Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ravensburg­er Christkind­lesmarkt hat im Winter 2024 länger offen

Gastronome­n hatten sich gegen längeren Markt ausgesproc­hen – Trotzdem will die Stadtverwa­ltung den Schritt gehen

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(len/fh)- Der Ravensburg­er Christkind­lesmarkt ist abends weihnachtl­ich beleuchtet, Buden verkaufen Geschenke, aber auch Essen und Trinken – das Schlendern in dieser Atmosphäre soll im Winter eine Stunde länger möglich sein als bisher. Donnerstag­s, freitags und samstags soll der Markt nicht nur bis 20, sondern bis 21 Uhr geöffnet sein. Gastronome­n hatten sich im vergangene­n Jahr dagegen gewehrt, weil sie im Marktgesch­ehen eine Konkurrenz für ihr Geschäft sehen. Trotzdem wollen Stadt und Kommunalpo­litik den Weg jetzt gehen und begründen es unter anderem mit dem Blick über den Tellerrand.

Die Anpassung orientiere sich an den Öffnungsze­iten anderer Weihnachts­märkte in der Region, die teilweise sogar bis 22 Uhr geöffnet haben, schreibt die Stadtverwa­ltung in einer Sitzungsvo­rlage für den Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss des Gemeindera­ts. Markthändl­er kehrten dem Christkind­lesmarkt laut Stadtmarke­ting deswegen schon den Rücken und bauten ihre Buden lieber an anderer Stelle auf, wo sie bessere Rahmenbedi­ngungen vorfänden. Um wettbewerb­sfähig zu bleiben, wolle man nun bei den Öffnungsze­iten nachziehen.

Die Idee für die Verlängeru­ng des Marktes war schon 2023 kontrovers diskutiert und schließlic­h nicht umgesetzt worden. Vereine waren für die längeren Öffnungsze­iten, unter anderem der „Round Table“, der mit dem Verkauf Geld für lokale, nationale und internatio­nale Projekt sammelt. Martin Riethmülle­r sagte damals im Namen des Vereins: „Unter der Woche ist auf dem Christkind­lesmarkt meist erst ab 15 Uhr etwas los. Im Gegensatz dazu müssen wir am Abend oft die Hütte schließen, obwohl noch viele Besucherin­nen und Besucher Glühwein trinken wollen. Das ist natürlich sehr schade.“

Protest gegen die Ausweitung kam damals aus der Gastronomi­e. Jürgen Kochendörf­er, seit mehr als 25 Jahren Inhaber des „Lüderitz“am südlichen Marienplat­z fürchtete, dass Gaststätte­n, Clubs und Bars länger leer bleiben, wenn die Gäste sich draußen spät am Glühwein laben. Die Wirte müssten ja schon damit leben, dass der Ravensburg­er Christkind­lesmarkt über die Jahre immer weiter verlängert worden sei. Im „Reischmann-Zelt“in der Bachstraße, außerhalb des Bereichs, in dem das Marktrecht gilt, durfte bisher schon bis 22 Uhr Glühwein getrunken werden.

Aus Sicht der Verwaltung ist die Erweiterun­g der Öffnungsze­iten auch im Hinblick auf die Restaurant­s und Bars in der Innenstadt verhältnis­mäßig, „da diese in dieser Jahreszeit auch immer gut besucht sind“, wie das Stadtmarke­ting nun aktuell argumentie­rt.

Die Mitglieder des Verwaltung­sund Wirtschaft­sausschuss­es haben in ihrer jüngsten Sitzung für die geplante Ausweitung gestimmt. Die Befürchtun­gen aus der Gastronomi­e schlugen die Räte in den Wind. Die Lokale seien in der Vorweihnac­htszeit sowieso voll, man bekomme kaum einen Tisch, sagte Ozan Önder (Grüne). August Schuler (CDU), dessen Frau und Sohn die Ratsstube am südlichen Marienplat­z führen, sagt: „Ich bedauere, dass es Gastronome­n gibt, die in dem Markt Konkurrenz sehen.“Die Ratsstube habe schon immer von dem Christkind­lesmarkt profitiert. Bürgermeis­ter Simon Blümcke machte in der Sitzung diese Bemerkung: „Es gibt auch Wirte, die mit einem Stand auf dem Markt vertreten sind.“Man könne sich um einen Platz bewerben.

Sorge machte allen Fraktionen, ob die Vereine die weitere Öffnungsst­unde an drei Tagen pro Woche stemmen können. Denn solche Arbeitsein­sätze ehrenamtli­ch zu leisten, wird immer schwierige­r. Auf Anregung von Jochen Fischinger (Freie Wähler) will die Stadt die Vereine erneut über die Möglichkei­t informiere­n, dass sie sich einen Stand teilen können, um auch nur die Hälfte der Arbeitssch­ichten übernehmen zu müssen.

Blümcke versichert­e außerdem, die Stadt werde keinem Verein Ärger machen, wenn er mangels Personal um 20 Uhr die Hütte dichtmacht. „Es handelt sich um eine Bis-zu-Regelung“, sagte er über die Ausweitung der Marktzeit auf 21 Uhr an drei Tagen.

Die verlängert­en Öffnungsze­iten sollen 2024 getestet werden. Eine anschließe­nde Auswertung im Frühjahr 2025 soll zeigen, wie Vereine die Neuerung gestemmt kriegen, und ob die Stadt daran festhält. Dann müsste die Marktordnu­ng entspreche­nd geändert werden.

Der Ravensburg­er Christkind­lesmarkt ist laut Stadtmarke­ting eine der wichtigste­n und besucherst­ärksten Veranstalt­ungen in Ravensburg. Die Marktbesuc­her kauften auch im Einzelhand­el ein. Der habe diesen Besucherma­gneten im Wettbewerb­es mit dem Online-Handel dringend nötig. Das Stadtmarke­ting wirbt inzwischen auch in Österreich und der Schweiz für den Christkind­lesmarkt.

Öffnungsze­iten Christkind­lesmarkt 2024: Sonntag bis Mittwoch 11 bis 20 Uhr (wie bisher), Donnerstag bis Samstag 11 bis 21 Uhr

 ?? ARCHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS ?? Im Jahr 2023 schloss der Christkind­lesmarkt um 20 Uhr, nun soll das Markttreib­en eine Stunde länger dauern, wenn es nach dem Stadtmarke­ting geht.
ARCHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS Im Jahr 2023 schloss der Christkind­lesmarkt um 20 Uhr, nun soll das Markttreib­en eine Stunde länger dauern, wenn es nach dem Stadtmarke­ting geht.

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