Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie es am Wassertor weitergehe­n könnte

Reaktionen der vier Fraktionen auf Parkchaos an zentralem Verkehrspu­nkt

- Von Michael Panzram

- Die wilde Parkerei rund um das Wassertor in Isny hat die Stadtverwa­ltung zwar als Problem erkannt – ein echter Lösungsvor­schlag kommt aus dem Rathaus aber nicht. Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r verwies im Gemeindera­t auf den Vollzugsdi­enst und überlegt, ob Pf lanzkübel an den entspreche­nden Stellen der richtige Weg sein könnten. Mehr aber nicht. Wie gehen die vier Fraktionen mit dem Parkchaos an einem der zentralen Verkehrspu­nkte um? Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei Freien Wählern, SPD, Grüne und CDU nachgefrag­t.

Die FW sind mit acht Mitglieder­n die mit Abstand größte Fraktion im Gemeindera­t. Aus ihren Reihen kam durch Stadträtin Miriam Mayer vor zwei Wochen die Anfrage an die Stadtverwa­ltung zum Wassertor. „Wir sehen die derzeitige Parksituat­ion am Wassertor kritisch. Trotzdem muss man nicht alles überreguli­eren oder auch komplett verbieten“, erklärt der Fraktionsv­orsitzende Rainer Leuchtle auf SZ-Nachfrage. Eine gewisse Möglichkei­t, etwa drei Parkplätze für ein Kurzzeitpa­rken oberhalb des Wassertors, auf Seite der Apotheke, sollte zugelassen werden, meint Leuchtle. „Maximal 15 Minuten wäre da wohl ein guter Kompromiss, um zum Beispiel auch ein Absetzen oder Abholen von älteren oder mobilitäts­eingeschrä­nkten Personen auch gut hinzubekom­men“, sagt Leuchtle: „Wir haben ja viele Anlaufstel­len in der Wassertors­traße, die diesbezügl­ich relevant sind – Apotheke, Arzt, Hörgerätel­aden, Optiker.“Wichtig sei auch, dass dann die definierte­n Parkplätze auf dem Boden sauber markiert seien und natürlich kontrollie­rt werde.

Unterhalb des Wassertors würden die FW diese Möglichkei­t allerdings nicht einräumen. Hier sollte mittels geeigneter Maßnahmen das Parken unterbunde­n werden, findet Leuchtle. Helfen könnten zum Beispiel Pf lanztröge, die zusätzlich auch noch ein schönes Bild am Eingang zur Innenstadt abgäben. „Grundsätzl­ich sollten wir aber auch über eine andere Regel neu nachdenken beziehungs­weise leicht nachjustie­ren. Die Begrenzung auf eine Stunde Parken in Zone eins mit der gängigen 40-Euro-Vignette bedeutet, dass die Zeit selbst für einen Kaffee zu knapp ist. Wir würden vorschlage­n, hier auf 1,5 oder auch zwei Stunden zu gehen“, wirft der FW-Fraktionsv­orsitzende ein.

Für die Grünen-Fraktionss­precherin Dorothée Natalis sind die

Konsequenz­en aus dem Parkchaos klar: Auch wir halten die Situation im Bereich des Wassertors für dauerhaft nicht tragbar und außerorden­tlich gefährlich. Wir haben bereits mehrfach die Erstellung eines ganzheitli­chen Verkehrsko­nzeptes in Isny angemahnt und dazu auch selbst Vorschläge erarbeitet.“Die Grünen würden eine Einbahnstr­aßenlösung für eine gute Möglichkei­t halten, die verkehrlic­he Situation dort zu entzerren. Für diesen Fall könnten wir uns die Schaffung von zwei bis drei festen Parkplätze­n, ausschließ­lich für Menschen mit Behinderun­gen, vorstellen, die dann natürlich zwingend ganz regelmäßig kontrollie­rt werden müssten“, sagt Natalis. Daneben wäre Platz für weitere Fahrradstä­nder. Tatsächlic­h gebe es auch sehr schöne Pflanzkübe­l, die einem Postkarten­motiv deutlich weniger Abbruch tun würden, als wild geparkte Fahrzeuge. Für alle anderen Menschen fänden sich im Bereich von fünf bis zehn Gehminuten ausreichen­d Parkplätze in Isny, die mit einem guten Verkehrs- und Beschilder­ungskonzep­t bequem erreichbar seien.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Edwin Stöckle spannt in seiner Antwort den großen Bogen. „Dass die Verkehrs- und Parksituat­ion am Wassertor keine einfache ist, sieht man daran, dass sich auch Fachleute schon über 30 Jahre den Kopf darüber zerbrechen.

Schon in der Billinger-Studie von 1994 war dies Thema“, blickt er zurück. Vor drei Jahrzehnte­n sei dem damaligen Gemeindera­t empfohlen worden, die Erreichbar­keit zu gewährleis­ten, aber ihre Durchfahrb­arkeit zu unterbinde­n, um den Verkehr zu reduzieren. „Um das Parkchaos am Wassertor zu verhindern, wäre vermutlich eine Schließung die konsequent­este Lösung“, sagt Stöckle weiter. Damit würde aber die Zufahrt zum Parkhaus an der ehemaligen Post unterbunde­n und die Erschließu­ng der Innenstadt von Norden massiv gestört. Auch wiederholt angedachte Einbahnreg­elungen hätten bisher noch keine befriedige­nde Lösung der Situation in Aussicht gestellt.

Nach endgültige­r Festlegung der Verkehrssi­tuation am Marktplatz, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende und verweist auf den Montagaben­d, an dem der Gemeindera­t wieder tagen wird, sollte umgehend nochmals die Verkehrs- und Parksituat­ion in und um die Innenstadt angepasst werden. Für das Wassertor bedeute dies, möglichst viele Parkplätze im erweiterte­n Bereich Burgplatz auszuweise­n, um den Verkehr bereits vor der Stadtmauer abzufangen. Hierzu habe es auch schon Überlegung­en gegeben, die es wieder aufzunehme­n gelte. „Die momentane Parksituat­ion schafft oft Gefahrensi­tuationen. Unvernünft­ige Autofahrer, manchmal auch Zweiradfah­rer gefährden Fußgänger und auch andere ordnungsge­mäß im Schritttem­po fahrende Verkehrste­ilnehmer. Bis zur endgültige­n Festlegung appelliere­n wir daher an alle Verkehrste­ilnehmer zur gegenseiti­gen Rücksichtn­ahme“, bittet Stöckle. Auf ausgewiese­ne Parkplätze sei einst bewusst verzichtet worden, um genügend Bewegungsr­aum zu Verfügung zu haben, um zum Beispiel Menschen mit Behinderun­g oder Gehbeeintr­ächtigung kurz ein- oder aussteigen zu lassen.

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende Marc Siebler verweist bei der Frage nach einer Lösung auf ein Gesamtkonz­ept für den Verkehr in der Innenstadt, das es dringend brauche. Dieses müsse alles in den Blick nehmen. Die Situation am Wassertor könne deshalb nicht isoliert gesehen werden. Das dortige Parkproble­m sei zwar erkannt, aber: „Der Individual­verkehr ist da und muss irgendwo hin.“Diesen einfach nur aus dem Zentrum Isnys zu verbannen, hält er für den falschen Weg. Besser empfinde er es, den Verkehr richtig an- und umzuleiten und genügend zentrumsna­he Parkplätze zu schaffen.

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FOTO: MICHAEL PANZRAM Typische Situation oberhalb des Wassertors: Auf beiden Seiten parken Autos.

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