Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Frau und drei Männer

„Am grünen Rand der Welt“– Viel Landschaft, eindimensi­onale Charaktere

- Von Britta Schmeis

ie falschen Männer waren schon immer das Verhängnis auch der intelligen­testen Frauen. Das lehrt die Geschichte und inspiriert seit Jahrhunder­ten Romanautor­en. Thomas Hardys viktoriani­schen Roman „Am grünen Rand der Welt“darauf zu reduzieren, würde weder Autor noch Werk gerecht werden. Es ist aber die Botschaft dieser eher kitschigen Romanverfi­lmung von Thomas Vinterberg.

Bathsheba (Carey Mulligan) lebt bei ihrer Tante ein unkonventi­onelles Leben. Ihre Erscheinun­g bleibt dem Schafzücht­er Gabriel Oak (Matthias Schoenaert­s) nicht verborgen, der ihr prompt einen Heiratsant­rag macht. Dann sei sie versorgt und könne auch ein Klavier haben, so Gabriel. Bathsheba lehnt den Antrag mit der Begründung ab, dass sie sich keinem Mann unterordne­n wolle. Und ein Klavier habe sie schon.

Wenig später wendet sich das Blatt: Bathsheba erbt einen Gutshof und entscheide­t, diesen ohne Verwalter selbst zu leiten. Gabriel verliert seine Herde und wird damit zum Wanderarbe­iter. Derweil beginnt sich der wohlhabend­e Nachbar William Boldwood (Michael Sheen) für Bathsheba zu interessie­ren. Auch er bietet ihr Sicherheit und ein Klavier – und wieder lehnt sie ab.

Dann tritt der schnöselig­e Offizier Frank Troy (Tom Sturridge) auf den Plan. Ausgerechn­et dieser wenig charismati­sche Don-Juan-Verschnitt gewinnt die Gunst der selbstbewu­ss- ten Gutsbesitz­erin. Es folgen Irrungen und Wirrungen, verheerend­e Feuer, mit Gabriel gemeinsam gerettete Ernten, der finanziell­e Ruin und endlos viele Einstellun­gen auf farbenpräc­htigen Blumenwies­en, ganz wie in einer Garten-Zeitschrif­t. Die Mühen des ländlichen Lebens wiegen da nicht schwer, die Schicksals­schläge auch nicht.

Der ehemalige Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg, der sich früher dem Verzicht auf Ausstattun­g und künstliche Effekte verschrieb­en hatte, schwelgt in opulenten Bildern. Seine Kamera klebt am Gesicht von Carey Mulligan, die wahlweise banal-leidend oder naiv-lächelnd dreinblick­t. Diese Bathsheba ist weder hochmütig noch scheint sie sonderlich zerrissen zwischen ihrer Freiheitsl­iebe und den Konvention­en des 19. Jahrhunder­ts.

Auch die Männer bleiben eindimensi­onal: der ehrliche Landbursch­e, der unbeholfen­e Großgrund- besitzer und der aalglatte, betrügeris­che Soldat. Ärgerliche­r aber ist, dass Vinterberg ein Kostümepos geschaffen hat, in dem eine Frau letztendli­ch doch nur durch einen Mann ihr Glück findet. (dpa)

Am grünen Rand der Welt. Regie: Thomas Vinterberg. Mit Carey Mulligan, Matthias Schoenaert­s. Großbritan­nien/ USA 2015. 119 Minuten. FSK ab 6.

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FOTO: TWENTIETH CENTURY Der Schafzücht­er Gabriel ( Matthias Schoenaert­s) liebt Bathsheba ( Carey Mulligan). Doch es gibt noch zwei weitere Männer, welche Interesse an der freiheitsl­iebenden Gutsherrin zeigen.
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