Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hupkonzert für den neuen Schnarchzapfen
Plätzlerchef Klaus Müller ist der neue Träger des Weingartener Schnarchzapfenordens – Manche Reime sind tabu
WEINGARTEN - Weingarten hat einen neuen Schnarchzapfen: In den ehrwürdigen Kreis der Träger des Schnarchzapfenordens ist am Welfenfestdienstag Plätzlerchef Klaus Müller aufgenommen worden. Bis der „Richter“beim Kasperletheater für Erwachsene den „Schuldigen“nannte, war sich Müller – selbst als Kasperle im Theater dabei – noch sicher, dass die „Ehre“seinem Vizezunftmeister zuteil werden würde.
Aber weit gefehlt. Ein breites Grinsen stand Plätzler-Vize Thomas Gössling ins Gesicht geschrieben, als das Urteil fiel. Und der „eigentlich Schuldige“(Müller), Maskenmeister Pierino Leopardi, grinste fast noch breiter. Was aber hatte Müller nach Ansicht des „hochwohllöblichen Schnarchzapfenordenverlehungskomitees“denn so sträflich verschnarcht? Beim Plätzlerball war der Zunftrat zu früh – zu den Klängen des Fanfarenzugs und nicht zum Narrenmarsch – in den Saal einmarschiert. Zwar machten die Zunfträte sofort kehrt, als sie den Fehler bemerkten, „aber das rettete die Situation nur bedingt“, bemerkte der Kasperletheater-Richter. „Es wird heute noch gerätselt, wer das falsche Startsignal gab.“Und weil er als Chef die Gesamtverantwortung für den Zunftrat trägt, trägt Klaus Müller nun auch den Orden – auch wenn er das Ganze seinem Maskenmeister in die Schuhe schieben wollte.
Dabei gab es durchaus weitere aussichtsreiche Kandidaten. Das Organisationsteam der Stadtmarketing GmbH etwa, „weil die beim SuperSamstag als Motto Varieté auf der Straße ausgelobt haben. Und mittendrin haben der Segelbacher und Katharinas Blumen-Eck Grabbepflanzungen gezeigt. Ausgesprochen passend.“Oder der städtische Bauhof – weil am Schwanenweiher und am Kreuzbergweiher immer noch Schilder mit der Aufschrift „Betreten der Eisfläche verboten“stehen. Oder die Welfenfestkomission – „die könnte man jedes Jahr nehmen“. Auch der Welfi – die neue Samstags-Glosse in der „Schwäbischen Zeitung“– stand auf der Schnarchzapfen-Liste. Der kleine Löwe hatte behauptet, der Wein fürs Welfenfest käme aus dem Freiburger Ortsteil Weingarten – er stammt jedoch aus der Gemeinde Weingarten bei Karlsruhe.
Buck und Sonntag verboten Nicht gerade für den Schnarchzapfen, aber natürlich für einige bissige Bemerkungen kam die Weingartener Krankenhaus-Misere infrage. Als der „OB“sich als Puppenfigur im Theater zu Kasperl und Seppl gesellte, stellte er gleich einmal einige Begriffe unter Verbot. Der Prominenten-Poetry- Slam beim Komm-Festival Mitte Juni spornte Kasperl, Seppl und den „OB“zu einem kleinen Dichterwettstreit an, Tabuwörter gab es darin genug: „Kürzlich hustete ich mir schier die Lunge raus und lag deswegen im Krankenhaus“, reimte Seppl – nur um beim letzten Wort von einer lauten Zensurhupe übertönt zu werden. Auch auf „Buckingham Palace“, Buckelwale, Buckelpiste und „noch nicht einmal Bücklinge“durften Kasperle und Seppl Reime bilden – „alles, in dem Buck vorkommt, ist verboten“, bestimmte der „OB“. Und als Seppl berichten wollte, dass er ausgerechnet am Sonntag aus dem Kranken- haus entlassen wurde, hupte es unentwegt. Das lauteste Gehupe erntete allerdings die „Hexe von der Geschwätzigen“– niemand anderes als die „Schwäbische Zeitung“– als sie ein paar Verse auf Ravensburg und Rutenfest dichten wollte.
„Bitte nicht ins EK“„Und auch bei der Oberschwabenklinik in Ravensburg gäb es einiges zu hupen“, ärgerte sich das Kasperle. 30 Prozent mehr Patienten aus Weingarten, das sei ja keine Kunst, „wenn du wegen jedem Hennafurz immer nach Ravensburg gefahren wirst. Da musst du dich mit Händen und Füßen dage- gen wehren.“Seppl hatte die passende Lösung für alle Weingartener Anhänger des örtlichen Krankenhauses parat: Ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht ins EK“.
Am Ende kletterte Kasperle Klaus Müller doch recht verdutzt aus dem Theaterhäuslein und ließ sich den Orden umhängen, von dem er Sekunden vorher noch gedacht hatte, dass ihn sein Vizezunftmeister bekommen sollte. „Aber es ist auch in Ordnung, wenn wir uns den 24. Schnarchzapfenorden einmal selber verleihen“, sagte Müller, inzwischen ebenso breit grinsend wie seine beiden Zunftratskollegen.