Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wie es am Wassertor weitergehen könnte
Reaktionen der vier Fraktionen auf Parkchaos an zentralem Verkehrspunkt
- Die wilde Parkerei rund um das Wassertor in Isny hat die Stadtverwaltung zwar als Problem erkannt – ein echter Lösungsvorschlag kommt aus dem Rathaus aber nicht. Bürgermeister Rainer Magenreuter verwies im Gemeinderat auf den Vollzugsdienst und überlegt, ob Pf lanzkübel an den entsprechenden Stellen der richtige Weg sein könnten. Mehr aber nicht. Wie gehen die vier Fraktionen mit dem Parkchaos an einem der zentralen Verkehrspunkte um? Die „Schwäbische Zeitung“hat bei Freien Wählern, SPD, Grüne und CDU nachgefragt.
Die FW sind mit acht Mitgliedern die mit Abstand größte Fraktion im Gemeinderat. Aus ihren Reihen kam durch Stadträtin Miriam Mayer vor zwei Wochen die Anfrage an die Stadtverwaltung zum Wassertor. „Wir sehen die derzeitige Parksituation am Wassertor kritisch. Trotzdem muss man nicht alles überregulieren oder auch komplett verbieten“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Rainer Leuchtle auf SZ-Nachfrage. Eine gewisse Möglichkeit, etwa drei Parkplätze für ein Kurzzeitparken oberhalb des Wassertors, auf Seite der Apotheke, sollte zugelassen werden, meint Leuchtle. „Maximal 15 Minuten wäre da wohl ein guter Kompromiss, um zum Beispiel auch ein Absetzen oder Abholen von älteren oder mobilitätseingeschränkten Personen auch gut hinzubekommen“, sagt Leuchtle: „Wir haben ja viele Anlaufstellen in der Wassertorstraße, die diesbezüglich relevant sind – Apotheke, Arzt, Hörgeräteladen, Optiker.“Wichtig sei auch, dass dann die definierten Parkplätze auf dem Boden sauber markiert seien und natürlich kontrolliert werde.
Unterhalb des Wassertors würden die FW diese Möglichkeit allerdings nicht einräumen. Hier sollte mittels geeigneter Maßnahmen das Parken unterbunden werden, findet Leuchtle. Helfen könnten zum Beispiel Pf lanztröge, die zusätzlich auch noch ein schönes Bild am Eingang zur Innenstadt abgäben. „Grundsätzlich sollten wir aber auch über eine andere Regel neu nachdenken beziehungsweise leicht nachjustieren. Die Begrenzung auf eine Stunde Parken in Zone eins mit der gängigen 40-Euro-Vignette bedeutet, dass die Zeit selbst für einen Kaffee zu knapp ist. Wir würden vorschlagen, hier auf 1,5 oder auch zwei Stunden zu gehen“, wirft der FW-Fraktionsvorsitzende ein.
Für die Grünen-Fraktionssprecherin Dorothée Natalis sind die
Konsequenzen aus dem Parkchaos klar: Auch wir halten die Situation im Bereich des Wassertors für dauerhaft nicht tragbar und außerordentlich gefährlich. Wir haben bereits mehrfach die Erstellung eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes in Isny angemahnt und dazu auch selbst Vorschläge erarbeitet.“Die Grünen würden eine Einbahnstraßenlösung für eine gute Möglichkeit halten, die verkehrliche Situation dort zu entzerren. Für diesen Fall könnten wir uns die Schaffung von zwei bis drei festen Parkplätzen, ausschließlich für Menschen mit Behinderungen, vorstellen, die dann natürlich zwingend ganz regelmäßig kontrolliert werden müssten“, sagt Natalis. Daneben wäre Platz für weitere Fahrradständer. Tatsächlich gebe es auch sehr schöne Pflanzkübel, die einem Postkartenmotiv deutlich weniger Abbruch tun würden, als wild geparkte Fahrzeuge. Für alle anderen Menschen fänden sich im Bereich von fünf bis zehn Gehminuten ausreichend Parkplätze in Isny, die mit einem guten Verkehrs- und Beschilderungskonzept bequem erreichbar seien.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Edwin Stöckle spannt in seiner Antwort den großen Bogen. „Dass die Verkehrs- und Parksituation am Wassertor keine einfache ist, sieht man daran, dass sich auch Fachleute schon über 30 Jahre den Kopf darüber zerbrechen.
Schon in der Billinger-Studie von 1994 war dies Thema“, blickt er zurück. Vor drei Jahrzehnten sei dem damaligen Gemeinderat empfohlen worden, die Erreichbarkeit zu gewährleisten, aber ihre Durchfahrbarkeit zu unterbinden, um den Verkehr zu reduzieren. „Um das Parkchaos am Wassertor zu verhindern, wäre vermutlich eine Schließung die konsequenteste Lösung“, sagt Stöckle weiter. Damit würde aber die Zufahrt zum Parkhaus an der ehemaligen Post unterbunden und die Erschließung der Innenstadt von Norden massiv gestört. Auch wiederholt angedachte Einbahnregelungen hätten bisher noch keine befriedigende Lösung der Situation in Aussicht gestellt.
Nach endgültiger Festlegung der Verkehrssituation am Marktplatz, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende und verweist auf den Montagabend, an dem der Gemeinderat wieder tagen wird, sollte umgehend nochmals die Verkehrs- und Parksituation in und um die Innenstadt angepasst werden. Für das Wassertor bedeute dies, möglichst viele Parkplätze im erweiterten Bereich Burgplatz auszuweisen, um den Verkehr bereits vor der Stadtmauer abzufangen. Hierzu habe es auch schon Überlegungen gegeben, die es wieder aufzunehmen gelte. „Die momentane Parksituation schafft oft Gefahrensituationen. Unvernünftige Autofahrer, manchmal auch Zweiradfahrer gefährden Fußgänger und auch andere ordnungsgemäß im Schritttempo fahrende Verkehrsteilnehmer. Bis zur endgültigen Festlegung appellieren wir daher an alle Verkehrsteilnehmer zur gegenseitigen Rücksichtnahme“, bittet Stöckle. Auf ausgewiesene Parkplätze sei einst bewusst verzichtet worden, um genügend Bewegungsraum zu Verfügung zu haben, um zum Beispiel Menschen mit Behinderung oder Gehbeeinträchtigung kurz ein- oder aussteigen zu lassen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Siebler verweist bei der Frage nach einer Lösung auf ein Gesamtkonzept für den Verkehr in der Innenstadt, das es dringend brauche. Dieses müsse alles in den Blick nehmen. Die Situation am Wassertor könne deshalb nicht isoliert gesehen werden. Das dortige Parkproblem sei zwar erkannt, aber: „Der Individualverkehr ist da und muss irgendwo hin.“Diesen einfach nur aus dem Zentrum Isnys zu verbannen, hält er für den falschen Weg. Besser empfinde er es, den Verkehr richtig an- und umzuleiten und genügend zentrumsnahe Parkplätze zu schaffen.