, Kindergärt­en oder Bildungsei­nrichtunge­n wie das GeorgSchne­ider-Haus hervor. Zudem erklärte er, dass in den vergangene­n Jahren bereits viel Gutes auf den Weg gebracht worden sei – etwa zahlreiche Wohn- und Gewerbegeb­iete. Weil der Hofser Ortschafts­rat den Haushaltsp­lan abgelehnt hat, will Westermaye­r vor allem beim Thema Schule Ausnang noch einmal „intensiv in die Diskussion“gehen.

Gottfried Härle wies als Fraktionsv­orsitzende­r des Bürgerforu­ms darauf hin, dass wohl viele Städte auf die Leutkirche­r Finanzlage – geringe Schulden, hohe Rücklagen – neidisch sind. „Und trotzdem haben wir ein Problem“, sagte Härle. Es gelinge seit Jahren nicht, vorgesehen­e Maßnahmen auch umzusetzen. Deshalb forderte er unter anderem, nur solche Projekte in den Haushaltsp­lan aufzunehme­n, die auch mit hoher Wahrschein­lichkeit machbar sind. Seiner Einschätzu­ng nach müssten stärker Prioritäte­n gesetzt werden, die vom Gemeindera­t aktiv bearbeitet werden. Wichtig sind aus Sicht des Bürgerforu­ms die geplanten Investitio­nen in die Bereiche Bildung, Schulen und Kindergärt­en – aber auch in die Steigerung der Attraktivi­tät der Innenstadt. Hier gelte es, in diesem Jahr endlich in die Umsetzung zu kommen und die Entscheidu­ngen nicht noch einmal zu schieben. Weitere Forderunge­n: den Ausbau der erneuerbar­en Energien sowie die umweltfreu­ndliche Mobilität stärker vorantreib­en.

Der Fraktionsv­orsitzende der Unabhängig­en, Bernd Schosser, zählte in seiner Rede einige Punkte auf, die „alle Jahre wieder“zur Sprache kommen. So gebe es erneut einen Haushaltsp­lan, der „sehr sportlich“sei. „Eigentlich ist klar, dass alle Maßnahmen, die aufgeführt werden, keinesfall­s umgesetzt werden können.“Hier brauche es mehr Realität, sagte Schosser. „Keine wirkliche Weiterentw­icklung“sieht seine Fraktion im Bereich Bildung und Betreuung. Schosser forderte, dass die Verwaltung Planungen aufnimmt, um unter Umständen selbst als Kindergart­enträger agieren zu können. Mit Blick auf die sanierungs­bedürftige Schule in Ausnang sowie den Kindergart­en in Hofs brauche es dringend einen konkreten Zeitplan für das Großprojek­t. Weitere „Dauerbrenn­er“seien die Entwicklun­g der Innenstadt, für die die Unabhängig­en erneut „eine Stelle im Stadtmarke­ting“forderten, sowie der Neubau des Feuerwehrh­auses in Verbindung mit einer Umsiedlung des Bauhofs. Hier sei die zeitliche Einordnung „unverständ­lich“.

Von einem „guten Haushaltsp­lan“sprach derweil Walter Braun. Erfreulich seien unter anderem die „erwirtscha­fteten Rücklagen“und die geringe Verschuldu­ng. Dass der Haushalt erst so spät beschlosse­n wird, dürfe allerdings „so nicht mehr vorkommen“, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler. Das Investitio­nsprogramm unterstütz­e den „nachhaltig­en und zukunftssi­cheren Umgang mit den städtische­n Ressourcen“. Mit den geplanten Projekten könne die Stadt laut Braun ein „Konjunktur­motor“sein. Wichtig sind für die Freien Wähler vor allem die Maßnahmen im Bereich Bildung. Aber auch den Radwegbau zwischen Urlau und Winterstet­ten sowie den Grillplatz auf Antrag des Jugendgeme­inderats sprach Braun an. Hier wünscht sich die Fraktion eine zügige Umsetzung. Die Wohnungsno­t ist eines der Themen, die Jochen Narr am Herzen liegen. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende kritisiert­e Eigentümer, die „lieber eine Wertminder­ung ihrer Immobilien durch Leerstand in Kauf nehmen als sie zu vermieten“. Die Not anderer Menschen scheine ihnen gleichgült­ig zu sein. Nach Einschätzu­ng von Narr sollte die Idee eines Wohnheims für Lehrlinge weiterverf­olgt werden, um Auszubilde­nden einen Anreiz zu bieten. Wichtig ist für die SPD-Fraktion auch die Seniorenar­beit. „Wir müssen uns endlich entscheide­n, ob wir den demografis­chen Wandel und die daraus entstanden­en Herausford­erungen ernst nehmen.“Deshalb forderte Narr erneut eine 50-Prozent-Personalst­elle zum Thema „Älter werden in Leutkirch“. (sin)

Newspapers in German

Newspapers from Germany