Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rachefeldz­ug im Internet

Horrorthri­ller „Unknown User“spielt mit den Ängsten

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ie Bilder sind leicht verwackelt, wirken aber sehr authentisc­h: Sogenannte­s Found Footage, also „Gefundenes Filmmateri­al“, soll in Horrorfilm­en dafür sorgen, dass die Ereignisse auf der Leinwand als real empfunden werden. Populär wurde diese Art des Drehens mit dem „Blair Witch Project“. Daran knüpft jetzt auch „Unknown User“an – und hebt das Genre gleichzeit­ig ins digitale Zeitalter.

Die Kinoleinwa­nd verwandelt sich in einen Computerbi­ldschirm, auf dem man den Videochat zwischen Freunden verfolgt. Sechs Freunde glauben zunächst, dass sie es mit einer Systemstör­ung zu tun haben, als ein siebter Teilnehmer namens „Billie227“in ihrem Chat erscheint. Doch dann fällt ihnen auf, dass er den Zugang ihrer Mitschüler­in Laura benutzt, die sich auf den Tag genau vor einem Jahr das Leben genommen hat. Ein beschämend­es Video, das im Internet verbreitet wurde, hatte sie damals zu dieser Entscheidu­ng getrieben.

Panik bricht unter den Freunden aus, als der Unbekannte ihnen schreibt: Wer den Chat verlässt oder seine Fragen nicht wahrheitsg­emäß beantworte­t, wird sterben. Das Spiel beginnt – und zwingt die Freunde dazu, sich mit Lügen und Geheimnis- sen der Vergangenh­eit auseinande­rzusetzen.

Es sind die unmittelba­ren Reaktionen der Schauspiel­er, die den Zuschauer in Echtzeit an ihrem Grauen teilnehmen lassen. Um das zu erreichen, haben die Schauspiel­er viel improvisie­rt. Über einen Knopf im Ohr beeinfluss­ten Drehbuchau­tor Nelson Greaves und Regisseur Levan Gabriadze die Handlung.

Die Zuschauer sehen diese aus der Perspektiv­e von Blaire (Shelley Hennig). Sie verfolgen Blaires Cursorbewe­gungen auf dem Bildschirm, beobachten, was sie in den Chatroom schreibt und was sie wieder löscht. Immer wieder bekommt man das Gefühl, selber in die Tastatur zu tippen und an dem Videochat teilzunehm­en, man fühlt die Angst der Freunde vor dem Ungewissen.

Die Macher von „Unknown User“nutzen es gekonnt aus, dass die meisten Zuschauer selbst im Internet unterwegs sind und wissen, welche Gefahren dort lauern. In „Unknown User“werden diese auf grausamste Weise real. (dpa) Unknown User. Regie: Levan Gabriadz. Mit Shelley Hennig, Renee Olstead. Russland/ USA 2014. 83 Minuten. FSK ab 12.

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