Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Über die Ländergrenzen hinweg
Verbandskläranlage Isny/Weitnau feiert 30-jähriges Bestehen
- „Wer klug plant, erntet in der Zukunft“– dieses Sprichwort steht stellvertretend für die einhellige Meinung der geladenen Gäste in der Verbandskläranlage Isny/Weitnau. Der Wasser- und Abwasserverband Untere Argen (WAV) anlässlich des 30-jährigen Bestehens nach Unterried geladen.
Bereits in den 1970er Jahren gab es erste Gespräche für eine gemeinsame Lösung der Abwasserbeseitigung. Denn die Überlegung war: Eine gemeinsame Kläranlage ist wirtschaftlicher als zwei Einzelanlagen. Und so wurde im März 1986 der damalige „Abwasserzweckverband“durch die Marktgemeinde Weitnau und die Stadt Isny gegründet. Das sich das Konzept bis heute bewährt kann auch Florian Schmid, Bürgermeister von Weitnau und Verbandsvorsitzender bestätigen: „Es ist immer ein schönes Zusammenschaffen und hat die Gemeinden miteinander verbunden.“
Mehr noch: „Die Grenze spürt man so gut wie gar nicht“, berichtet Isnys Bürgermeister sowie stellvertretender Verbandsvorsitzender, Rainer Magenreuter in seiner Rede. Die Zusammenarbeit hat laut Magenreuter in den vergangenen 30 Jahren immer gut geklappt. Die Bürgermeister wechseln sich alle drei Jahre im
Vorsitz ab, in der Verbandsversammlung sind entsprechend der jeweiligen Einwohnerzahl die Gemeinderäte zahlenmäßig vertreten.
Wie vorausschauend damals geplant und auch gebaut wurde, sieht man laut Magenreuter auch daran, dass sich die Kläranlage seit damals eigentlich fast nicht verändert hat. An der Maschinentechnik gebe es bis heute kaum Veränderungen und sie erfülle alle Anforderungen. Und das mag was heißen: Betreibt und unterhält der WAV neben der Verbandskläranlage doch auch noch sechs Regenüberlaufbecken, drei Sonderbauwerke, 38 Abwasserpumpwerke, 14 Druckstationen und ist zudem zuständig für den Verbandssammler. Und dies an sieben Tagen, rund um die Uhr.
Derweil war die Bauphase nicht immer einfach wie sich Peter Freytag, ehemaliger Bürgermeister und Mitinitiator erinnert. „Das Gelände war nicht gerade einfach und es gab auch immer wieder Wassereinbrüche.“Dies waren nicht die einzigen Schwierigkeiten: Denn eigentlich gab es einen Baustopp für Neubauten, wie sich Freytag erinnert. So waren einige Hürden zu überwinden, bis dann im Frühjahr 1994 nach achtjähriger Planungsund Bauzeit die Kläranlage in Unterried offiziell eingeweiht werden konnte.
Dem nicht genug musste eigens ein Staatsvertrag geschlossen werden. Denn die Verbandskläranlage erstreckt sich bekannterweise über die Landesgrenze Bayern und Baden-Württemberg hinweg. Doch die länderübergreifende Zusammenarbeit funktioniert nicht nur unter den Gemeinden, auch die Kollegen arbeiten seit jeher gut zusammen und sind bunt gemischt aus beiden Bundesländern vertreten. Mit der Übernahme der technischen Betreuung der Wasserversorgung entstand 2006 der „Wasser- und Abwasserverband Untere Argen“. Somit wurde auch der nächste Schritt der länderübergreifenden, interkommunalen Zusammenarbeit umgesetzt.
Wie wichtig eine gut funktionierende Kläranlage ist, wird bei der Führung über das weitläufige Gelände sichtbar. Laut Homepage des Verbandes ist die Anlage für den Anschluss von 40.000 Einwohnergleichwerten ausgelegt. Derzeit sind etwa 19.000 Einwohner und ein Industrieanteil, entsprechend etwa 9.000 Einwohnergleichwerten, angeschlossen. Ungefähr 120 Liter Wasser benötigt eine Privatperson täglich, erklärt Betriebsleiter Ulrich Schneider auf seiner Führung: „Und der Wasserverbrauch steigt.“
Im Jahr 2023 etwa seien über 40 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Kläranlage gelaufen, erklärt Schneider weiter. Auch er lobt die damals sehr vorausschauende und zukunftsorientierte Planung. Sie seien „absolut gut aufgestellt“. Wie aufwendig und mit welch hochtechnisierten Anlagen der Klärprozess an sich abläuft – angefangen bei der mechanischen über die biologischen Reinigung bis hin zur Schlammbehandlung, wird bei dem Rundgang über das Gelände klar. Auch die begehbaren Rohrkanäle lassen die Besucher staunen. Selbst zwei ehemalige Mitarbeiterinnen sind immer wieder beeindruckt von den Dimensionen der Anlage.
Unter anderem stellen eben diese begehbaren Rohrkanäle laut Kathrin Mücklich, technische Verbandsleiterin, eine Besonderheit dar. Ebenso das großzügige Gelände mit genügend Platz. Dieser wird für die Zukunft auch sinnvoll genutzt. Und so plant der Zweckverband auch in der Gegenwart zukunftsweisend. Denn Fakt ist auch, dass die Kläranlage energieintensive Prozesse mit sich bringt. Und somit ist auf dem Weg zur energieautarken Kläranlage die Errichtung einer Freif lächen-PV-Anlage geplant. Und auch neue Umweltvorgaben werden eine vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination, bei der beispielsweise Medikamentenrückstände beseitigt werden, notwendig machen.