Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Geld reicht hinten und vorne nicht“
Erfolg der Kastrationsaktion für Katzen kommt dem Tierschutzverein teuer zu stehen
- Das Geld der Stadt war ratzfatz weg. Insgesamt 3000 Euro hat der Gemeinderat dem Tierschutzverein für zwei Kastrationsaktionen in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. Auf einen Aufruf im Gemeindeblatt gab es eine Riesenresonanz, wie TSV-Vorsitzende Birgit Rutta berichtet.
Kurzer Rückblick: Seit vielen Jahren fordern der TSV und das Tierschutzteam Bad Wurzach, dass die Stadt eine Katzenschutzverordnung erlässt. Vor vier Monaten befasste sich der Gemeinderat nun damit und lehnte eine Verordnung auf Vorschlag der Verwaltung nahezu einstimmig ab. Ein Grund dafür war, dass der Gesetzgeber vorschreibt, dass zuvor alle anderen Möglichkeit des Eindämmens der Katzenschwemme auszuschöpfen seien.
Daher stellt nun die Stadt dem Tierschutzverein für dieses Jahr insgesamt 3000 Euro für zwei Kastrationsaktionen zur Verfügung. Besitzer von Hof katzen und Personen, denen eine Katze zugelaufen ist oder die sich sonst keine Kastration leisten können, sollen mit dieser Aktion angesprochen werden. „Schon bevor der Aufruf veröffentlicht worden war, haben sich Leute aufgrund der Zeitungsberichte darüber bei uns gerührt“, erzählt nun Birgit Rutta. Insgesamt seien bis Anmeldeschluss am Aschermittwoch rund 60 Katzen für die Kastration angemeldet worden.
Ruttas Problem ist nun: „Dafür reicht das von der Stadt zur Verfügung gestellte Geld hinten und vorne nicht“, und auch nicht die 1500 Euro, die der Tierschutzverein aus der eigenen Kasse drauflegt. „Die Kastration einer Katze kostet etwa 170 Euro“, rechnet Rutta vor, bei Katern sei es etwas günstiger. „Das heißt, wir können mit den städtischen Mitteln etwa zehn Tiere kastrieren lassen.“Beziehungsweise konnten, denn zehn seien bereits in den vergangenen Tagen zu einem Tierarzt gebracht worden.
Dass das zur Verfügung gestellte Geld bei Weitem nicht reichen würde, sei ihr von Beginn an klar gewesen, sagt Birgit Rutta. „Den Ansturm habe ich aber so wild nicht erwartet.“Er bringe auch den Tierschutzverein an die Grenze des Leistbaren. „Vielen, die sich gerührt haben, müssen wir beim
Einfangen der Katzen helfen oder wir müssen sie mit der Katze zu einem Tierarzt fahren, weil sie nicht mobil sind oder verständlicherweise überfordert sind, mehrere Katzen zu transportieren. Für uns ist das natürlich ein riesiger Aufwand.“
60 gemeldete Katzen, Geld für 20 Kastrationen: „Wir werden jetzt nochmal überprüfen, wo das kostenlose Angebot tatsächlich gebraucht wird“, sagt Birgit Rutta. „Vielleicht kann der eine oder andere ja auch einen gewissen Eigenanteil leisten.“
Letzten Endes werde aber wohl der Tierschutzverein finanziell einspringen müssen, so Rutta. „Wir wollten mit der Aktion ja Leute erreichen, die wir sonst nicht erreichen würden.“Die Bad Wurzacher hofft, dass aufgrund der Aktion und dem Medieninteresse daran Geld an den Tierschutzverein gespendet wird und dass der eine oder andere, der nun unterstützt wird, dem Verein beitritt (Kontaktinfos auf www.tierschutzvereinbadwurzach.de). Der TSV finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie die Erlöse der Stände beim Stadtfest und beim Weihnachtsmarkt.
Für den Herbst ist die zweite Kastrationsaktion geplant, für die es von der Stadt weitere 1500 Euro geben wird. „Diesmal haben wir Lehrgeld bezahlt“, sagt die engagierte Tierschützerin, „im Herbst wird es etwas anders laufen.“Zum Beispiel werde man dann im Aufruf betonen, dass das Angebot der kostenlosen Kastration nur für Bad Wurzacher gilt. „Diesmal hatte ich auch mehrere Anfragen aus der Umgebung, zum Beispiel aus Leutkirch, Aichstetten, Gebrazhofen und Ellwangen.“
Langzeitziel der Tierschützer bleibe aber der Erlass einer Katzenschutzverordnung durch die Stadt, betont Birgit Rutta. Eine solche Verordnung beinhaltet, dass Katzen, die Besitzer haben und Freigang erhalten, kastriert und gekennzeichnet werden müssen. Aber auch, dass Katzenschützende die Katzen einfacher einfangen und kastrieren lassen können.
Von den rund 1100 Kommunen in Baden-Württemberg haben laut Landestierschutzverband 71 eine Katzenschutzverordnung erlassen. Darunter befindet sich als einzige Kommune im Landkreis Ravensburg die Stadt Isny.