Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Beim Plätzlerball geht’s heiß her
Im Saal wird getanzt – Auf der Bühne steppen Tanzgruppe und Männerballett um die Wette
Auf der Bühne steppen Tanzgruppe und Männerballett um die Wette.
WEINGARTEN - Der Plätzlerball am Samstagabend im Kultur- und Kongresszentrum Weingarten erfreute wieder einmal alle Sinne: die Stimmung ausgelassen, Platz zum Tanzen, Zeit zum Schwätzen, Hochgenuss das Programm. Ein wunderschönes Bild bot der Einmarsch der Maskenträger. Dass die Narren dabei verfrüht zu den Klängen des Fanfarenzugs Welfen starteten, war ein verzeihliches Malheur.
Bei der Begrüßung der Gäste erklärt Zunftmeister Klaus Müller, dies sei laut aktueller Recherchen von Archivar Andreas Reuter der 80. Ball. Alexander Geiger als Vertreter von OB Ewald bekommt einen Plätzlerschal umgehängt und darf 15 bis 17 Worte sprechen. Daran hält er sich, Langatmigkeit kennt der Plätzlerball nicht. Sogleich dürfen alle schunkeln auf „Drum fass mich an und tanz‘ mit mir“. Angenehm gestaltet sich der Wechsel zwischen Tanzrunden zur Musik der Salvo & Josy Band und den Programmeinlagen. Vor allem auf die späteren Nummern von Plätzlertanzgruppe und Zunftratballett sind schon alle Gäste recht gespannt. Galant führt Ball- und Saalmeister Markus Uhl durch den Abend. Schick die Altdorfer Schalmeien, deren diesjähriges Fasnetsmotto „Altdorfer Brothers“, mitreißend und fetzig deren Schalmeienklänge, seit 33 Jahren sind sie eine Institution in Weingarten.
Im Foyer treffen sich die Leute, es gibt viele phantasievolle Verkleidungen zu bewundern. Plätzler Helle meint trefflich: „Mit dene, wo’s schee isch, schwätzt ma, da bleibst.“Auch Markus Uhl ist unterwegs zwischen den Stehtischen. Er freut sich: „Die Stimmung ist bombig, die Musik kommt gut an, es ist Platz zum Tanzen und Schwätzen, ab halb elf ist zudem Disco, alles bestens!“Rund 60 Aktive seien eingebunden vor, auf und hinter der Bühne. Vor den Toiletten sammelt Lilli an einem Tisch mit Hygieneartikeln Geld für die Kinderklinik Tannheim, eine gute Idee, die so manche Münze für diesen guten Zweck auf den Teller fallen lässt.
Sogleich strömen alle Lustwandelnden in den Saal, denn die Allgäu Drumheads Vogt legen einen grandiosen Auftritt hin. Seit fünfeinhalb Jahren trommeln die 15 Jungs und sieben Mädels, fünfstimmig, die Choreographien selbst erfunden, die kleinste Trommlerin heißt Evi Teise, und ihr Bruder Ali Teise ist der Chef.
Hopfen und Malz verloren Schließlich Vorhang auf für die Plätzlertanzgruppe: Es lebe der Sport! Im Fitnessstudio wird geturnt und getanzt, was das Zeug hält. Sexy und rank wirbeln die Tänzerinnen umher, bis auf einen. Beim Üppigen (Peter Nagel) ist Hopfen und Malz verloren. Da hilft kein Ernährungsplan und kein Sportgerät, das neue Schalknarrkostüm zwickt und zwackt und passt hinten und vorne nicht. Also ab in den Super Bruzzler mit ihm, da zischt und dampft es gewaltig, am Ende kommt der stattliche Mann so geschrumpft wieder heraus, dass sein Trainer (Markus Uhl) ihm erlaubt, alles zu essen, was er will, nur keinen Salat. Seit August trainiert die Plätzlertanzgruppe unter Leitung von Evelyn Otten, Cornelia Mangold und Sandra Kohl, da steckt viel Arbeit drin. Der gewaltige Beifall macht klar: Die Mühen haben sich absolut gelohnt.
Das Zunftratballett ist dran. Vorab wird im filmischen Abspann erklärt, dass eine Zeit kommt, natürlich die Fasnet, da muss der Zunftrat für alles gewappnet sein – und so heißt es trainieren! Nun erscheinen die Räte im Turnerdress, angepfiffen von Feldwebel (abermals Peter Nagel) mühen sie sich ab, stets im Hintergrund Bilder von Supersportlern. Spinning, Verneigung vor der Ehrentribüne, Stärkung der Oberschenkel, Kampf dem Hüftgold, ein guter Zunftrat kann mindestens 100 Liegestützen. Doch beim entspannenden Yoga steht der Feldwebel alleine da, die Truppe hat sich klammheimlich verkrochen.
Zweiter Akt Zunftratballett: Es erklingt der Ungarische Tanz Nummer fünf von Johannes Brahms. Es erscheinen Klaus Müller, Peter Weber, Markus Uhl, Hans-Jörg Eisele, Elmar Hartnegg und Albrecht Rief. Unbekleidet, na ja, fast, bis auf eine hautfarbene Unterhose mit einem rot-weißen Plätzle drauf, jeder vor sich haltend ein Badetuch. Es wird getanzt und mit den Handtüchern gewirbelt, da sitzt jede Bewegung.
Der tosende Applaus will gar kein Ende mehr nehmen. Und die Herren beglücken das Publikum mit einer Zugabe.
Nach so viel geballter Männlichkeit schlüpfen sie in ihre Ratsmäntel, es wird gesungen „jetzt isch’s vorbei ihr liebe Leut mit der Herrlichkeit.“Aber nicht mit dem Ball, der geht es noch bis in die Morgenstunden weiter.