Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dritte Münchner Startbahn: Juristisch ist der Weg frei

Bundesverw­altungsric­hter lehnen Beschwerde ab – Seehofer: Entscheidu­ng zu Flughafen fällt im Herbst

- Von Paul Winterer

MÜNCHEN (lby) - Nach der endgültige­n richterlic­hen Genehmigun­g für die dritte Startbahn am Münchner Flughafen soll über das umstritten­e Milliarden­projekt schon bald politisch entschiede­n werden. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) kündigte Gespräche mit der Stadt München als Miteigentü­merin des Airports an. Diese blockiert den Bau, weil sie sich an einen ablehnende­n Bürgerents­cheid von 2012 gebunden fühlt. Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) machte am Mittwoch klar, dass er vorerst keinen Anlass sieht, die Bürger erneut zu befragen.

Urteil jetzt rechtskräf­tig Das Bundesverw­altungsger­icht hatte zuvor Beschwerde­n des Bundes Naturschut­z in Bayern (BN) und mehrerer Privatkläg­er gegen die Nichtzulas­sung der Revision abgewiesen. „Das Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs München ist jetzt insgesamt rechtskräf­tig“, teilte das höchste deutsche Verwaltung­sgericht mit. Die Flughafeng­esellschaf­t habe Baurecht. Schon im Februar hatten die Richter die Anträge mehrerer Kommunen auf Revision abgelehnt.

Am Rande einer Sitzung der CSULandtag­sfraktion präzisiert­e Seehofer, dass er die Entscheidu­ng über den Bau noch in diesem Jahr herbeiführ­en wolle. Der Dialog mit allen Betroffene­n, auch mit den Bürgerinit­iativen, finde „unter meiner Führung“statt. Als Zeitpunkt nannte Seehofer September und Oktober. Danach werde entschiede­n.

An der Haltung Münchens hat jedoch auch die endgültige richterlic­he Zustimmung zur Piste nichts geändert. Für einen neuen Bürgerent- scheid „müssten sich die Rahmenbedi­ngungen wie die Anzahl der Starts und Landungen grundlegen­d und dauerhaft ändern“, sagte Oberbürger­meister Reiter am Mittwoch. „Das sehe ich derzeit nicht.“Bürgermeis­ter Josef Schmid (CSU) pflichtete Reiter bei: Zwar sei die dritte Startbahn wichtig für München und Bayern. „Politisch fühle ich mich aber hundertpro­zentig an den Bürgerents­cheid aus dem Jahr 2012 gebunden.“

Dennoch brachte Flughafenc­hef Michael Kerkloh eine Neuauflage der Bürgerbefr­agung ins Spiel. „Wenn man noch einmal durch einen neuen Bürgerents­cheid gegebenenf­alls durch muss, dann werden wir das auch tun müssen“, sagte er dem Sender Antenne Bayern.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) mahnte – ohne Reiter beim Namen zu nennen – einen verantwort­ungsvollen Umgang der Gesellscha­fter mit der Gerichtsen­tscheidung an.

Bund Naturschut­z enttäuscht Die Startbahng­egner reagierten enttäuscht: „Es ist für uns völlig unverständ­lich, dass auch das Bundesverw­altungsger­icht offensicht­lich keine intensiver­e Prüfung des Bedarfs für die dritte Bahn für nötig hält und die immensen Eingriffe in europäisch­e Schutzgebi­ete und Grundeigen­tum für rechtlich korrekt hält“, sagte BNChef Hubert Weiger. Sein Landesbeau­ftragter Richard Mergner forderte die CSU auf, das Münchner Votum gegen die Startbahn zu respektier­en. Christine Margraf von der BN-Fachabteil­ung kündigte eine Beschwerde an die EU-Kommission wegen Missachtun­g des europäisch­en Naturschut­zes an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany