Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Inspirierender Auftakt der Literaturtage
Preisträger des Schreibwettbewerbs werden ausgezeichnet
- Zur Präsentation der Preisträger des Schreibwettbewerb der Isnyer Literaturtage haben sich viele Literaturliebhaber im großen Saal des historischen Gasthofs Adler in Großholzleute eingefunden. Der Ort sei sehr bewusst gewählt, denn schon die Schriftsteller der berühmten Gruppe 47 hatten sich dort gegenseitig ihre Texte vorgelesen, erklärte Isny-Marketing-Geschäftsführerin Karin Konrad eingangs.
Das Zitat, das als Inspiration für den diesjährigen Schreibwettbewerb ausgewählt wurde, lautete: „Fräulein Trübner hatte an Deck Platz genommen, die Stühle neben ihr waren leer.“Es stammt aus dem Roman, „Die verschwundene Miniatur“von Erich Kästner, der in diesem Jahr 125 geworden wäre. 60 sehr unterschiedliche Texte gingen dazu ein.
Bevor Lesungen und Preisverleihung starteten, erklärte Claudia Beltz, Vorsitzende des Arbeitskreises Literatur, wie überrascht die Jury auch in diesem Jahr gewesen sei, welch talentierte und sehr professionelle Autoren aus der Region kämen. Ganz bewusst habe man sich wieder für drei Kategorien in der Wertung entschieden: Sonderlesungen, die Kategorie Schüler und die Kategorie Erwachsene. Dass der Text von den Autorinnen und Autoren selbst vorgelesen werde, sei noch einmal etwas ganz Besonderes, fügte sie hinzu.
Mit einem Gedicht von Andrea Doser aus Memmingen, stimmte Beltz auf die folgende „Kreuzfahrt“ein, auf die das Publikum sich in der folgenden Stunde mit Fräulein Trübner begab. Hajo Fickus, der in der Region vor allem als Stückschreiber und Regisseur der Theatergruppe Kiesel aus Wangen bekannt ist, bezeichnete sich als „Quotenmann“, denn tatsächlich folgte nach ihm nur noch Preisträgerinnen. Er beschrieb im Text sehr komödiantisch Paarprobleme, die sich auf einer Kreuzfahrt nach langjähriger Partnerschaft ergeben können.
Als nächste Autorin trug Elke Häusler ihren Text vor. Sie beschrieb sich selbst als Lauscherin und Beobachterin, die alles mit Fantasie anreichere und dann zu Papier bringe. Wirklichkeit und Traum verschwimmen, denn alles was Fräulein Trübner in der Kurzgeschichte passiert, entspringt letztendlich nur ihrer Phantasie.
Schriftstellerin Elli Mattar hat schon mehrere Male beim Isnyer Schreibwettbewerb teilgenommen. Schon seit über 15 Jahren schreibt sie Kurzgeschichten. Sie thematisierte einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg und band den Autor Erich Kästner und das Buch, in dem Fräulein Trübner auftaucht, in ihre Geschichte ein.
Bei den Lesungen der Kategorie Schüler las Beltz den Text von Amelie Laue vor, da sie an diesem Vormittag verhindert war. Sie lüftete in ihrer Geschichte das Geheimnis um die verschwundene Miniatur.
Lena Gebhardt aus Eisenharz, geht in die zwölfte Klasse des Gymnasiums Isny. Ihre Motivation zum Schreiben erlebt sie als eine Möglichkeit anderen Menschen die Geschichten, die sie sich ausdenkt, zu erzählen. Sie tauche gerne in andere Welten ab. Mit Fräulein Trübner, die sich auf einer Kreuzfahrt befindet, tauchen die Zuhörer ab in die idyllischen Tage einer Beziehung. Die Spannung auf das Ende der Kurzgeschichten ist förmlich im Raum zu spüren.
Nach einer kurzen Pause ging es um die Platzierungen bei den Erwachsenen: Den dritten Platz erreichte Christine King. Für sie gehört das Schreiben zum Beruf, dennoch war dies ist ihr erster Schreibwettbewerb. Ihre Geschichte spielt in einer jüngeren Vergangenheit, in der die Selbstverwirklichung einer Frau noch immer schwierig war. Sie reflektiert über das Schreiben der Kurzgeschichte an sich und das Leben ihrer Protagonistin Traudl Trübner, die eine talentierte Wissenschaftlerin ist.
Auf den zweiten Platz kam Maria Stich aus dem Bodenseeraum mit dem Titel „Büchertrost“. Sie hat ein Autorenduo mit ihrem Bruder Wolfgang, mit dem sie Regionalkrimis schreibt. Außerdem ist sie Mitglied beim Netzwerk „Mörderische Schwestern“. Als Kind habe sie die Bücher vom Erich Kästner verschlungen, sagt sie über sich. Ihre Geschichte hält die Spannung bis zum letzten Satz, nachdem sich Fragen über Fragen angesammelt haben.
Die Gewinnerin Erika Bader aus Memmingen hatte schon immer viele Ideen im Kopf. Seit einigen Jahren greift sie fast täglich zu Stift und Papier und schreibt auf, was sie bewegt. Der Titel ihrer Kurzgeschichte lautet „Der Morgen“. Zu Beginn kommt eine Katze auf das Bett. Sie schnurrt, duftet nach den Gerüchen der Nacht, die sie draußen verbracht hat. Ein Mann liegt im Bett. Er erinnert sich an eine Kreuzfahrt, als seine Frau Katharina an Deck eines Kreuzfahrtschiffes sitzt. Versunken in diese Gedanken, entwickelt sich die Kurzgeschichte anders als erwartet. Beltz honorierte die Lesung noch einmal: Es sei eine Geschichte, in der ein ganzes Leben stecke. Überhaupt mache Literatur deutlich, wo die Bruchstellen in unserer Gesellschaft sind.
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