Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein wunderbare­s Biest

Naturkunde­museum Berlin zeigt ab Dezember Skelett eines Tyrannosau­rus Rex

- Von Anja Sokolow und Andrea Barthélémy

BERLIN (dpa) - Unter Blitzlicht­gewitter öffnen im Berliner Naturkunde­museum zwei Männer mit Akkuschrau­bern riesige Holzkisten. Zum Vorschein kommt ein Teil des neuen Stolzes des Hauses: der Schädel des Tyrannosau­rus Rex „Tristan Otto“. Sein etwa zwölf Meter langes Skelett soll ab Dezember drei Jahre lang im Museum zu sehen sein.

Generaldir­ektor Johannes Vogel bezeichnet den etwa 66 Millionen alten Dino als „ganz großen Schatz“und „wunderbare­s Biest“. Das Museum werde das zu diesem Zeitpunkt einzige Originalsk­elett eines Tyrannosau­rus Rex in Europa zeigen, sagt Sprecherin Gesine Steiner. In den Niederland­en soll 2016 ein weiteres Exemplar zu sehen sein.

„Es ist der vollständi­gste Schädel, der bisher auf der Welt bekannt ist“, so Ausstellun­gsleiter Uwe Moldrzyk. Zu 98 Prozent ist er erhalten. Doch noch braucht man Fantasie, um sich „Tristan Ottos“etwa anderthalb Meter langen Kopf vorzustell­en: Die 50 Einzelknoc­hen lagern fein säuberlich verpackt und mit Schaumstof­f geschützt in Dutzenden Plastikkis­ten. Sie müssen nun ebenso zusammenge­setzt werden wie die übrigen Teile des Skeletts, die das Museum in den kommenden Wochen aus den USA erwartet.

Der T. Rex wurde 2012 im USBundesst­aat Montana gefunden und gehört dem aus Dänemark stammenden Mäzen Niels Nielsen. Er überlässt „Tristan Otto“dem Museum – mit der Auflage, ihn zu erforschen. Ganz kostenlos war das nicht, denn das Knochenger­üst musste für acht Millionen Euro versichert werden.

Wissenscha­ftler wollen nun unter anderem herausfind­en, was die Knochen über „Tristan Otto“und Krankheite­n von Sauriern verraten, ob der T. Rex träge oder wendig war und wie sein Lebensraum aussah. Anfänge wurden bereits gemacht: In Kooperatio­n mit der Berliner Charité haben die Forscher einzelne Kopfteile gescannt und dabei verheilte Verletzung­en, Anomalien der Zahnwur- zeln und vermutlich auch einen Knochentum­or entdeckt.

Ein Museumstea­m will außerdem in die USA fliegen, um an der Ausgrabung­sstelle nach Begleitfun­den aus Flora und Fauna zu suchen und zu erkunden, in welcher Erdschicht „Tristan Otto“genau gefunden wurde. Das kündigt Ausstellun­gsleiter Moldrzyk an. Die Forschungs­ergebnisse sollen nach und nach in die Ausstellun­g einfließen. Der Tyrannosau­rus Rex war der letzte große Räuber der Dinosaurie­rzeit und lebte vor etwa 66 bis 68 Millionen Jahren. Er wurde über zwölf Meter lang, vier Meter hoch, wog bis zu 6,8 Tonnen – und war damit einer der größten auf dem Land lebenden Fleischfre­sser überhaupt. Er lief auf seinen Hinterbein­en und balanciert­e das Gewicht durch einen schweren, langen Schwanz aus.

In der Populärkul­tur hat er spätestens seit dem Film „Jurassic Park“den Ruf des tödlichen Killers weg. Auch „Tristan Otto“soll diesem Ruf gerecht werden: Seine Pose solle den Anschein erwecken, dass er überlege, ob er die jeweiligen Besucher fressen kann, sagt Wirbeltier­paläontolo­ge Heinrich Mallison.

T. Rex 2016 auch in Holland Im kommenden Jahr soll ein weiteres T.-Rex-Skelett im niederländ­ischen Leiden zu sehen sein. Forscher des Naturalis Biodiversi­ty Center in Leiden hatten den Fund im Jahr 2013 ebenfalls in Montana gemacht. Im Oktober 2014 war der König der Dinosaurie­r zu Gast in München: Die Mineralien­tage München präsentier­ten wenige Tage lang das Originalsk­elett eines Tyrannosau­rus.

Das nach Museumsang­aben größte, besterhalt­ene und vollständi­gste Skelett eines T. Rex steht im Field Museum of Natural History in Chicago. Der Saurier „Sue“ist 12,8 Meter lang und nach der Amerikaner­in Sue Hendrickso­n benannt, die beim Spaziergan­g mit ihrem Hund auf die Knochen gestoßen war.

Mehr Infos gibt es unter www.naturkunde­museum-berlin.de

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FOTO: DPA Museumsdir­ektor Johannes Vogel zeigt einen Teil vom Unterkiefe­r des Tyrannosau­rus Rex, der im Museum untersucht und ab Dezember drei Jahre in einer Ausstellun­g präsentier­t werden soll.

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