Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Parkplatzlösung sorgt für Glücksgefühle
Wifo Ravensburg sieht ein lange diskutiertes Problem gelöst und gute Voraussetzungen für die Stadtenwicklung
- Jahrelang ist in Ravensburg über Parkplätze gestritten worden, jetzt hält das Wirtschaftsforum pro Ravensburg (Wifo) das Thema für gelöst: Stadtverwaltung und Gemeinderat haben aus Sicht der Interessensvertretung für Handel, Gastronomie, Dienstleister und Handwerk mit mehreren Beschlüssen ein „starkes Bekenntnis zur Einkaufsstadt“abgegeben.
Mit diesem Rückenwind und einem erhofften Gemeinschaftsgefühl will sich das Wifo gegen die Krisen stemmen, vielfältige Herausforderungen meistern und damit das Stadtzentrum als den wichtigsten Handelsplatz in der Region erhalten.
„Das alles ist mehr, als ich jemals erwartet habe. Es ist ein gutes Gefühl, dass langfristig Vernunft und kluge Entscheidungen über ideologischen Grundsätzen stehen“: Wifo-Vorstandssprecher Thomas Reischmann, in den vergangenen Jahren häufig kritischer Begleiter der Kommunalpolitik und Stadtentwicklung, ist angesichts der Unterstützung für Handel und Gastronomie fast euphorisch.
Zuvorderst liegt das daran, dass seit Anfang des Jahres die erste Stunde Parken in der Marienplatzgarage kostenlos ist. Die Kunden-Frequenz in der Ravensburger Innenstadt habe sich dadurch bereits signifikant erhöht, so der Wifo-Vorstand im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Zudem können Autofahrer ihre Autos an Samstagen kostenfrei auf den Parkplätzen Bechtergarten und Scheffelplatz abstellen. Noch in der ersten Hälfte des Jahres
sollen dann Fahrgäste samstags auch mit dem Bus kostenlos im Stadtgebiet unterwegs sein. Dazu kommt, dass Wifo-Mitglieder ihren Mitarbeitern, die von den neu eingeführten Parkgebühren auf der Kuppelnau besonders betroffen waren, einen Sondertarif anbieten können: 20 Euro monatlich statt der üblichen 49 Euro.
Die Debatte um die geforderte Erreichbarkeit der Innenstadt hält der Wifo-Vorstand damit für beendet: „Wir sind ja auch kein Parkverein. Die Voraussetzungen sind jetzt geschaffen, der Ball liegt auf der Linie. Ins Tor treten müssen ihn die Geschäftsleute schon selbst“, sagt Vorstandsmitglied Patrick Kuchelmeister. Die Zuversicht erwächst auch aus einem Gemeinschaftsgefühl, das der Vorstand weiter fördern will: Intern zwischen den 330 Mitgliedsbetrieben, die fast 20.000 Arbeitsplätze in und um Ravensburg sichern. Aber auch mit einer Solidarität in der gesamten Stadtgemeinschaft, wie Vorstandssprecher Florian Burk sagt. Vom Wifo ausgehen soll die Botschaft, dass es sich lohnt, in Ravensburg zu investieren. Die Stadt entwickele sich an vielen Stellen derzeit besser, als das in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, glauben die Verantwortlichen. Zuletzt waren Leerstände und Geschäftsaufgaben immer wieder Thema.
Das Wifo selbst will mit seinem Umzug der Geschäftsstelle von der Roßbachstraße in die Rosenstraße dazu beitragen, dass die
Unterstadt gestärkt wird. Die neue „Stadtwerkstatt“in der Rosenstraße 13 soll hier gemeinsam mit der Digitalwerkstatt in der Nachbarschaft einen Impuls geben und das Handwerk mitten in die Stadt tragen. Angebote wie Ausstellungen, Beratungen und Schulungen bis zum KinderHandwerken sind ab 23. Februar geplant, erklärt Clemens Stadler, der seit Januar gemeinsam mit Eugen Müller Wifo-Geschäftsführer ist. Müller wird Ende März nach 28 Jahren in den Ruhestand gehen.
Den Schulterschluss braucht es aus Wifo-Sicht, um die bei aller Aufbruchsstimmung nach wie vor vorhandenen Probleme zu bewältigen: Die Interessensvertretung beklagt eine überbordende Bürokratie, fehlende Gewerbeflächen, zu wenig Wohnraum und kämpft dazu mit Personalproblemen. Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sei eine Gemeinschaftsaufgabe, die immer wichtiger werde. „Remigrations“-Pläne rechter Kreise bezeichnen die Verantwortlichen auch vor diesem Hintergrund als „völlig daneben“.
Eine große Herausforderung bleibe auch das Baustellenmanagement in der Innenstadt: Durch die Verlegung der FernwärmeLeitungen und die Arbeiten am südlichen Marienplatz sei in den nächsten Jahren mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen. „Aber dann sind wir damit durch und haben vor allen anderen Städten wieder ein echtes Schmuckkästchen“, so Florian Burk. Einen Wunsch hat der Vorstand, wenn diese Hürden genommen sind: „Man muss die Altstadt dann einfach mal zur Ruhe kommen lassen.“