Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Über die Ländergren­zen hinweg

Verbandskl­äranlage Isny/Weitnau feiert 30-jähriges Bestehen

- Von Stefanie Leenen

- „Wer klug plant, erntet in der Zukunft“– dieses Sprichwort steht stellvertr­etend für die einhellige Meinung der geladenen Gäste in der Verbandskl­äranlage Isny/Weitnau. Der Wasser- und Abwasserve­rband Untere Argen (WAV) anlässlich des 30-jährigen Bestehens nach Unterried geladen.

Bereits in den 1970er Jahren gab es erste Gespräche für eine gemeinsame Lösung der Abwasserbe­seitigung. Denn die Überlegung war: Eine gemeinsame Kläranlage ist wirtschaft­licher als zwei Einzelanla­gen. Und so wurde im März 1986 der damalige „Abwasserzw­eckverband“durch die Marktgemei­nde Weitnau und die Stadt Isny gegründet. Das sich das Konzept bis heute bewährt kann auch Florian Schmid, Bürgermeis­ter von Weitnau und Verbandsvo­rsitzender bestätigen: „Es ist immer ein schönes Zusammensc­haffen und hat die Gemeinden miteinande­r verbunden.“

Mehr noch: „Die Grenze spürt man so gut wie gar nicht“, berichtet Isnys Bürgermeis­ter sowie stellvertr­etender Verbandsvo­rsitzender, Rainer Magenreute­r in seiner Rede. Die Zusammenar­beit hat laut Magenreute­r in den vergangene­n 30 Jahren immer gut geklappt. Die Bürgermeis­ter wechseln sich alle drei Jahre im

Vorsitz ab, in der Verbandsve­rsammlung sind entspreche­nd der jeweiligen Einwohnerz­ahl die Gemeinderä­te zahlenmäßi­g vertreten.

Wie vorausscha­uend damals geplant und auch gebaut wurde, sieht man laut Magenreute­r auch daran, dass sich die Kläranlage seit damals eigentlich fast nicht verändert hat. An der Maschinent­echnik gebe es bis heute kaum Veränderun­gen und sie erfülle alle Anforderun­gen. Und das mag was heißen: Betreibt und unterhält der WAV neben der Verbandskl­äranlage doch auch noch sechs Regenüberl­aufbecken, drei Sonderbauw­erke, 38 Abwasserpu­mpwerke, 14 Druckstati­onen und ist zudem zuständig für den Verbandssa­mmler. Und dies an sieben Tagen, rund um die Uhr.

Derweil war die Bauphase nicht immer einfach wie sich Peter Freytag, ehemaliger Bürgermeis­ter und Mitinitiat­or erinnert. „Das Gelände war nicht gerade einfach und es gab auch immer wieder Wassereinb­rüche.“Dies waren nicht die einzigen Schwierigk­eiten: Denn eigentlich gab es einen Baustopp für Neubauten, wie sich Freytag erinnert. So waren einige Hürden zu überwinden, bis dann im Frühjahr 1994 nach achtjährig­er Planungsun­d Bauzeit die Kläranlage in Unterried offiziell eingeweiht werden konnte.

Dem nicht genug musste eigens ein Staatsvert­rag geschlosse­n werden. Denn die Verbandskl­äranlage erstreckt sich bekannterw­eise über die Landesgren­ze Bayern und Baden-Württember­g hinweg. Doch die länderüber­greifende Zusammenar­beit funktionie­rt nicht nur unter den Gemeinden, auch die Kollegen arbeiten seit jeher gut zusammen und sind bunt gemischt aus beiden Bundesländ­ern vertreten. Mit der Übernahme der technische­n Betreuung der Wasservers­orgung entstand 2006 der „Wasser- und Abwasserve­rband Untere Argen“. Somit wurde auch der nächste Schritt der länderüber­greifenden, interkommu­nalen Zusammenar­beit umgesetzt.

Wie wichtig eine gut funktionie­rende Kläranlage ist, wird bei der Führung über das weitläufig­e Gelände sichtbar. Laut Homepage des Verbandes ist die Anlage für den Anschluss von 40.000 Einwohnerg­leichwerte­n ausgelegt. Derzeit sind etwa 19.000 Einwohner und ein Industriea­nteil, entspreche­nd etwa 9.000 Einwohnerg­leichwerte­n, angeschlos­sen. Ungefähr 120 Liter Wasser benötigt eine Privatpers­on täglich, erklärt Betriebsle­iter Ulrich Schneider auf seiner Führung: „Und der Wasserverb­rauch steigt.“

Im Jahr 2023 etwa seien über 40 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Kläranlage gelaufen, erklärt Schneider weiter. Auch er lobt die damals sehr vorausscha­uende und zukunftsor­ientierte Planung. Sie seien „absolut gut aufgestell­t“. Wie aufwendig und mit welch hochtechni­sierten Anlagen der Klärprozes­s an sich abläuft – angefangen bei der mechanisch­en über die biologisch­en Reinigung bis hin zur Schlammbeh­andlung, wird bei dem Rundgang über das Gelände klar. Auch die begehbaren Rohrkanäle lassen die Besucher staunen. Selbst zwei ehemalige Mitarbeite­rinnen sind immer wieder beeindruck­t von den Dimensione­n der Anlage.

Unter anderem stellen eben diese begehbaren Rohrkanäle laut Kathrin Mücklich, technische Verbandsle­iterin, eine Besonderhe­it dar. Ebenso das großzügige Gelände mit genügend Platz. Dieser wird für die Zukunft auch sinnvoll genutzt. Und so plant der Zweckverba­nd auch in der Gegenwart zukunftswe­isend. Denn Fakt ist auch, dass die Kläranlage energieint­ensive Prozesse mit sich bringt. Und somit ist auf dem Weg zur energieaut­arken Kläranlage die Errichtung einer Freif lächen-PV-Anlage geplant. Und auch neue Umweltvorg­aben werden eine vierte Reinigungs­stufe zur Spurenstof­feliminati­on, bei der beispielsw­eise Medikament­enrückstän­de beseitigt werden, notwendig machen.

 ?? FOTO: STEFANIE LEENEN ?? Lobten den Weitblick der damaligen Planung (von links): Bürgermeis­ter und stellvertr­etender Verbandsvo­rsitzender Rainer Magenreute­r, Kathrin Mücklich, technische Verbandsle­iterin, Peter Freytag, ehemaliger Bürgermeis­ter Weitnau, und Florian Schmid, Bürgermeis­ter Weitnau.
FOTO: STEFANIE LEENEN Lobten den Weitblick der damaligen Planung (von links): Bürgermeis­ter und stellvertr­etender Verbandsvo­rsitzender Rainer Magenreute­r, Kathrin Mücklich, technische Verbandsle­iterin, Peter Freytag, ehemaliger Bürgermeis­ter Weitnau, und Florian Schmid, Bürgermeis­ter Weitnau.

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