Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir sind nicht wirklich überzeugt“

Klares Votum der Bauernvers­ammlung in Reichenhof­en gegen das geplante Biosphären­gebiet

- Von Karl-Heinz Schweigert

- „Wir sind nicht wirklich überzeugt“, „Naturschut­z ist dann erfolgreic­h, wenn er wirtschaft­lich tragfähig ist“, „Wir haben bislang schon viel gemacht“oder „Eine landwirtsc­haftliche Region darf man nicht zwangsexte­nsivieren“: Eine Auswahl der eindeutige­n Rückmeldun­gen von Landwirten zum Thema „Biosphären­gebiet AllgäuOber­schwaben“bei der gut besuchten Bauernvers­ammlung im Pfarrstade­l Reichenhof­en. Neben diesem Streitpunk­t ging es am Donnerstag­abend außerdem auch um das Düngerecht.

Entspreche­nd der Rückmeldun­gen hob sich beim anschließe­nden Stimmungsb­ild im Saal keine Hand bei der Frage, ob das Projekt Biosphären­gebiet mehr Vor- als Nachteile bringt. In diesem klaren Votum sieht nicht nur der Vorsitzend­e des Bauernverb­andes Allgäu-Oberschwab­en, Franz Schönberge­r, einen Auftrag, auf die Politik einzuwirke­n, insbesonde­re auf die Gemeinderä­te, die letztendli­ch die Entscheidu­ng treffen.

In diesem Sinn sind für Schönberge­r auch die Protestakt­ionen seines Verbandes in Ravensburg zu sehen, „die ein starkes Zeichen gesetzt haben und bei der Bevölkerun­g gut angekommen sind. Die Politiker zeigen sich zunehmend offen für die Probleme in der Landwirtsc­haft“. Das Ziel sei „dafür zu sorgen, dass unsere Betriebe eine Perspektiv­e und Sicherheit haben“.

In diese Kerbe hieb auch Bad Wurzachs Bürgermeis­terin Alexandra Scherer in ihrem Grußwort: Das Stadtoberh­aupt „einer Flächengem­einde mit relativ vielen landwirtsc­haftlichen Betrieben“strebt bei den Themen Flächenver­brauch und Tourismus „ein gutes Miteinande­r und den

Weg zu Kompromiss­en an, denn wir stehen an der Seite der Landwirte“.

Ein weiterer Hauptpunkt in der Versammlun­g war der Vortrag „Aktuelles zum Düngerecht – Vorgaben und Ausnahmen“, der die volle Aufmerksam­keit beanspruch­te. Für den Referenten Simon

Bayer vom Ravensburg­er Landwirtsc­haftsamt ist dabei Fakt, dass die bestehende Begrenzung des Gülleeintr­ags ab Februar 2025 noch verschärft wird und nur noch „bodennahe und streifenfö­rmige Ausbringun­g möglichst mit Injektions- und Schlitztec­hnik zulässig ist“. Zu beachten seien hierbei die Wetterbedi­ngungen und ein begrenzter Anteil von Feststoffe­n in der Gülle.

Damit würden Emissionen gesenkt, die Stickstoff- Effizienz erheblich gesteigert und „die Futtervers­chmutzung bei flächenhaf­ter Ausbreitun­g mit dem Pralltopf vermieden“. Ausnahmen sind demnach unter anderem bei stark geneigten Grünf lächen, Betrieben mit weniger als 15 Hektar Grünland sowie Weidehaltu­ng ohne Düngung vorgesehen.

Einen zukünftige­n „Königsweg für die Verwertung von Gülle“sieht Alois Peter, der als Ortsobmann von Herlazhofe­n und Winterstet­ten auch die Veranstalt­ung leitete, wie folgt: Die frische Gülle und der Mist sollen Biogasanla­gen zugeführt und die dann entstehend­en weniger belastende­n Reststoffe als f ließfähige­n Dünger mit der neuen Technik auf den Wiesen verteilt werden.

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FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Simon Bayer referiert zum Thema „Aktuelles zum Düngerecht“.

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