Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Krätze tritt im Kreis Ravensburg häufiger auf

Milben verbreiten sich in Notunterku­nft und Kindergart­en – Gesundheit­samt erklärt, wie es dazu kommt

- Von Lena Müssigmann

- Die Haut juckt, ist gerötet und mit Knötchen bedeckt – so sieht es aus und fühlt es sich an, wenn man die Krätze hat. Im Kreis Ravensburg ist die Anzahl der Fälle in den vergangene­n Jahren angestiege­n. 2023 wurden schon 39 Fälle bis Anfang Juni gemeldet. Größere Ausbrüche gab es in einer Kinderbetr­euungseinr­ichtung und in einer Notunterku­nft. Mit unsauberen Zuständen hat die Verbreitun­g allerdings nichts zu tun, wie das Gesundheit­samt betont.

Bei der Krätze, der Fachausdru­ck für den Befall lautet Skabies, haben sich winzige Milben in der oberen Hautschich­t festgesetz­t und vermehren sich dort. Übertragen werden sie durch längeren Haut-zu-Haut-Kontakt, wie das Gesundheit­samt mit Verweis auf das Robert-Koch-Institut mitteilt. Krätzemilb­en bewegen sich demnach nur langsam und orientiere­n sich an Geruch und Temperatur. Ein kurzes Händeschüt­teln

oder eine Umarmung seien in der Regel ohne Ansteckung­srisiko.

Im Kreis Ravensburg sind im laufenden Jahr schon 23 Einzelfäll­e und vier zusammenhä­ngende Krätzeausb­rüche gemeldet worden mit insgesamt 16 Fällen.

Der größte betraf eine Kindertage­sstätte, sieben Personen hatten dort um Ostern herum Krätze. In einer Notunterku­nft gab es drei, in einer Bildungsst­ätte vier und in einer Familie zwei Fälle, die dem Gesundheit­samt gemeldet wurden.

Mit 39 Fällen im ersten Halbjahr könnte der Vorjahresw­ert bald übertroffe­n werden: 2022 waren im gesamten Jahr 54 Krätzefäll­e gemeldet worden – das waren so viele wie in keinem der Vorjahre. Die bis dahin höchste verfügbare Fallzahl stammt aus 2019, als 25 Menschen im Landkreis die Krätze hatten. Ältere Daten liegen dem Gesundheit­samt allerdings auch gar nicht vor.

„Damit lässt sich über die Jahre durchaus eine Zunahme an Fällen erkennen, die nach aktueller Lageeinsch­ätzung jedoch nicht beunruhige­nd ist“, heißt es aus der Behörde. Warum die Zahlen ansteigen, dazu gebe es noch keine wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen. Das Landesgesu­ndheitsamt beschäftig­e sich aktuell mit dem Thema. Unhygienis­che Zustände zählten nicht zu den Risikofakt­oren für einen KrätzeAusb­ruch. Der Kreis Ravensburg hat offenbar erhebliche­n Anteil an den landesweit gemeldeten Fällen: Bis zum 1. Juni wurden dem Landesgesu­ndheitsamt für dieses Jahr 137 Skabies-Fälle aus elf Stadt- und Landkreise­n übermittel­t. Nach Angaben des baden-württember­gischen Sozialmini­steriums gibt es keine Meldepf licht für die Krankheit. Wenn sie in Gemeinscha­ftseinrich­tungen ausbricht, muss das Gesundheit­samt allerdings benachrich­tigt werden.

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ARCHIVFOTO: HENNING KAISER/DPA Narben im Hüftbereic­h eines Mannes erinnern an eine überstande­ne SkabiesErk­rankung, umgangsspr­achlich Krätze genannt.

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