Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schlägereien, K.-o.-Tropfen, sexuelle Belästigung
Polizei und Klinik ziehen nach den närrischen Tagen Bilanz – Die Allgäuer feiern friedlich, mit einer Ausnahme
- Die Fasnet 2024 in der Region ist seit Dienstagabend Geschichte – und ist aus Sicht der Polizei weitgehend friedlich verlaufen. Die Polizei wurde aber zu einigen Schlägereien hinzugerufen. Auch in den Notaufnahmen der Krankenhäuser in Ravensburg und Wangen mussten Fasnetsbesucher aus unterschiedlichen Gründen behandelt werden.
In der Notaufnahme der Oberschwabenklinik in Ravensburg wurden fast dreimal so viele Patienten in Zusammenhang mit der Fasnet eingeliefert wie im Vorjahr. „Wenn viele Menschen miteinander feiern, kommt es – nicht zuletzt wegen des Alkoholisierungsgrades – zu Reibereien“, sagte Polizeipräsident Uwe Stürmer am Dienstag. „Dennoch können wir von Seiten der Polizei unterm Strich von einem recht friedlichen Verlauf sprechen.“
Das Fasnetswochenende wurde überschattet von einem tragischen Verkehrsunfall, bei dem am Samstagmorgen in Ravensburg ein 25-Jähriger tödlich verletzt wurde, wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt. Dass der Fall mit der Fasnet zu tun hatte, wollte die Polizei aber nach wie vor nicht bestätigen. Dem Vernehmen nach hatte der verunglückte Mann vor dem Unfall einen Fasnetsball besucht.
Die Bilanz der Polizei im Detail: Am Donnerstag hatte die Polizei nach eigenen Angaben in Bad Waldsee vergleichsweise viel zu tun. Die Beamten wurden zu mehreren Streitigkeiten und Schlägereien gerufen und erteilten mehrere Platzverweise. Die Polizei hat acht Personen in Gewahrsam
genommen. Ein 27-Jähriger hat versucht, einen Beamten ins Bein zu beißen – die Vorgeschichte: Der Mann soll Leute angepöbelt haben, woraufhin Polizisten seine Personalien aufnehmen wollten. Weil er sich weigerte, wurde er nach einem Ausweis durchsucht und wehrte sich, wie es in der Pressemitteilung heißt. Wegen des versuchten Bisses muss er mit einer Strafanzeige wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte rechnen.
Beim Umzug am Freitag in Mochenwangen nahmen die Beamten drei Anzeigen wegen Körperverletzung auf. In Amtzell erteilte die Polizei mehrere Platzverweise. Bei einer Schlägerei im Festzelt wurden zwei junge Männer leicht verletzt. Ein 30-jähriger Mann wurde von der Polizei dabei ertappt, wie er einen geparkten Streifenwagen öffnen wollte, in dem sich keine Polizisten befanden. Die Beamten, die auf ihn aufmerksam wurden, soll er beleidigt haben – nun komme deswegen eine Anzeige auf ihn zu.
Am Samstag weigerte sich beim Umzug in Kißlegg eine Besucherin, gegenüber der Polizei ihre Personalien anzugeben. Die Beamten hatten die junge Frau kontrolliert, da diese rauchte, und sie nach ihrem Alter gefragt. Die Frau gab an, bereits 18 zu sein, und wies sich nicht aus. Schließlich stellte sich laut Polizeisprecherin heraus, dass die Jugendliche erst 17 ist und die Beamten belogen habe. Sie muss nun ein Bußgeld zahlen.
Friedlich blieb es aus polizeilicher Sicht dagegen am Samstag in Aitrach. Am Sonntag feierten in Leutkirch die Teilnehmer und Zuschauer ebenfalls friedlich und ohne Vorkommnisse für die Polizei.
Das gilt auch für den Umzug am Rosenmontag in Bad Wurzach. In Wangen hat die Polizei einen 21-Jährigen in Gewahrsam genommen, dem die Stadt im Vorfeld ein Aufenthaltsverbot für die Veranstaltung erteilt hatte.
Ermittlungen zieht der Dienstag noch nach sich, weil in Isny eine Frau sexuell belästigt wurde. Auch in Mochenwangen und Amtzell war die Tage zuvor jeweils eine Frau unsittlich berührt worden, heißt es im Polizeibericht. Außerdem wurde aus Amtzell und Bad Waldsee jeweils eine Frau mit dem Verdacht auf K.-o.Tropfen in eine Klinik gebracht. Die Ermittlungen der Polizei hierzu dauerten noch an.
Die Polizei war in der Region über die Fasnet auch mit Jugendschutzteams unterwegs. „Die Beamten hatten ein Auge auf Kinder
und Jugendliche und beschlagnahmten Alkohol und Zigaretten“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Mehrere betrunkene Jugendliche wurden von den Polizisten an die Eltern übergeben.“
Die Oberschwabenklinik hatte in der Notaufnahme in Ravensburg allein am Rosenmontag und in der Nacht auf Dienstag 39 „Fasnetspatienten“zu behandeln. Im Vorjahr waren es am Rosenmontag lediglich elf gewesen. In der Kindernotaufnahme am St.-Elisabethen-Krankenhaus gab es laut dem Ärztlichen Leiter Carsten Bölke am Rosenmontag nur einen Fall in Zusammenhang mit der Fasnet, der Patient war gestürzt. Am Westallgäu-Klinikum in Wangen gab es am Rosenmontag nur drei Fälle mit Bezug zur Fasnet, zwei Patienten kamen wegen Stürzen, ein Patient wegen der Folgen einer Schlägerei.