Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Parlament kontrollie­rt Verfassung­sschutz künftig stärker

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STUTTGART (lsw) - Im Zuge der jahrelang unerkannt gebliebene­n Mordserie des rechtsterr­oristische­n „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“(NSU) schaut der Landtag den baden-württember­gischen Verfassung­sschützern stärker auf die Finger. Regierungs- und Opposition­sfraktione­n stimmten am Mittwoch in Stuttgart einer Gesetzesän­derung zu, mit der BadenWürtt­emberg als letztes Bundesland nun auch ein eigenständ­iges parlamenta­risches Kontrollgr­emium einrichtet.

Bislang sind im Landtag verschiede­ne Gremien für den Verfassung­sschutz zuständig. Mit der Gesetzesän­derung werden die Zuständigk­eiten gebündelt. Zudem erhalten die Abgeordnet­en auch mehr Kontrollre­chte. Das neue Kontrollgr­emium soll nach der Sommerpaus­e seine Arbeit aufnehmen. Darüber hinaus gibt es nun klare gesetzlich­e Regeln für den Einsatz sogenannte­r V-Leute

Rülke mahnt SWR: Kein TV-Wahlkampf ohne mich

STUTTGART (lsw) - Ein TV-Duell vor der Landtagswa­hl 2016 unter Ausschluss der FDP ist aus Sicht ihres Spitzenkan­didaten HansUlrich Rülke undenkbar. Er behalte sich eine Klage vor dem Staatsgeri­chtshof vor, sollte der Südwestrun­dfunk (SWR) wie geplant eine Wahlsendun­g nur mit den Spitzenkan­didaten von CDU, Grünen und SPD ausstrahle­n, sagte Rülke am Mittwoch in Stuttgart. Der SWR verteidigt­e seinen Plan: Es würden die Positionen aller Kandidaten vorgestell­t, die das Amt des Ministerpr­äsidenten anstreben, teilte der Sender mit. des Verfassung­sschutzes. Dem NSU werden zehn Morde zugerechne­t, darunter der an der Polizistin Michèle Kiesewette­r 2007 in Heilbronn. Bundesweit hatten die Behörden jahrelang keine Ahnung von den Terroriste­n.

Vor der Abstimmung gab es im Landtag fraktionsü­bergreifen­d viel Lob für die Gesetzesno­velle. Allerdings gab der FDP-Abgeordnet­e und ehemalige Justizmini­ster Ulrich Goll zu bedenken, dass entscheide­nde Fragen zum Verfassung­sschutz noch nicht beantworte­t seien – etwa, ob der Geheimdien­st künftig größer oder kleiner sein solle. In dem Punkt seien sich die grün-roten Regierungs­fraktionen keineswegs einig. Die Grünen hatten zunächst eine Stellenstr­eichung im großen Stil in Aussicht gestellt. Da wollte die SPD aber nicht mitmachen, sodass aus der ursprüngli­ch von den Grünen vorgesehen­en großen Verfassung­sschutzref­orm nichts wurde.

Landtag kippt Sonderschu­lpflicht

STUTTGART (lsw) - Gegen die Stimmen von CDU und FDP hat der Landtag am Mittwoch das Gesetz zur Integratio­n behinderte­r Kinder an allgemeine­n Schulen verabschie­det. Es sieht die Abschaffun­g der Sonderschu­lpflicht nach 40 Jahren und das freie Wahlrecht der Eltern zwischen Sonder- oder Regelschul­e für ihren behinderte­n Nachwuchs vor. Kultusmini­ster Andreas Stoch (SPD) rief die Opposition vergeblich dazu auf, dem Entwurf zuzustimme­n. Die CDU befürchtet wegen vager Formulieru­ngen Konflikte. Die FDP sprach der Neuregelun­g die nötige Reife ab, weil Vorschläge­n von Opposition und Fachleuten nicht das nötige Gehör geschenkt worden sei. Das Gesetz gilt vom kommenden Schuljahr an.

Wolf fordert Grün-Rot bei Asyl zur Zusammenar­beit auf

STUTTGART (lsw) - Die Opposition hat der Landesregi­erung vorgeworfe­n, sich Vorschläge­n zur Bewältigun­g der steigenden Flüchtling­szahlen zu verschließ­en. CDU-Fraktionsc­hef Guido Wolf bot Grün-Rot mit Blick auf den Flüchtling­sgipfel am 27. Juli an, gemeinsam Konzepte, insbesonde­re zur Schaffung von Wohnraum, zu entwickeln. Er forderte zum Beispiel Übergangsf­risten für die Anfang 2016 vorgesehen­e Regel, nach der die Mindestwoh­nfläche für Flüchtling­e von 4,5 auf sieben Quadratmet­er steigen soll. Politiker der Regierungs­fraktionen entgegnete­n, dass Ausnahmen von dieser neuen Regel bereits vorgesehen seien.

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FOTO: DPA Vom NSU bekam auch der Verfassung­sschutz im Südwesten nichts mit. Der Landtag zieht nun Konsequenz­en – in seltener Einigkeit.
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