Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Brückenschlag zu den Klosterfestspielen
Das Sommertheater im Schlösslegarten soll die festspielfreie Zeit überbrücken
WEINGARTEN - Die Bestürzung war groß, als im Winter die Nachricht die Runde machte: Im Sommer 2015 wird es keine Klosterfestspiele in Weingarten geben. Der Spielort war weggebrochen, obendrein klaffte ein großes Loch in der Finanzierung. Die nächsten Festspiele soll es im Sommer 2016 geben. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken und einen kleinen Appetitmacher auf die nächste Saison zu geben, hat sich der Kulturkreisvorsitzende Reinhold Schmid etwas Besonderes ausgedacht: Ein kleines Sommertheater im Schlösslegarten. Am kommenden Freitag geht es über die Bühne.
„Wir haben 174 Plätze, fast alle Karten sind schon verkauft“, erzählt Schmid. Die Komödie „Ja, ich will“scheint genau das Richtige zu sein. „Eine lockere, leichte Komödie mit Wortwitz. Ohne intellektuelle Höhenflüge“, sagt Reinhold Schmid. Es geht um Heirat: Sie will, er ist sich nicht sicher. „Paul muss Julie einen Antrag machen, weil zu Hause bereits die Fenster wackeln. Sie stürzt sich mit vollem Eifer in die Hochzeitsvorbereitungen. Zum Entsetzen von Paul, der nur beim feuchtfröhlichen Junggesellenabschied seine Freude findet.“So steht es in der Ankündigung. Es wartet ein ironisch-sarkastischernsthaft-lustiger Abend über die Gewohnheiten und Klischees von Männern und Frauen.
Großer Erfolg in Stuttgart In Stuttgart ist das Werk mit großem Erfolg am Theaterhaus aufgeführt worden. Das Zwei-Personen-Stück wird von Franziska Janetzko und Boris Rosenberger gespielt. Rosenberger ist in Weingarten kein Unbekann- ter: Er war schon in einigen Produktionen der Klosterfestspiele zu sehen. Und Franziska Janetzko ist TV-Schauspielerin, bekannt ist sie außerdem als Verkäuferin im Werbespot einer Münchener Kaffeerösterei.
Die Idee vom Theater im Schlösslegarten ist nicht neu. Als lockere Ergänzung zu den Festspielen auf dem Martinsberg hat es bereits zwischen 2001 und 2011 Aufführungen im Garten gegeben. „Das war damals immer leichtere Kost. Wir hatten Loriot, Karl Valentin und dergleichen. Ein Kontrast zu den Stücken der Weltliteratur, von Shakespeare oder Goethe im Klosterhof“, erinnert sich Reinhold Schmid. 2011 kam aus Kostengründen das Aus für die kleine Bühne im Schlösslegarten. Das als einmalige Veranstaltung geplante Sommertheater soll diese Tradition aufleben lassen, „vor allem aber die Lücke ein wenig schließen, die durch den Wegfall der Klosterfestspiele in diesem Sommer entstanden ist“, so der Kulturkreis-Vorsitzende. „Dass der Spielort im Klosterhof von der Akademie der Diözese abgelehnt wird, ist für mich immer noch nicht nachvollziehbar.“Die Leitung der Akademie hatte bekanntermaßen die Verantwortlichen der Klosterfestspiele mit dem Hinweis auf finanzielle Einbußen gebeten, einen neuen Spielort zu suchen. Im Klosterhof sind damit keine Festspiele mehr möglich. „Es soll ein Ausrufezeichen sein. Wir wollen damit zeigen: Freunde, es geht weiter“, sagt Schmid. „Eine Vorspeise auf 2016, ein Brückenschlag in die nächste Festspielsaison.“Dass die Festspiele im kommenden Jahr wieder stattfinden, ist für Reinhold Schmid sicher. „Die Finanzierung ist geklärt, auch Regisseur Christof Küster ist offenbar wieder mit dabei. „Letztlich geht es nur noch darum, einen Spielort zu finden“, sagt der Kulturkreis-Chef. Das Sommertheater mit der Komödie „ Ja, ich will“beginnt am Freitag, 17. Juli, um 20 Uhr im Schlösslegarten. Es gibt noch wenige Restkarten an der Abendkasse.