Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hupkonzert für den neuen Schnarchza­pfen

Plätzlerch­ef Klaus Müller ist der neue Träger des Weingarten­er Schnarchza­pfenordens – Manche Reime sind tabu

- Von Nicolai Kapitz

WEINGARTEN - Weingarten hat einen neuen Schnarchza­pfen: In den ehrwürdige­n Kreis der Träger des Schnarchza­pfenordens ist am Welfenfest­dienstag Plätzlerch­ef Klaus Müller aufgenomme­n worden. Bis der „Richter“beim Kasperleth­eater für Erwachsene den „Schuldigen“nannte, war sich Müller – selbst als Kasperle im Theater dabei – noch sicher, dass die „Ehre“seinem Vizezunftm­eister zuteil werden würde.

Aber weit gefehlt. Ein breites Grinsen stand Plätzler-Vize Thomas Gössling ins Gesicht geschriebe­n, als das Urteil fiel. Und der „eigentlich Schuldige“(Müller), Maskenmeis­ter Pierino Leopardi, grinste fast noch breiter. Was aber hatte Müller nach Ansicht des „hochwohllö­blichen Schnarchza­pfenordenv­erlehungsk­omitees“denn so sträflich verschnarc­ht? Beim Plätzlerba­ll war der Zunftrat zu früh – zu den Klängen des Fanfarenzu­gs und nicht zum Narrenmars­ch – in den Saal einmarschi­ert. Zwar machten die Zunfträte sofort kehrt, als sie den Fehler bemerkten, „aber das rettete die Situation nur bedingt“, bemerkte der Kasperleth­eater-Richter. „Es wird heute noch gerätselt, wer das falsche Startsigna­l gab.“Und weil er als Chef die Gesamtvera­ntwortung für den Zunftrat trägt, trägt Klaus Müller nun auch den Orden – auch wenn er das Ganze seinem Maskenmeis­ter in die Schuhe schieben wollte.

Dabei gab es durchaus weitere aussichtsr­eiche Kandidaten. Das Organisati­onsteam der Stadtmarke­ting GmbH etwa, „weil die beim SuperSamst­ag als Motto Varieté auf der Straße ausgelobt haben. Und mittendrin haben der Segelbache­r und Katharinas Blumen-Eck Grabbepfla­nzungen gezeigt. Ausgesproc­hen passend.“Oder der städtische Bauhof – weil am Schwanenwe­iher und am Kreuzbergw­eiher immer noch Schilder mit der Aufschrift „Betreten der Eisfläche verboten“stehen. Oder die Welfenfest­komission – „die könnte man jedes Jahr nehmen“. Auch der Welfi – die neue Samstags-Glosse in der „Schwäbisch­en Zeitung“– stand auf der Schnarchza­pfen-Liste. Der kleine Löwe hatte behauptet, der Wein fürs Welfenfest käme aus dem Freiburger Ortsteil Weingarten – er stammt jedoch aus der Gemeinde Weingarten bei Karlsruhe.

Buck und Sonntag verboten Nicht gerade für den Schnarchza­pfen, aber natürlich für einige bissige Bemerkunge­n kam die Weingarten­er Krankenhau­s-Misere infrage. Als der „OB“sich als Puppenfigu­r im Theater zu Kasperl und Seppl gesellte, stellte er gleich einmal einige Begriffe unter Verbot. Der Prominente­n-Poetry- Slam beim Komm-Festival Mitte Juni spornte Kasperl, Seppl und den „OB“zu einem kleinen Dichterwet­tstreit an, Tabuwörter gab es darin genug: „Kürzlich hustete ich mir schier die Lunge raus und lag deswegen im Krankenhau­s“, reimte Seppl – nur um beim letzten Wort von einer lauten Zensurhupe übertönt zu werden. Auch auf „Buckingham Palace“, Buckelwale, Buckelpist­e und „noch nicht einmal Bücklinge“durften Kasperle und Seppl Reime bilden – „alles, in dem Buck vorkommt, ist verboten“, bestimmte der „OB“. Und als Seppl berichten wollte, dass er ausgerechn­et am Sonntag aus dem Kranken- haus entlassen wurde, hupte es unentwegt. Das lauteste Gehupe erntete allerdings die „Hexe von der Geschwätzi­gen“– niemand anderes als die „Schwäbisch­e Zeitung“– als sie ein paar Verse auf Ravensburg und Rutenfest dichten wollte.

„Bitte nicht ins EK“„Und auch bei der Oberschwab­enklinik in Ravensburg gäb es einiges zu hupen“, ärgerte sich das Kasperle. 30 Prozent mehr Patienten aus Weingarten, das sei ja keine Kunst, „wenn du wegen jedem Hennafurz immer nach Ravensburg gefahren wirst. Da musst du dich mit Händen und Füßen dage- gen wehren.“Seppl hatte die passende Lösung für alle Weingarten­er Anhänger des örtlichen Krankenhau­ses parat: Ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht ins EK“.

Am Ende kletterte Kasperle Klaus Müller doch recht verdutzt aus dem Theaterhäu­slein und ließ sich den Orden umhängen, von dem er Sekunden vorher noch gedacht hatte, dass ihn sein Vizezunftm­eister bekommen sollte. „Aber es ist auch in Ordnung, wenn wir uns den 24. Schnarchza­pfenorden einmal selber verleihen“, sagte Müller, inzwischen ebenso breit grinsend wie seine beiden Zunftratsk­ollegen.

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FOTOS: DEREK SCHUH Wetterten über den einen oder anderen Weingarten­er Aussetzer: Kasperle, die Zeitungs- Hexe, der „ OB“und der Seppl ( oberes Bild). Seppl hielt auch einen Tipp für alle Krankenwag­en-Fahrer parat (unten links). Die Zuschauer lachten, am Ende fand auch...
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