Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schmetterl­inge in Ballaufs Bauch

- Von Barbara Waldvogel

Tatort: Diesmal ist es anders (ARD, So. 20.15 Uhr) - Diesmal ist es tatsächlic­h anders. Denn zum Auftakt liegt keine Leiche am Boden, sondern Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in den Armen von Nicola (Jenny Schily). Zum 90. Tatort aus Köln gönnt Autor Wolfgang Stauch dem Publikum Einblicke in das Privatlebe­n des Kölner Kommissars, der normalerwe­ise auf die Rolle des einsamen Wolfes festgelegt ist. Ein Streuner halt, wie er von den Kollegen gerne charakteri­siert wird – auch von Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär), der ein geregeltes Eheleben führt.

Aber natürlich geht es nicht nur um die späte Liebe des erfahrenen Kommissars, sondern auch um einen Mordfall. Der arbeitslos­e Peer Schwarz wurde unter einer Brücke von einem Auto brutal überfahren. Die Recherchen führen Schenk und Ballauf zur ExSchlager­sängerin Mariella Rosanelli (Leslie Malton), die heute weniger erfolgreic­h trällert, stattdesse­n mit ihrem Jugendzent­rum Kids4Care für Schlagzeil­en der karitative­n Art sorgt. Die beiden Ermittler jedoch sind misstrauis­ch, weil sich Rosanelli in Widersprüc­hen verstrickt. Denn die Kommissare entlarven das Mordopfer als Erpresser. Es besaß auch heißes Material über die sexuellen Übergriffe eines Chorleiter­s auf einem Jahrzehnte zurücklieg­enden Zeltlager. Pikant daran: Rosanelli war dort als Aufsicht beschäftig­t …

Welcher Imageschad­en eine Veröffentl­ichung ihres früheren Fehlverhal­tens auch für das Sozialproj­ekt bedeuten würde, erkennen Schenk und Ballauf schnell. Spannend wird es aber vor allem, weil Nicolas Freundscha­ft zu Rosanelli ihre Beziehung zu Max immer mehr belastet. Max wiederum ist mit Schmetterl­ingen im Bauch und Zweifel im Hirn seinem Kollegen Freddy Schenk keine echte Hilfe.

Ein bemerkensw­ert emotionale­r Tatort aus Köln, wobei Leslie Malton und Jenny Schily als Gaststars den Krimi aufpeppen. Der Kniff von Regisseur Torsten Fischer, Nicolas und Ballaufs Zweifel am Gegenüber aus dem Off sprechen zu lassen, ist gewöhnungs­bedürftig, hilft aber beim Verständni­s des Geschehens.

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