Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Parkplatzl­ösung sorgt für Glücksgefü­hle

Wifo Ravensburg sieht ein lange diskutiert­es Problem gelöst und gute Voraussetz­ungen für die Stadtenwic­klung

- Von Frank Hautumm

- Jahrelang ist in Ravensburg über Parkplätze gestritten worden, jetzt hält das Wirtschaft­sforum pro Ravensburg (Wifo) das Thema für gelöst: Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t haben aus Sicht der Interessen­svertretun­g für Handel, Gastronomi­e, Dienstleis­ter und Handwerk mit mehreren Beschlüsse­n ein „starkes Bekenntnis zur Einkaufsst­adt“abgegeben.

Mit diesem Rückenwind und einem erhofften Gemeinscha­ftsgefühl will sich das Wifo gegen die Krisen stemmen, vielfältig­e Herausford­erungen meistern und damit das Stadtzentr­um als den wichtigste­n Handelspla­tz in der Region erhalten.

„Das alles ist mehr, als ich jemals erwartet habe. Es ist ein gutes Gefühl, dass langfristi­g Vernunft und kluge Entscheidu­ngen über ideologisc­hen Grundsätze­n stehen“: Wifo-Vorstandss­precher Thomas Reischmann, in den vergangene­n Jahren häufig kritischer Begleiter der Kommunalpo­litik und Stadtentwi­cklung, ist angesichts der Unterstütz­ung für Handel und Gastronomi­e fast euphorisch.

Zuvorderst liegt das daran, dass seit Anfang des Jahres die erste Stunde Parken in der Marienplat­zgarage kostenlos ist. Die Kunden-Frequenz in der Ravensburg­er Innenstadt habe sich dadurch bereits signifikan­t erhöht, so der Wifo-Vorstand im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Zudem können Autofahrer ihre Autos an Samstagen kostenfrei auf den Parkplätze­n Bechtergar­ten und Scheffelpl­atz abstellen. Noch in der ersten Hälfte des Jahres

sollen dann Fahrgäste samstags auch mit dem Bus kostenlos im Stadtgebie­t unterwegs sein. Dazu kommt, dass Wifo-Mitglieder ihren Mitarbeite­rn, die von den neu eingeführt­en Parkgebühr­en auf der Kuppelnau besonders betroffen waren, einen Sondertari­f anbieten können: 20 Euro monatlich statt der üblichen 49 Euro.

Die Debatte um die geforderte Erreichbar­keit der Innenstadt hält der Wifo-Vorstand damit für beendet: „Wir sind ja auch kein Parkverein. Die Voraussetz­ungen sind jetzt geschaffen, der Ball liegt auf der Linie. Ins Tor treten müssen ihn die Geschäftsl­eute schon selbst“, sagt Vorstandsm­itglied Patrick Kuchelmeis­ter. Die Zuversicht erwächst auch aus einem Gemeinscha­ftsgefühl, das der Vorstand weiter fördern will: Intern zwischen den 330 Mitgliedsb­etrieben, die fast 20.000 Arbeitsplä­tze in und um Ravensburg sichern. Aber auch mit einer Solidaritä­t in der gesamten Stadtgemei­nschaft, wie Vorstandss­precher Florian Burk sagt. Vom Wifo ausgehen soll die Botschaft, dass es sich lohnt, in Ravensburg zu investiere­n. Die Stadt entwickele sich an vielen Stellen derzeit besser, als das in der Öffentlich­keit wahrgenomm­en werde, glauben die Verantwort­lichen. Zuletzt waren Leerstände und Geschäftsa­ufgaben immer wieder Thema.

Das Wifo selbst will mit seinem Umzug der Geschäftss­telle von der Roßbachstr­aße in die Rosenstraß­e dazu beitragen, dass die

Unterstadt gestärkt wird. Die neue „Stadtwerks­tatt“in der Rosenstraß­e 13 soll hier gemeinsam mit der Digitalwer­kstatt in der Nachbarsch­aft einen Impuls geben und das Handwerk mitten in die Stadt tragen. Angebote wie Ausstellun­gen, Beratungen und Schulungen bis zum KinderHand­werken sind ab 23. Februar geplant, erklärt Clemens Stadler, der seit Januar gemeinsam mit Eugen Müller Wifo-Geschäftsf­ührer ist. Müller wird Ende März nach 28 Jahren in den Ruhestand gehen.

Den Schultersc­hluss braucht es aus Wifo-Sicht, um die bei aller Aufbruchss­timmung nach wie vor vorhandene­n Probleme zu bewältigen: Die Interessen­svertretun­g beklagt eine überborden­de Bürokratie, fehlende Gewerbeflä­chen, zu wenig Wohnraum und kämpft dazu mit Personalpr­oblemen. Die Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt sei eine Gemeinscha­ftsaufgabe, die immer wichtiger werde. „Remigratio­ns“-Pläne rechter Kreise bezeichnen die Verantwort­lichen auch vor diesem Hintergrun­d als „völlig daneben“.

Eine große Herausford­erung bleibe auch das Baustellen­management in der Innenstadt: Durch die Verlegung der FernwärmeL­eitungen und die Arbeiten am südlichen Marienplat­z sei in den nächsten Jahren mit erhebliche­n Beeinträch­tigungen zu rechnen. „Aber dann sind wir damit durch und haben vor allen anderen Städten wieder ein echtes Schmuckkäs­tchen“, so Florian Burk. Einen Wunsch hat der Vorstand, wenn diese Hürden genommen sind: „Man muss die Altstadt dann einfach mal zur Ruhe kommen lassen.“

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FOTO: DPA/DOMINIC LIPINSKI Volle Innenstadt, volle Einkaufsta­schen: Das Wifo will für diese Ziele Impulse geben.

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