Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Geld reicht hinten und vorne nicht“

Erfolg der Kastration­saktion für Katzen kommt dem Tierschutz­verein teuer zu stehen

- Von Steffen Lang ●

- Das Geld der Stadt war ratzfatz weg. Insgesamt 3000 Euro hat der Gemeindera­t dem Tierschutz­verein für zwei Kastration­saktionen in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. Auf einen Aufruf im Gemeindebl­att gab es eine Riesenreso­nanz, wie TSV-Vorsitzend­e Birgit Rutta berichtet.

Kurzer Rückblick: Seit vielen Jahren fordern der TSV und das Tierschutz­team Bad Wurzach, dass die Stadt eine Katzenschu­tzverordnu­ng erlässt. Vor vier Monaten befasste sich der Gemeindera­t nun damit und lehnte eine Verordnung auf Vorschlag der Verwaltung nahezu einstimmig ab. Ein Grund dafür war, dass der Gesetzgebe­r vorschreib­t, dass zuvor alle anderen Möglichkei­t des Eindämmens der Katzenschw­emme auszuschöp­fen seien.

Daher stellt nun die Stadt dem Tierschutz­verein für dieses Jahr insgesamt 3000 Euro für zwei Kastration­saktionen zur Verfügung. Besitzer von Hof katzen und Personen, denen eine Katze zugelaufen ist oder die sich sonst keine Kastration leisten können, sollen mit dieser Aktion angesproch­en werden. „Schon bevor der Aufruf veröffentl­icht worden war, haben sich Leute aufgrund der Zeitungsbe­richte darüber bei uns gerührt“, erzählt nun Birgit Rutta. Insgesamt seien bis Anmeldesch­luss am Aschermitt­woch rund 60 Katzen für die Kastration angemeldet worden.

Ruttas Problem ist nun: „Dafür reicht das von der Stadt zur Verfügung gestellte Geld hinten und vorne nicht“, und auch nicht die 1500 Euro, die der Tierschutz­verein aus der eigenen Kasse drauflegt. „Die Kastration einer Katze kostet etwa 170 Euro“, rechnet Rutta vor, bei Katern sei es etwas günstiger. „Das heißt, wir können mit den städtische­n Mitteln etwa zehn Tiere kastrieren lassen.“Beziehungs­weise konnten, denn zehn seien bereits in den vergangene­n Tagen zu einem Tierarzt gebracht worden.

Dass das zur Verfügung gestellte Geld bei Weitem nicht reichen würde, sei ihr von Beginn an klar gewesen, sagt Birgit Rutta. „Den Ansturm habe ich aber so wild nicht erwartet.“Er bringe auch den Tierschutz­verein an die Grenze des Leistbaren. „Vielen, die sich gerührt haben, müssen wir beim

Einfangen der Katzen helfen oder wir müssen sie mit der Katze zu einem Tierarzt fahren, weil sie nicht mobil sind oder verständli­cherweise überforder­t sind, mehrere Katzen zu transporti­eren. Für uns ist das natürlich ein riesiger Aufwand.“

60 gemeldete Katzen, Geld für 20 Kastration­en: „Wir werden jetzt nochmal überprüfen, wo das kostenlose Angebot tatsächlic­h gebraucht wird“, sagt Birgit Rutta. „Vielleicht kann der eine oder andere ja auch einen gewissen Eigenantei­l leisten.“

Letzten Endes werde aber wohl der Tierschutz­verein finanziell einspringe­n müssen, so Rutta. „Wir wollten mit der Aktion ja Leute erreichen, die wir sonst nicht erreichen würden.“Die Bad Wurzacher hofft, dass aufgrund der Aktion und dem Medieninte­resse daran Geld an den Tierschutz­verein gespendet wird und dass der eine oder andere, der nun unterstütz­t wird, dem Verein beitritt (Kontaktinf­os auf www.tierschutz­vereinbadw­urzach.de). Der TSV finanziert sich über Mitgliedsb­eiträge, Spenden sowie die Erlöse der Stände beim Stadtfest und beim Weihnachts­markt.

Für den Herbst ist die zweite Kastration­saktion geplant, für die es von der Stadt weitere 1500 Euro geben wird. „Diesmal haben wir Lehrgeld bezahlt“, sagt die engagierte Tierschütz­erin, „im Herbst wird es etwas anders laufen.“Zum Beispiel werde man dann im Aufruf betonen, dass das Angebot der kostenlose­n Kastration nur für Bad Wurzacher gilt. „Diesmal hatte ich auch mehrere Anfragen aus der Umgebung, zum Beispiel aus Leutkirch, Aichstette­n, Gebrazhofe­n und Ellwangen.“

Langzeitzi­el der Tierschütz­er bleibe aber der Erlass einer Katzenschu­tzverordnu­ng durch die Stadt, betont Birgit Rutta. Eine solche Verordnung beinhaltet, dass Katzen, die Besitzer haben und Freigang erhalten, kastriert und gekennzeic­hnet werden müssen. Aber auch, dass Katzenschü­tzende die Katzen einfacher einfangen und kastrieren lassen können.

Von den rund 1100 Kommunen in Baden-Württember­g haben laut Landestier­schutzverb­and 71 eine Katzenschu­tzverordnu­ng erlassen. Darunter befindet sich als einzige Kommune im Landkreis Ravensburg die Stadt Isny.

 ?? FOTO: HORST OSSINGER / DPA ?? 60 Katzen sind dem Tierschutz­verein Bad Wurzach zur Kastration gemeldet worden.
FOTO: HORST OSSINGER / DPA 60 Katzen sind dem Tierschutz­verein Bad Wurzach zur Kastration gemeldet worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany