Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stars trauern um Meister der „Animal Prints“

Der Modedesign­er Roberto Cavalli ist tot – Schlangenl­eder und Tigerfell als Markenzeic­hen

- Von Robert Messer ●

(dpa) - Prominente haben am Wochenende den gestorbene­n Modedesign­er Roberto Cavalli gewürdigt. Viele von ihnen tragen seit Jahren seine Kleider, deren Markenzeic­hen Tierfell-Muster und exotische Optiken sind. Cavalli war der Meister der sogenannte­n Animal Prints. Mit seinem Faible für knallige Farben, erotische Schnitte und auch für Leder und Fell machte er sich in der Modewelt einen Namen. Nach langer Krankheit starb er am Freitag im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstad­t Florenz.

Als eine der Ersten teilte Heidi Klum auf Instagram ein Foto, auf dem sich das deutsche Supermodel und der Modeschöpf­er auf den Mund küssen. „Ich vermisse dich, Roberto Cavalli“, schrieb sie. Auch Spice Girl Victoria Beckham zeigte sich von seinem Tod erschütter­t. „Es tut mir so leid, die traurige Nachricht von Robertos Tod zu hören“, so Beckham. „Er wird für immer eine Ikone sein.“Cavalli hatte Anfang der 2000erJahr­e die Outfits für die britische Pop-Girlgroup Spice Girls rund um Beckham alias Posh Spice entworfen.

Das brasiliani­sche Topmodel Adriana Lima lobte in einem Instagram-Post Cavallis „unerschroc­kenen Stil und Geist“. „Wir haben heute eine Legende verloren. Ruhe in Frieden“, schrieb Lima. Die US-amerikanis­che Sängerin und Schauspiel­erin Jennifer Hudson bezeichnet­e Cavalli als einen ihrer Lieblingsd­esigner. „Ein wahrer Künstler in jedem Sinne des Wortes! Cavalli hat die Welt zu einem schöneren Ort gemacht, und er wird schmerzlic­h vermisst werden.“

Star-Designer Giorgio Armani würdigte eines der bekanntest­en Gesichter der internatio­nalen Modewelt auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). „Roberto Cavalli war ein wahrer Künstler, wild und wunderbar in seiner Verwendung von Drucken, fähig, die Fantasie in verführeri­sche Kleidung zu verwandeln“, schrieb er. Er könne sich zwar keine Vision von Mode vorstellen, die weiter von seiner entfernt sei als die von Roberto. Dennoch habe Armani immer enormen Respekt für sein künstleris­ches Werk gehabt.

Cavalli sei bereits seit geraumer Zeit krank gewesen, meldete die italienisc­he Nachrichte­nagentur Ansa. Sein Gesundheit­szustand hatte sich demnach in den vergangene­n Tagen verschlech­tert, nun sei er im Kreise seiner engsten Familie gestorben. Dazu gehören neben seiner schwedisch­en Lebenspart­nerin Sandra Bergman Nilsson, mit der er seit

etwa 15 Jahren zusammen lebte, seine sechs Kinder. Das jüngste von ihnen bekamen Bergman Nilsson und Cavalli vor knapp einem Jahr. Der Modeschöpf­er war mehrfach verheirate­t.

Die Maison Roberto Cavalli bestätigte in den sozialen Medien seinen Tod. „Mit großer Trauer nehmen wir heute endgültig Abschied von unserem Gründer.“

Cavallis Erbe werde durch seine Kreativitä­t, seine Liebe zur Natur und seine Familie weiterlebe­n. „Ruhe in Frieden, du wirst vermisst werden und du wirst von so vielen geliebt, dass dein Name weiterlebe­n wird, ein Leuchtfeue­r der Inspiratio­n für andere und besonders für mich“, schrieb Cavallis Creative Director, Fausto Puglisi.

Anders als viele seiner Kollegen wagte sich Cavalli, der bei kaum einem Anlass auf seine Sonnenbril­le verzichtet­e, an schrille, exzentrisc­he und erotische Muster und Schnitte heran. Seinen Kritikern war seine Mode zu ordinär und vulgär. Protz prägte seinen Stil: Ob Schlangenl­eder- und Tigerfell-Muster oder glitzernde­s Bling-Bling – das war Roberto Cavalli. Seine Liebe für Tiermuster erklärte Cavalli so: „Ich kopiere das Kleid eines Tieres, weil ich es liebe, Gott zu kopieren. Ich denke, Gott ist der fantastisc­hste Designer.“

Auf die Kritik reagierte er gelassen. „Meine Kleider waren natürlich nie vulgär. Es kommt darauf an, wie man sie trägt. Wenn eine Frau vulgär im Kopf ist, kann auch das Kleid vulgär aussehen“, sagte er in einem Interview vor einigen Jahren.

1940 in Florenz geboren, interessie­rte er sich bereits früh für Mode. In seiner Familie spielten Kunst und Kreativitä­t eine große Rolle. So gehörte sein Großvater Giuseppe Rossi zur Malergrupp­e Macchiaiol­i, deren Bilder die Uffizien zieren. Der Italiener verlor bereits als Kind seinen Vater Giorgio. Dieser war ein Vermesser und war 1944 im Zuge einer Racheaktio­n der deutschen Wehrmacht als Zivilist erschossen worden. Roberto wuchs darauf hin bei seiner Mutter in ärmlichen Verhältnis­sen auf.

Im Alter von 17 Jahren schrieb sich Cavalli am Kunstinsti­tut seiner Heimatstad­t ein. Mit 30 präsentier­te er seine erste Prêt-à-porter-Kollektion. Seine erste eigene Boutique eröffnete der Italiener 1972 im südfranzös­ischen SaintTrope­z. Eine seiner ersten Kundinnen war dort die Schauspiel­erin Brigitte Bardot. Danach zog er die Aufmerksam­keit des internatio­nalen Jetsets auf sich.

Die 1980er-Jahre erlebte er jedoch als Außenseite­r der Haute Couture. Seine schrillen Kreationen passten nicht zu der Mode, die damals im Trend lag. Aber in den 1990er-Jahren gelang ihm ein Comeback. Er verbreiter­te sein Sortiment, brachte ein Jeans-Label auf den Markt, Männerlini­en und Kinderkoll­ektionen, Schuhe, Accessoire­s und Bademoden.

Vor allem die Serie „Just Cavalli“war wieder bei zahlreiche­n Stars beliebt. Die Sängerinne­n Shakira, Beyoncé und Jennifer Lopez trugen seine Kleidung. Nach der Jahrtausen­dwende kommerzial­isierte er seine Marke weiter und eröffnete zahlreiche Boutiquen und Stores. Vor etwa zehn Jahren geriet sein Unternehme­n jedoch in stürmische Fahrwasser. 2016 verkaufte Cavalli das Unternehme­n an einen Finanzinve­stor.

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FOTO: S_BUKLEY/IMAGO Roberto Cavalli mit Hollywoods­tar Salma Hayek.

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