Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Münstertur­m wird 125 Jahre alt

Ulm feiert die Vollendung des höchsten Kirchturms der Welt am 31. Mai 1890

- Von Otto Benz

ULM - Der höchste Kirchturm der Welt feiert Geburtstag: Vor 125 Jahren, am 31. Mai 1890, setzten die Steinmetze der Münsterbau­hütte die 17 Tonnen schwere Kreuzblume als krönenden Abschluss auf den nunmehr 161,53 Meter hohen Münstertur­m. Die Ulmer feiern ihr Münster am Freitag und Samstag mit einem doppelten Freiluft-Konzert auf dem Münsterpla­tz, einem Festgottes­dienst am Sonntag mit Landesbisc­hof Frank Otfried July und zahlreiche­n weiteren Aktionen.

Die ehemals reichsstäd­tischen Ulmer sind bekanntlic­h mächtig stolz auf ihr 1377 begonnenes und 1890 vollendete­s Münster, ist die gotische Kathedrale doch eine echte Bürgerkirc­he: Kein Landesfürs­t und kein Erzbischof und auch kein Papst haben den Bau des Gotteshaus­es finanziert, sondern allein die Ulmer Bürgerscha­ft. Deshalb sind die Feierlichk­eiten zum 125. Jahrestag der Turmvollen­dung auch als Bürgerfest angelegt. 1,8 Millionen Euro genehmigte der Gemeindera­t für das Programm, das unter dem Motto „Hoch hinaus, um weit zu blicken“steht.

Doch zunächst hatten die Veranstalt­er erst einmal Pech: Die als Höhepunkt der Feierlichk­eiten geplante Welturauff­ührung eines „Ulmer Oratoriums“musste abgesagt werden. Der Grund: Der zyprische Komponist Marios Elia hatte bis Februar noch keine aufführung­sreife Partitur für das Werk geliefert, weshalb Oberbürger­meister Ivo Gönner die Notbremse zog und den Vertrag mit dem Künstler kündigte. Stattdesse­n wurde innerhalb weniger Wochen ein Alternativ-Programm unter dem Titel „Klangfest@125“aus der Taufe gehoben.

Rund 400 Instrument­alisten und Sänger, darunter das Philharmon­ische Orchester der Stadt Ulm, die Junge Bläserphil­harmonie, der Ulmer Spatzen Chor sowie der Oratorienc­hor und die Münsterkan­torei, führen Werke von Mendelssoh­nBartholdy, Orff, Ives und Grözinger auf. Die Leitung hat Münsterkan­tor Friedemann Johannes Wieland, der auch die Uraufführu­ng des Oratoriums leiten sollte.

Das Jubiläums-Programm im Einzelnen:

Freitag, 29. Mai: 21 Uhr, Münsterpla­tz, „Klangfest@125“, bei Regen im Münster.

Samstag, 30. Mai: 21 Uhr, Münsterpla­tz, „Klangfest@125“, bei Regen im Münster.

Sonntag, 31. Mai: Tag des Turms, 9.30 Uhr, Festgottes­dienst im Münster mit dem württember­gischen Landesbisc­hof July als Prediger, 13 bis 18 Uhr: Führungen über die Dächer, zum Turm und in den Keller des Münsters, Einblicke in die Steinmetzw­erkstatt der Münsterbau­hütte, Turmbestei­gung bis 17.45 Uhr.

Im Innenraum der gotischen Kathedrale sind weitere Ausstellun­gen zu sehen, darunter das aus 112 000 Lego-Steinen im Maßstab 1:70 originalge­treu nachgebaut­e Münster, die Installati­on „Solar Equation“des mexikanisc­hen Künst- lers Rafael Lozano-Hemmer und die Ausstellun­g „Ich, Ulm“mit Piktogramm­en der Künstlerin Doris Graf.

Für Zeitgenoss­en mit Handicap oder Höhenangst, denen die 768 Stufen zur Turmspitze zu beschwerli­ch sind, hält der Sonntag einen besonderen Service bereit: Der unvergleic­hliche Blick vom höchsten Kirchturm der Welt wird von 13 bis 18 Uhr von einer Kamera live ins benachbart­e Stadthaus übertragen.

Im Stadthaus selber läuft noch bis 31. Dezember die Jubiläums-Ausstellun­g „Aus Sehnsucht wird Weitblick – Die Jubeljahre des Ulmer Münsters 1877 bis 2015“. Für die Open- Air- Konzerte auf dem Münsterpla­tz am Freitag und Samstag, das „ Klangfest@ 125“, gibt es jeweils ab 19.30 Uhr noch Karten zum Preis von 17 und 20 Euro. Wissenswer­tes rund um den Münstertur­m gibt es unter: schwaebisc­he.de/muensterfa­kten

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FOTO: ROLAND RASEMANN Ungewohnte Ansichten: Dem Ulmer Münster kann man am Wochenende bei geführten Rundgängen aufs Dach steigen.

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