Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hochzeit und Intrigen gibt’s in Weiler

Die Proben für das Theaterstü­ck über den Freiheitsk­ämpfer Dr. Anton Schneider laufen

- Von Linda Sendlinger

WEILER - „Nimm die Hand aus der Hosentasch­e“, ruft Helmut Wiedemann über den Weilerer Kirchplatz. Ein Bub verschränk­t schnell die Arme hinter dem Rücken. Knapp 50 Menschen stehen auf dem Platz. Die meisten tragen bunte Poloshirts, einer scheint aus der Zeit gefallen: schwarzer Gehrock und eine Weste über weißem Hemd - Kleidung, wie sie Männer im 19. Jahrhunder­t getragen haben. In der Zeit spielt das Theater „Anton Schneider – Verräter oder Visionär“, das Regisseur Wiedemann zum ersten Mal mit Schauspiel­ern und Komparsen gemeinsam auf dem Kirchplatz probt. Monatelang hat Gerd Zimmer Quellen stu- diert über den Freiheitsk­ämpfer Dr. Anton Schneider. Wollte ihn aus der Vergessenh­eit holen. Nun widmet ihm der Heimatpfle­ger ein Theaterstü­ck.

Ein Stück über den am 17. Juli 1777 in Weiler geborenen Advokaten, der sich nach vielen Kämpfen um die Vorarlberg­er Unabhängig­keit in einer aussichtsl­osen Situation den Bayern ausgeliefe­rt hat, um weiteres Blutvergie­ßen zu vermeiden. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafe­l am Schuhgesch­äft Wetzel an ihn.

Die Theaterpro­be beginnt. Die Menschen laufen die Stufen von der Kirche hinab, tratschen miteinande­r. Anton Schneider (Edi Wintergers­t) hat gerade seine Maria (Julia Sinds) geheiratet. Er im karierten Hemd, sie in violetter Pluderhose. Helmut Wiedemann zeigt den Schauspiel­ern und Komparsen, wo sie stehen sollen. Wie sie sich bewegen müssen auf der weiten Bühne, die von der Kirche bis zum Rathaus reicht.

Schon kurz nach der Hochzeit beginnen im Weiler des 19. Jahrhunder­ts die Intrigen. Hauptmann Josef Müller (Otto Schnurrenb­erger) stachelt die Weilerer gegen Anton Schneider auf, schreit mehr, als dass er spricht, und unterstrei­cht jeden Satz mit einer ausladende­n Armbewegun­g. „Lauf ein bisschen hin und her, nicht stehen bleiben“, flüstert Wiedemann Schnurrenb­erger zu.

Wiedemann ist zufrieden mit den Schauspiel­ern. „Sie versuchen, alles optimal umzusetzen“, sagt der Regis- seur. Seit Ende Februar übt er mit den Akteuren ihre Rollen. Wiedemann lässt ihnen viel Spielraum. „Bei der großen Bühne ist es egal, ob sie zwei Schritte weiter links oder drei weiter rechts stehen. Wichtig ist, dass sie in ihrer Rolle überzeugen.“

Otto Schnurrenb­erger gelingt das. Brüllend und gestikulie­rend wird der Pensionär zu Hauptmann Müller – trotz Brille und über die Schultern geworfenem Pullover.

Aufführung­en sind am Freitag, 17. und 24. Juli, und am Samstag, 18. und 25. Juli. Karten gibt es in der Tourist- Informatio­n in Weiler, 0 83 87 / 3 91 50, und ab 18 Uhr an der Abendkasse.

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FOTO: THOMAS GRETLER Diavortrag mit Franz Menig, Eintritt frei, Klinik im Hofgarten, Säulenhall­e, Am Hofgarten 1, 19.30 Uhr So werden die Schauspiel­er bei den Aufführung­en aussehen. Für einen Fototermin schlüpften sie schon einmal in die Kostüme: Kleider, Uniform und...

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