Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir sind nicht wirklich überzeugt“
Klares Votum der Bauernversammlung in Reichenhofen gegen das geplante Biosphärengebiet
- „Wir sind nicht wirklich überzeugt“, „Naturschutz ist dann erfolgreich, wenn er wirtschaftlich tragfähig ist“, „Wir haben bislang schon viel gemacht“oder „Eine landwirtschaftliche Region darf man nicht zwangsextensivieren“: Eine Auswahl der eindeutigen Rückmeldungen von Landwirten zum Thema „Biosphärengebiet AllgäuOberschwaben“bei der gut besuchten Bauernversammlung im Pfarrstadel Reichenhofen. Neben diesem Streitpunkt ging es am Donnerstagabend außerdem auch um das Düngerecht.
Entsprechend der Rückmeldungen hob sich beim anschließenden Stimmungsbild im Saal keine Hand bei der Frage, ob das Projekt Biosphärengebiet mehr Vor- als Nachteile bringt. In diesem klaren Votum sieht nicht nur der Vorsitzende des Bauernverbandes Allgäu-Oberschwaben, Franz Schönberger, einen Auftrag, auf die Politik einzuwirken, insbesondere auf die Gemeinderäte, die letztendlich die Entscheidung treffen.
In diesem Sinn sind für Schönberger auch die Protestaktionen seines Verbandes in Ravensburg zu sehen, „die ein starkes Zeichen gesetzt haben und bei der Bevölkerung gut angekommen sind. Die Politiker zeigen sich zunehmend offen für die Probleme in der Landwirtschaft“. Das Ziel sei „dafür zu sorgen, dass unsere Betriebe eine Perspektive und Sicherheit haben“.
In diese Kerbe hieb auch Bad Wurzachs Bürgermeisterin Alexandra Scherer in ihrem Grußwort: Das Stadtoberhaupt „einer Flächengemeinde mit relativ vielen landwirtschaftlichen Betrieben“strebt bei den Themen Flächenverbrauch und Tourismus „ein gutes Miteinander und den
Weg zu Kompromissen an, denn wir stehen an der Seite der Landwirte“.
Ein weiterer Hauptpunkt in der Versammlung war der Vortrag „Aktuelles zum Düngerecht – Vorgaben und Ausnahmen“, der die volle Aufmerksamkeit beanspruchte. Für den Referenten Simon
Bayer vom Ravensburger Landwirtschaftsamt ist dabei Fakt, dass die bestehende Begrenzung des Gülleeintrags ab Februar 2025 noch verschärft wird und nur noch „bodennahe und streifenförmige Ausbringung möglichst mit Injektions- und Schlitztechnik zulässig ist“. Zu beachten seien hierbei die Wetterbedingungen und ein begrenzter Anteil von Feststoffen in der Gülle.
Damit würden Emissionen gesenkt, die Stickstoff- Effizienz erheblich gesteigert und „die Futterverschmutzung bei flächenhafter Ausbreitung mit dem Pralltopf vermieden“. Ausnahmen sind demnach unter anderem bei stark geneigten Grünf lächen, Betrieben mit weniger als 15 Hektar Grünland sowie Weidehaltung ohne Düngung vorgesehen.
Einen zukünftigen „Königsweg für die Verwertung von Gülle“sieht Alois Peter, der als Ortsobmann von Herlazhofen und Winterstetten auch die Veranstaltung leitete, wie folgt: Die frische Gülle und der Mist sollen Biogasanlagen zugeführt und die dann entstehenden weniger belastenden Reststoffe als f ließfähigen Dünger mit der neuen Technik auf den Wiesen verteilt werden.